CT-Perfusion (Hirninfarkt)
Definition
Die CT-Perfusion bzw. Perfusions-CT ist ein besonderes Verfahren der Computertomographie, das bei Patienten mit akutem Hirninfarkt eingesetzt werden kann. Die Untersuchung ermöglicht die Differenzierung zwischen dem Infarktkern und seinem Randbereich (Penumbra). Diese Unterscheidung ist wichtig für die Auswahl von Patienten, die von einer Reperfusionstherapie (Thrombolyse oder Thrombektomie) profitieren können.
Hintergrund
Bei einem Hirninfarkt unterscheidet man zwischen:
- Infarktkern: Teil des ischämischen Gehirns, der bereits einen Infarkt erlitten hat oder therapieunabhängig einen Infarkt erleiden wird.
- Penumbra: umgibt meist den Infarktkern und kann potenziell noch gerettet werden.
Perfusionsparameter
Die entscheidenden Parameter der Perfusions-CT bei Patienten mit einem ischämischen Schlaganfall sind:
- Zerebraler Blutfluss (CBF): Blutvolumen, das pro Zeiteinheit durch eine bestimmte Menge Hirngewebe fließt. Meist in Milliliter Blut pro Minute pro 100 g Hirngewebe angegeben.
- Zerebrales Blutvolumen (CBV): Blutvolumen in einer bestimmte Menge Hirngewebe. Meist in Milliliter Blut pro 100 g Hirngewebe angegeben. Entspricht dem Integral der Konzentrations-Zeit-Kurve.
- Mean Transit Time (MTT): Durchschnittliche Zeit, die die Erythrozyten innerhalb eines bestimmten Volumens des Kapillarkreislaufs verbringen. Entspricht dem Quotienten aus CBV und CBF.
- Time-to-Peak (TTP): Zeit, in der die Kontrastmittelkonzentration ihr Maximum erreicht.
Als orientierende Normwerte gelten:
Parameter | Graue Substanz | Weiße Substanz |
---|---|---|
CBF | 60 ml/100 g/min | 25 ml/100 g/min |
CBV | 4 ml/100 g | 2 ml/100 g |
MTT | 4 s | 4,8 s |
Beurteilung
Der Infarktkern ist definiert als ein Bereich mit deutlich reduziertem CBF und CBV bei verlängerter MTT. Die Penumbra zeigt ebenfalls eine verlängerte MTT aber nur eine mäßig reduzierte CBF und ein fast normales oder sogar erhöhtes CBV.
Parameter | Infarktkern | Penumbra |
---|---|---|
MTT | ↑ | ↑ |
CBF | ↓↓ | ↓ |
CBV | ↓↓ | n/↑ |
Folgende Fehlerquellen müssen beachtet werden:
- Isolierte Betrachtung der CBF-Werte kann zur Überschätzung der Größe des Infarktkerns führen.
- Generell kann die CT-Perfusion des Infarktkern überschätzen, insbesondere in der Frühphase des Infarkts. Bei einer Diskrepanz zwischen dem vorhergesagten Infarktkern und dem endgültigen Infarkt von über 10 ml spricht man von einem "ghost infarct core".
- Bei Krampfanfällen sind iktale Gehirnregionen hyperperfundiert, was als Hypoperfusion der kontralateralen Hemisphäre fehlinterpretiert werden kann. Diese Hyperperfusion findet sich im Allgemeinen nur beim Status epilepticus oder bei einer Untersuchung während eines Anfalls. Postiktal sind CBV und CBF erniedrigt und MTT etwas verlängert.
- Bei Patienten mit erniedrigtem Herzzeitvolumen, Vorhofflimmern oder schwerer proximaler arterieller Stenose kann der verminderte Blutfluss zu ungenauen Perfusionskarten, überschätztem MTT und unterschätztem CBF führen.
- Kleine Infarkte (z.B. lakunäre Infarkte) werden aufgrund der geringen Auflösung der CT-Perfusion nur schlecht dargestellt.