Peritonsillarabszess
Synonyme: Paratonsillarabszess, paratonsillärer Abszess
Englisch: peritonsillar abscess, quinsy
Definition
Unter einem Peritonsillarabszess versteht man eine Abszessbildung zwischen der Gaumenmandel und dem Musculus constrictor pharyngis.
Ätiopathogenese
Ein Peritonsillarabszess kann als Komplikation einer Angina lacunaris auftreten. Dabei wird zunächst eine Ausbreitung der Entzündung im Bindegewebe zwischen Gaumenmandel und Musculus constrictor pharyngis beobachtet (Peritonsillitis), die zu einer Abszessbildung führt. Auch die Weber-Drüsen können der Ausgangspunkt sein.
Seltener wird sie im Rahmen einer Pharyngitis acuta nach Tonsillektomie beobachtet, wenn die Tonsillen nicht vollständig entfernt worden sind.
Beim Peritonsillarabszess liegt eine aerob-anaerobe Mischinfektion vor, wobei Streptokokken der Gruppe A die vorherrschenden Erreger sind.
Klinik
Der Peritonsillarabszess tritt einige Tage nach einer Angina lacunaris auf und führt zu einseitigen Beschwerden beim Schlucken, welche die Nahrungsaufnahme erschweren. Der Allgemeinzustand ist dementsprechend in der Regel reduziert, die Körpertemperatur durch die Infektion erhöht.
Die Patienten haben eine kloßige Sprache und klagen über stechende Ohrenschmerzen (Otalgie). Die Speichelproduktion ist erhöht (Hypersalivation), es kann eine Sialorrhoe bestehen. Weiterhin kann eine Kieferklemme mit deutlicher Einschränkung der Mundöffnung beobachtet werden.
Komplikation
Eine schwerwiegende Komplikation ist der Einbruch des Abszesses in das Spatium parapharyngeum und Absinken ins Mediastinum mit Mediastinitis. In einem solchen Fall besteht Lebensgefahr.
Diagnostik
Bei der Inspektion zeigt sich, dass die Bewegung des weichen Gaumens auf einer Seite eingeschränkt ist. Der vordere Gaumenbogen der betroffenen Seite ist gerötet und vorgewölbt. Die Uvula ist ödematös verschwollen und wird zur anderen Seiten gedrängt. Die Lymphknoten im Kieferwinkel sind vergrößert und schmerzhaft.
Zusätzlich kann eine Sonographie der Halsregion durchgeführt werden. Wenn vermutet wird, dass sich der Abszess entlang der Halsfaszien ausgebreitet hat, sollte eine Computertomographie des Halsbereiches durchgeführt werden.
Bei Verdacht auf eine Thrombose der Vena jugularis interna ist eine Doppler-Sonographie indiziert.
Differenzialdiagnose
Differenzialdiagnostisch sollte an ein Uvulaödem gedacht werden, welches allergisch bedingt sein kann und auch im Rahmen eines angioneurotischen Ödems auftritt. Es sollte daran gedacht werden, dass eine Kieferklemme auch myogen, neurogen oder arthrogen bedingt sein kann.
Therapie
Bei einer Peritonsillitis wird zunächst Penicillin oral oder parenteral verabreicht. Alternativ können auch Clindamycin oder Cefuroxim verordnet werden.
Ein Abszess wird durch eine Inzision und Spreizung mit der Kornzange behandelt, wobei mehrere Tage nach der Inzision immer wieder nachgespreizt werden muss. Zusätzlich führt man eine intravenöse Antibiotikatherapie durch, z.B. mit Ampicillin/Sulbactam.
Wenn sich der Abszess nicht genügend entleert, ist eine Abszesstonsillektomie (sog. „heiße Tonsillektomie“) indiziert; ansonsten sollte eine Tonsillektomie vier Tage nach der Inzision oder nach vollständiger Abheilung erfolgen, da es sonst immer wieder zu Rezidiven kommen kann.
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