Neurothrombektomie
Englisch: neurothrombectomy
Definition
Eine Neurothrombektomie ist ein minimalinvasives endovaskuläres Verfahren, das in der Neuroradiologie zur Behandlung des akuten ischämischen Schlaganfalls angewendet wird. Dabei wird ein Blutgerinnsel (Thrombus) aus dem verschlossenen Hirngefäß mechanisch entfernt. Ziel ist die vollständige Rekanalisation des Gefäßes.
Die Neurothrombektomie ist eine Form der mechanischen Thrombektomie.
Durchführung
Der Eingriff erfolgt in Analgosedierung oder Allgemeinanästhesie. Über einen arteriellen Zugang (meist über die Arteria femoralis) wird ein Führungskatheter eingebracht. Über diesen wird ein Mikrokatheter unter Röntgenkontrolle bis zum Thrombus vorgeschoben.
Der Thrombus kann dann mittels verschiedener Techniken entfernt werden:
- Absaugen des Thrombus mithilfe eines großlumigen Aspirationskatheters
- Entfernung mittels Stent-Retriever: Dieser besitzt an der Spitze ein entfaltbares Gittergeflecht. Ein Mikrokatheter wird in den Thrombus hineingeschoben. Über den Mikrokatheter wird der Stent-Retriever im Thrombus entfaltet. Das Gerinnsel verfängt sich im Gitternetz und kann mitsamt dem Stent-Retriever zurückgezogen werden.
Die beiden Techniken können auch miteinander kombiniert werden.
Innerhalb des Lysezeitfensters (bis 4,5 h nach Symptombeginn) wird die Neurothrombektomie häufig mit der konventionellen Lysetherapie kombiniert, sofern keine Kontraindikationen vorliegen.
Der radiologische Erfolg einer Neurothrombektomie wird anhand der TICI-Klassifikation evaluiert.
Indikation
Eine Neurothrombektomie ist bei Patienten mit akutem ischämischen Schlaganfall indiziert, bei denen eine große intrakranielle Arterie durch einen Thrombus verschlossen ist und ein klinisch relevantes neurologisches Defizit besteht.
Im vorderen Stromgebiet ist dies v.a. bei Thromben in der proximalen Arteria cerebri media und der distalen Arteria carotis interna der Fall. Im hinteren Stromgebiet wird die Neurothrombektomie v.a. bei Thromben in der Arteria basilaris und Arteria vertebralis eingesetzt.
Zeitfenster
Eine Neurothrombektomie im vorderen Stromgebiet kann innerhalb von 6 Stunden nach Symptombeginn durchgeführt werden (Zeitpunkt der Leistenpunktion). Nach Ablauf von 6 Stunden (bis maximal 24 Stunden) sowie bei unklarem Symptombeginn wird eine Neurothrombektomie dann durchgeführt, wenn in der Bildgebung zu rettendes Risikogewebe dargestellt werden kann, die sogenannte Penumbra, bzw. das "Tissue at risk".
siehe auch: CT-Perfusion (Hirninfarkt)
Bei Patienten mit einer Ischämie im vertebrobasilären Stromgebiet wird eine mechanische Thrombektomie möglichst frühzeitig empfohlen, sofern keine Hinweise auf ausgedehnte irreversible Hirnschäden (z.B. Ausfall der Hirnstammreflexe oder länger bestehendes Koma) bestehen. Eine zeitliche Obergrenze wurde hierbei nicht festgelegt. Das liegt u.a. daran, dass ein Verschluss der Arteria basilaris ohne Behandlung eine sehr hohe Mortalität hat, weshalb auch bei späterem Therapiebeginn der mögliche Nutzen die Risiken überwiegt.
Komplikationen
Mögliche Komplikationen beinhalten:
- intrakranielle Blutung
- Gefäßdissektion
- Embolisation von Thrombusfragmenten in distalen Gefäßabschnitten
Leitlinie
- S2e Leitlinie zur Akuttherapie des ischämischen Schlaganfalls, AWMF-Registernummer 030-046, gültig bis 09.05.2026
Quelle
- schlaganfallbegleitung.de – Thrombektomie, abgerufen am 23.09.2024
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