Orbita (Veterinärmedizin)
Synonym: Augenhöhle
Englisch: orbit
Definition
Die Orbita, auch Augenhöhle genannt, ist in der Veterinärmedizin die im Grenzbereich zwischen Hirn- und Gesichtsschädel ausgebildete Höhle zur Aufnahme des Auges mitsamt seinen Nebenorganen.
Anatomie
Die Orbita liegt an der Grenze von Hirn- und Gesichtsschädel und wird von den Knochen beider Schädelabschnitte gebildet. Die tierartlich verschieden ausgebildete Höhle dient der Aufnahme des Auges mit dem Augapfel und seiner Nebenorgane (Augenmuskeln, Nerven, Gefäße und periorbitales Fettpolster).
Achsenmaße
Die Stellung der Augenhöhlen ist bei den verschiedenen Haussäugetieren unterschiedlich ausgebildet. Der Winkel, den ihre Achsen miteinander bilden, wird als Orbitaachse bezeichnet. Dieser Winkel stimmt jedoch nicht mit der Augenachse überein.
Folgende Werte können bei den verschiedenen Haussäugetieren nachgewiesen werden:
Tier: | Orbitaachse: | Augenachse: |
---|---|---|
Katze: | 49° | 20° |
Hund: | 79° | 30 bis 50° |
Schwein: | 85,5° | 66° |
Rind: | 94° | 104° |
Pferd: | 115° | 90° |
Schaf: | 129° | 100° |
Morphologie
Der Augenhöhlenzugang (Aditus orbitae) wird von folgenden Knochen geformt:
- vom Tränenbein (Os lacrimale),
- vom Jochbein (Os zygomaticum),
- vom Stirnbein (Os frontale), sowie beim Pferd zusätzlich noch
- vom Jochfortsatz des Schläfenbeins (Os temporale).
Man unterscheidet am Augenhöhlenrand (Margo orbitalis) einen unteren und oberen Rand (Margo infraorbitalis und supraorbitalis).
Beim Pferd und Wiederkäuer ist der Augenhöhlenzugang rundum knöchern begrenzt, beim Fleischfresser und Schwein hingegen mit einer dorsolateralen Lücke unvollständig umrandet. Der Knochenausschnitt wird bei diesen Tierarten durch das Ligamentum orbitale überbrückt.
Die untere Fläche des Jochfortsatzes des Os frontale ist beim Pferd und Wiederkäuer im Schläfenbereich zur Tränendrüsengrube (Fossa glandulae lacrimalis) vertieft.
Die mediale Orbitawand wird von drei bzw. vier Knochen gebildet:
- vom Stirnbein,
- vom Tränenbein und
- vom Flügel des Os praesphenoidale. Beim Fleischfresser beteiligt sich außerdem noch
- die Lamina perpendicularis des Os palatinum.
Durchtrittsstellen
Die Orbita steht durch mehrere Löcher mit der Schädelhöhle in direktem Kontakt. Diese Öffnungen dienen als Durchtrittsstellen für Nerven und Gefäße. Von oben nach unten aufgereiht sind dies:
Öffnung: | Durchtretende Struktur: |
---|---|
Foramen ethmoidale | Arteria und Vena ethmoidalis externa |
Canalis opticus | Nervus opticus sowie Arteria ophthalmica interna |
Fissura orbitalis | Nervus ophthalmicus sowie Augenmuskelnerven (Nervi oculomotorius, trochlearis und abducens) |
Foramen rotundum | Nervus maxillaris |
Die letzten beiden Öffnungen (Fissura orbitalis und Foramen rotundum) sind beim Wiederkäuer und Schwein zum Foramen orbitorotundum vereinigt. Beim Hund und auch beim Pferd mündet das Foramen rotundum rostral in den Flügelkanal (Canalis alaris), der wiederum unmittelbar vor ihm mit dem Foramen alare rostrale endet. Der Flügelkanal durchbohrt in seinem Verlauf den Ursprung des Processus pterygoideus. Dieser Kanal beginnt mit dem Foramen alare caudale, nimmt die Arteria maxillaris in sich auf und endet wie erwähnt mit dem Foramen alare rostrale.
Außer beim Fleischfresser werden alle Öffnungen bis zum Canalis opticus hin von der Flügelleiste (Crista pterygoidea) lateralseitig überdacht. Gleichzeitig springt rostroventral der Flügelfortsatz (Processus pterygoideus) vor und beteiligt sich so an der Bildung des Choanenrandes.
Die Facies orbitalis des Os lacrimale trägt den Tränentrichter (Fossa sacci lacrimalis), der in den Tränennasengang (Ductus nasolacrimalis) führt. In diesem Bereich sind beim Schwein zwei Foramina lacrimalia ausgebildet. Unmittelbar hinter dem Tränentrichter liegt die Fossa musculi obliqui ventralis, die dem Musculus obliquus ventralis als Ursprung dient.
Die Orbita beim Wiederkäuer hebt sich in ihrer Ausprägung besonders von denen der übrigen Haussäugetieren ab. Da sich die Tränenbeinblase (Bulla lacrimalis) in die Orbita vorwölbt, kann sie eindeutig dieser Tierart zugeordnet werden.
Literatur
- Nickel, Richard, August Schummer, Eugen Seiferle. Band I: Bewegungsapparat. Lehrbuch der Anatomie der Haustiere. Parey, 2004
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