Nervus oculomotorius (Veterinärmedizin)
Synonyme: 3. Hirnnerv, Nervus III
Definition
Als Nervus oculomotorius bezeichnet man den 3. Hirnnerv der Haussäugetiere. Er führt somatomotorische Fasern und innerviert Teile der Augenmuskulatur.
Anatomie
Die Kerngebiete des Nervus oculomotorius sind der Nucleus motorius nervi oculomotorii und die Nuclei parasympathici nervi oculomotorii. Sie liegen nahe beieinander im dorsolateralen Bereich der Mittelhirnhaube (Tegmentum mesencephali).
Verlauf
Die Fasern aus den Ursprungskernen treten in mehreren Bündeln an der Unterseite der Großhirnschenkel (Crura cerebri) im Sulcus nervi oculomotorii an die Gehirnoberfläche. Hier vereinigen sie sich zu einem relativ kräftigen Nerven, der - zusammen mit dem Nervus ophthalmicus und dem Nervus abducens in einer gemeinsamen Durascheide eingehüllt - nach rostral verläuft.
Nach dem Durchtritt durch die Fissura orbitalis bzw. das Foramen orbitorotundum verlässt der Nervus oculomotorius die Schädelhöhle, um in die Augenhöhle einzutreten. Kurz darauf teilt er sich in einen Ramus dorsalis und einen Ramus ventralis. Der Nervus oculomotorius ist beim Rind stärker ausgebildet als beim Pferd.
Ramus dorsalis
Der Ramus dorsalis führt ausschließlich motorische Fasern, die er nach kurzem Verlauf an den Musculus rectus dorsalis, den Musculus levator palpebrae superioris und den Musculus retractor bulbi entlässt.
Ramus ventralis
Der Ramus ventralis ist der stärkere und längere Aufteilungsast des Nervus oculomotorius. Er besitzt neben einer motorischen Komponente auch parasympathische Fasern. Die motorischen Fasern versorgen die Musculi rectus medialis und ventralis sowie - über ein kräftigeres Bündel - den Musculus obliquus ventralis, der dem Musculus rectus ventralis aufliegt. Die parasympathischen Fasern treten durch die Radix oculomotoria mit dem Ganglion ciliare in Verbindung.
Ganglion ciliare
Das Ganglion ciliare liegt am Ramus ventralis nervi oculomotorii im jenem Bereich, wo der Ast für den Musculus obliquus ventralis abzweigt. Beim Hund und Schwein ist es etwa hirsekorngroß, beim Pferd sogar etwas kleiner. Beim Rind ist das Ganglion im Durchschnitt größer als beim Pferd und bei der Katze absolut und relativ am größten. Da beim Pferd und bei der Katze die Radix oculomotoria oft kurz ausgebildet sind, scheint das Ganglion mit dem Ramus ventralis des Nervus oculomotorius verschmolzen zu sein.
Dem Ganglion ciliare werden über diese Wurzeln die präganglionären parasympathischen Oculomotoriusfasern zugeführt. Die postganglionären Fasern gelangen als Nervi ciliares breves zum Bulbus. Zusätzlich erhält das Ganglion ciliare über den Ramus communicans cum nervi nasociliari sensible sowie über den Ramus sympathicus ad ganglion ciliare sympathische Fasern. Diese werden über das Ganglion ciliare craniale, entweder über den Nervus nasociliaris, den Nervus canalis pterygoidei, oder über den Plexus cavernosus zugeführt.
Innervation
Der Nervus oculomotorius innerviert motorisch alle Augenmuskeln (Musculi bulbi), mit Ausnahme des Musculus obliquus dorsalis und Musculus rectus lateralis sowie des lateralen Teils des Musculus retractor bulbi.
Er ist zusätzlich für die Innervation des Musculus palpebrae superioris zuständig. Mit seinen parasympathischen Fasern versorgt er über das Ganglion ciliare den Musculus sphincter pupillae und den Musculus ciliaris. Somit ist er an der Steuerung des Pupillarmechanismus und der Linsenakkomodation beteiligt.
Innervationsgebiete des Nervus oculomotorius | |
---|---|
motorisch: | parasympathisch: |
Musculus rectus dorsalis | Musculus ciliaris |
Musculus rectus ventralis | Musculus sphincter pupillae |
Musculus rectus medialis | |
Musculus obliquus ventralis | |
Musculus retractor bulbi (außer laterale Portion) | |
Musculus levator palpebrae superioris |
Literatur
- Nickel, Richard, August Schummer, Eugen Seiferle. Band VI: Nervensystem. Lehrbuch der Anatomie der Haustiere. Parey, 2004
- König, Horst Erich, and Hans-Georg Liebich. Anatomie der Haussäugetiere: Lehrbuch und Farbatlas für Studium und Praxis. Schattauer Verlag, 2014.
- Salomon, Franz-Viktor, Hans Geyer, Uwe Gille. Anatomie für die Tiermedizin. Georg Thieme Verlag, 2015.
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