Oesophagostomose (Schwein)
Synonyme: Oesophagostomum-Infektion des Schweines, Knötchenwürmer des Schweines
Definition
Als Oesophagostomose des Schweines bezeichnet man eine parasitär bedingte Erkrankung beim Schwein, die durch Oesophagostomum-Arten verursacht wird.
Erreger
Die Oesophagostomose beim Schwein wird durch
- Oesophagostomum dentatum,
- Oesophagostomum quadrispinulatum und seltener auch durch
- Oesophagostomum brevicaudum verursacht.
Oesophagostomum-Arten sind 7 bis 16 mm lange und weißliche Würmer, die einen nach vorn gerichtete Mundöffnung und eine zylindrische Mundkapsel besitzen. Sie weisen Kutikulaeinschnürungen am Vorderende auf und besitzen eine tiefe Zervikalfurche sowie eine gut ausgebildete Bursa copulatrix. Oesophagostomum quadrispinulatum und Oesophagostomum dentatum können anhand der Weibchen leicht voneinander unterschieden werden: Das Schwanzende von Oesophagostomum quadrispinulatum ist deutlich schlanker und länger als jenes von Oesophagostomum dentatum. Außerdem weist Oesophagostomum quadrispinulatum verschieden lange Spicula auf. Mundkapsel und Ösophagus sind ebenfalls deutliche Unterscheidungskriterien.
Oesophagostomum-Eier sind dünnschalig, oval geformt, 71 - 82 x 38 - 46 µm groß und enthalten Blastomere.
Vorkommen
Oesophagostomum-Arten sind weltweit verbreitet. In Europa liegen die Prävalenzen zwischen 20 und 100 %.
Entwicklung
Oesophagostomum-Arten folgen einem homoxenen Lebenszyklus. Adulte Würmer leben vorwiegend im Caecum und im proximalen Colon. Aus den Eiern die mit dem Kot an die Umwelt abgegeben wurden schlüpfen nach einigen Tagen die Erstlarven (L1). Diese entwickeln sich über zwei Häutungen in 3 bis 6 Tagen (bei Temperaturen über 20 °C) zu infektionsfähigen und bescheideten Drittlarven (L3) weiter. Die Drittlarven werden wiederum per os aufgenommen, gelangen dann in den Dünndarm und streifen dort ihre Scheide ab. Im Anschluss wandern sie weiter in das Caecum und Colon, wo sie bereits 24 Stunden später in die Schleimhaut eindringen.
Um den 4. Tag p.i. findet in submukös liegenden Knötchen die dritte Häutung statt. Zwischen dem 7. und 14 Tag p.i. kehren die Viertlarven (L4) in das Darmlumen zurück - sie können aber auch noch bis zu 2 Monate in den Knötchen verbleiben, bevor sie auswandern. Die anschließende Häutung zum präadulten Stadium findet ab dem 10. Tag p.i. statt. Die Präpatenz für Oesophagostomum dendatum und Oesophagostomum quadrispinulatum beträgt mindestens 17 Tage, kann jedoch auch erheblich verlängert sein.
Epidemiologie
Oesophagostomum-Infektionen treten sowohl bei Stall- als auch bei Weidehaltung der Schweine auf. Ältere Tiere sind als Eiausscheider von epidemiologischer Bedeutung, da diese häufiger befallen sind als Mastschweine und dabei erhebliche Eizahlen (einige Tausend pro Gramm Kot) ausscheiden können. Zu beachten ist, dass bei einer geringen Infektionsdosis sowohl die Eiproduktion der Weibchen als auch die Infektiösität der Drittlarven höher ist als bei einer starken Infektion. Um den Zeitpunkt der Geburt ist bei Sauen eine erhöhte Eiausscheidung zu beobachten.
Damit sich infektiöse Larven aus den Eiern entwickeln können, sind Mindesttemperaturen von 10 °C notwendig. Aufgrund dessen findet die Entwicklung in europäischen Gebieten auf der Weide meist nur von Mai bis Oktober statt. Die Drittlarven überwintern im Kot sowie in dessen Umgebung nur bedingt, sodass die Ansteckung der Tiere bei Weidehaltung v.a. in den Monaten Juli bis Oktober stattfindet.
