Otitis externa (Kaninchen)
Synonym: Gehörgangsentzündung
Englisch: otitis externa
Definition
Unter einer Otitis externa versteht man beim Kaninchen eine Entzündung der Haut sowie Unterhaut (Subkutis) im Bereich des äußeren Gehörgangs (Meatus acusticus externus).
Vorkommen
Kaninchen sind häufig von Otitiden betroffen. Die Erkrankung betrifft v.a. ältere Tiere.
Ätiopathogenese
Auslöser einer Otitis externa sind Bakterien wie z.B. Pasteurella multocida und/oder Milben (Psoroptes cuniculi). Im weiteren Krankheitsverlauf kann sich aus einer Otitis externa eine Otitis media oder gar interna entwickeln.
Die Otitis externa kann auch die Folge einer initialen Otitis interna bzw. media sein. In diesen Fällen sind meistens Jungtiere betroffen, bei denen die Erreger über die Tuba auditiva (Eustachische Röhre) aufsteigen und dann aufgrund unterschiedlicher Auslöser klinisch manifest werden.
Klinik
Die Otitis externa verläuft oftmals subklinisch. Neben Juckreiz sind die Pinnae gerötet. Bei Milbenbefall sind an den Pinnae sowie im Gehörgang zusätzlich borkige Beläge vorhanden. In ausgeprägten Krankheitsfällen entwickelt sich eine Dermatitis an Kopf, Hals und Schulter. Es fließt eitriges Sekret aus dem Gehörgang ab und die Tiere schütteln vermehrt ihren Kopf.
Liegt gleichzeitig eine Otitis media oder interna vor, sind oftmals auch Symptome eines peripheren Vestibularsyndroms (Nystagmus, Ataxie, Kopfschiefhaltung, Horner-Syndrom u.ä.) ausgebildet.
Differenzialdiagnosen
- Enzephalitozoonose
- Otitis media bzw. interna
Diagnose
Neben der Anamnese und klinischen Untersuchung ist v.a. die typische Klinik (Kopfschiefhaltung, eitriger Ausfluss, Kopfschütteln u.ä.) hinweisend. Neben der otoskopischen Untersuchung ist ein Nachweis von Milben sowie das typische zytologische Bild einer Tupferprobe (nativer Ausstrich auf Objektträger) beweisend.
Bei vestibularen Symptomen ist zusätzlich ein Röntgen der Bullae und/oder eine Computertomographie sowie eine Endoskopie des Gehörgangs indiziert.
Therapie
Beim Nachweis von Ohrmilben ist Ivermectin (0,4 bis 0,6 mg/kgKG s.c./p.o. 2 bis 3x im Abstand von 10 bis 14 Tagen) Moxidectin (0,2 bis 0,3 mg/kgKG s.c./p.o., Wiederholung nach 10 Tagen) oder Selamectin (8 bis 14 mg/kgKG perkutan als spot-on, Wiederholung nach 21 bis 30 Tagen) anzuwenden. Parallel dazu ist auf eine adäquate Analgesie (z.B. Metamizol 65 mg/kgKG p.o. 3 bis 4x tägl.) sowie eine systemische Antibiose zu achten.
Bei einer eitrigen Otitis externa muss die Antibiose dem Antibiogramm angepasst werden. Parallel dazu sind Analgetika und topische Behandlungen (Ohrreinigung und -spülungen) durchzuführen. Bei Vestibularsyndrom stehen Infusionen, Analgesie, H1-Blocker (Diphenhydramin 2 mg/kgKG s.c. 2 bis 3x tägl.) oder Metoclopramid (0,5 bis 1 mg/kgKG s.c./p.o. 2 bis 3x tägl.) im Vordergrund. In ausgeprägten Fällen ist eine Bullaosteotomie erforderlich.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Prognose
Die Prognose ist bei parasitärer Otitis gut, bei bakteriell bedingten Otitiden hingegen vorsichtig.
Literatur
- Müller K (Hrsg.). 2017. MemoVet. HeimtierSkills. 1. Auflage, Stuttgart: Schattauer Verlag GmbH. DOI: 10.1055/b-005-148996