Pararauschbrand (Hund)
Synonym: Malignes Ödem
Definition
Als Pararauschbrand bezeichnet man eine Infektion mit speziellen Clostridienarten, die zu Gasödembildungen beim Hund führt.
Ätiologie
Die Erkrankung wird durch Clostridium septicum und Clostridium novyi ausgelöst. Clostridien sind grampositive, obligat anaerobe und sporenbildende Bakterien.
Die Erreger kommen ubiquitär im Boden sowie im Süß- und Meerwasser vor. Als apathogene Saprophyten sind sie auch im Gastrointestinaltrakt von Menschen und Tieren sowie auf der Haut und auf Schleimhäuten zu finden.
Epidemiologie
Im Gegensatz zum Rauschbranderreger (Clostridium chauvoei) - der nur Wiederkäuer und Pferde befällt - kommt Pararauschbrand bei vielen Haussäugetieren, einschließlich Vögeln, vor.
Pathogenese
Zu einer Infektion kommt es, wenn Clostridien-Sporen in Verletzungen, Operationswunden oder Injektionsstellen eindringen. Herrschen gleichzeitig anaerobe Verhältnisse (z.B. infolge schlechter Gewebedurchblutung), wird die Ausbreitung einer Infektion begünstigt. Im weiteren Verlauf kommt es zu einer hochgradigen und schnell fortschreitenden Entzündungsreaktion, die mit Gewebenekrosen und Schwellungen einhergeht.
Die Gewebeschädigungen werden v.a. durch Exoenzyme und Exotoxine der Clostridien hervorgerufen.
Klinik
Betroffene Hunde leiden an hochgradig schmerzhaften, warmen und ödematösen Schwellungen mit Gewebenekrosen und subkutanen Emphysemen. An den Wunden fließt häufig ein rötlich-gelbes, säuerlich riechendes Exsudat ab. Infolge der Septikämie kommt es zu Fieber, Apathie und Tachykardie.
Eine Gasentwicklung kann ausbleiben, es kommt aber stets zu einer ausgedehnten Ödembildung. In diesem Fall spricht man von einem malignen Ödem und nicht von Pararauschbrand.
Differenzialdiagnosen
Myositiden anderer Genese (z.B. Toxoplasmose oder Neosporose, immunbedingte Muskelprobleme) müssen ausgeschlossen werden. Beim Vorliegen eines ausgedehnten Emphysems im Thoraxbereich muss auch immer an ein Pneumomediastinum gedacht werden.
Diagnose
Die Diagnose kann häufig aufgrund des typischen klinischen Bildes gestellt werden. Der direkte Erregernachweis mittels Bakterienkultur gelingt nur dann, wenn die anaeroben Verhältnisse strikt eingehalten werden.
Therapie
Die Therapie besteht aus lokalen (großflächige Wundrevision) sowie systemischen (parenterale Antibiose) Maßnahmen. Die Wahl des Antibiotikums richtet sich nach dem Ergebnis des Antibiogramms. Wirksam sind Amoxicillin-Clavulansäure (20 mg/kgKG BID), Metronidazol (10 mg/kgKG BID bis TID) oder Clindamycin (5 bis 10 mg/kgKG BID). Die Therapie muss mindestens eine Woche über die klinische Besserung hinaus fortgesetzt werden.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Prognose
Die Prognose ist als günstig zu werten, insofern eine vollständige Entfernung des Wundherdes möglich ist.
Quellen
- Niemand HG (Begr.). Suter PF, Kohn B, Schwarz G (Hrsg.). 2012. Praktikum der Hundeklinik. 11., überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke-Verlag in MVS Medizinverlag Stuttgart GmbH & Co. KG. ISBN: 978-3-8304-1125-3.
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