Pathogenese
Larven, die in die Darmwand von Caecum und Colon eingewandert sind, entwickeln sich während der histotropen Phase in der Mukosa und teilweise auch in der Submukosa. Sie führen zur Bildung von 1 bis 20 mm großer Knötchen, die zentral ein gelbliches oder braun-schwarzes, dickflüssiges Exsudat sowie die Larve enthalten. Histologisch ist die Larve in eine eosinophile Hülle eingeschlossen und wird von einem Wall von Makrophagen und neutrophilen Granulozyten umringt.
Während die Larve sich häutet und wieder in das Darmlumen zurück wandert, kommt es zur vermehrten Einwanderung von eosinophilen und neutrophilen Granulozyten in das Knötchen. Nachdem die Viertlarve in das Darmlumen ausgewandert ist, bleibt ein Pfropf aus nekrotischem Material und Fibrin im kraterartig eingesenkten Knötchen zurück. Aufgrund muköser und submuköser Ödeme wird die Dickdarmwand verdickt. Im Anschluss klingen die entzündlichen Prozesse rasch ab und die Knötchen vernarben.
Im Zuge der Infektion kommt es zu einer dosisabhängigen Kryptenhyperplasie, die vermutlich auf entzündliche Prozesse im Dickdarm distal der Hauptansiedlungsstelle der Nematoden zurück zu führen ist. Oesophagostomum quadrispinulatum verursacht deutlich ausgeprägtere Läsionen als Oesophagostomum dentatum. Die während der histotropen Phase entstehenden Darmwandschäden stellen Eintrittspforten für bakterielle Erreger dar, die zu diphteroiden oder hämorrhagischen Enteritiden führen können.
Immunität
Eine Immunität wird nur in begrenztem Umfang gebildet, wodurch die durchschnittlich hohe Wurmbürde bei älteren Tieren erklärt werden kann.
Klinik
Auch bei einer hohen Befallsrate verläuft die Infektion meist symptomlos. Eventuell entstehende nekrotisch-diphtheroide Dickdarmentzündungen sind vermutlich auf bakterielle Begleitinfektionen zurückzuführen. Tritt ein massiver Befall bei Jungtieren auf, kann dieser zu einer Beeinträchtigung der Schleimhautfunktion führen. Daraus resultiert meist eine verminderte Gewichtszunahme sowie Futterverwertung. In seltenen Fällen können Durchfälle beobachtet werden.
Sauen mit einer hohen Wurmbürde (mehr als 5.000 Exemplare) reagieren mit Gewichtsverlust, Verringerung der Wurfgröße sowie des Wurfgewichtes der Ferkel und verminderter Milchleistung.
Diagnose
Die dünnschaligen Eier können mittels Flotationsverfahren nachgewiesen werden. Eine Gattungsdifferenzierung ist anhand der Drittlarven aus Kotkulturen möglich.
Therapie
Gegen Oesophagostomum-Arten sind verschiedene Anthelmintika wirksam. Da für makrozyklische Laktone allerdings zum Teil nur eine unbefriedigende Wirkung beschrieben ist, sollten andere Präparate verwendet werden. Ebenso empfiehlt es sich eine mehrtägige Behandlung vorzunehmen, um Nachschübe heranreifender Stadien besser erfassen zu können. In Deutschland konnten in einzelnen Betrieben schon Resistenzen gegen Pyrantel, Levamisol oder Benzimidazole nachgewiesen werden.
Fenbendazol (0,3 - 1,0 mg/kgKG über 5 bis 15 Tage) zeigt eine gute Wirkung gegen Oesophagostomum-Arten. Ebenso kann Febantel (15 bis 30 ppm im Futter über 5 bis 6 Tage) verwendet werden.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Literatur
- Boch, Josef, Supperer, Rudolf. Veterinärmedizinische Parasitologie. 6. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Parey Verlag, 2005
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