Neuronenspezifische Enolase
Synonyme: γ-Enolase, Gamma-Enolase, 2-Phospho-D-Glycerat-Hydro-Lyase
Englisch: neuron-specific enolase(NSE)
Definition
Bei der neuronenspezifischen Enolase, kurz NSE, handelt es sich um ein Enzym der Glykolyse aus der Gruppe der Enolasen. Sie kommt in den zentralen und peripheren Neuronen sowie den Zellen des diffusen neuroendokrinen Systems (APUD-Systems) vor.
Biochemie
Die neuronenspezifische Enolase katalysiert die Reaktion von 2-Phosphoglycerat zu Phosphoenolpyruvat.
Klinik
NSE dient als Tumormarker vorwiegend der Differenzialdiagnose, dem Therapiemonitoring und der Rezidiverkennung. Die Bestimmung von NSE ist insbesondere bei bestimmten Krebserkrankungen indiziert. Dazu zählen das kleinzellige Bronchialkarzinom und neuroendokrine Tumoren, wie das Neuroblastom oder das medulläre Schilddrüsenkarzinom. Ferner ist die NSE als Marker für eine Neurodestruktion geeignet.
Neuere Studien zeigen außerdem, dass hohe NSE-Werte 3-4 Tage nach einer Reanimation ein deutlich schlechteres Outcome signalisieren.
Material
Für die Untersuchung wird 1 ml Serum bzw. 2 ml Liquor benötigt. Eine Bestimmung aus Aszites- oder Pleuraflüssigkeit ist ebenfalls möglich.
Referenzbereich
Im Serum liegt der Median für die NSE-Werte bei 6,9 µg/l und die obere 95 %-Perzentile bei 10,0 µg/l. Der obere Normwert ist methodenabhängig. Im Blutserum liegt er bei ca. 12,5 µg/l für Erwachsene und bei ca. 25 µg/l für Kinder < 1 Jahr. Im Liquor liegt der Normwert bei Männern hämolyseabhängig zwischen 3,7 bis 16,6 µg/l. Frauen zeigen im Schnitt ca. 25 % niedrigere Werte.
Interpretation
Die NSE ist weder tumor- noch organspezifisch. Erhöhte Werte können daher unterschiedliche Ursachen haben:
- Kleinzelliges Lungenkarzinom (SCLC): Die NSE wird hier häufig in hohen Wertlagen detektiert (> 100 µg/l). Die Sensitivität liegt bei > 80 %. Für die Therapie und Nachsorge empfiehlt sich die kombinierte Bestimmung mit ProGRP, da beide Marker eine additive Sensitivität aufweisen.
- Neuroendokrine Tumoren
- hepatozelluläres Karzinom
In niedrig pathologischen Mengen kommt NSE auch bei weiteren Erkrankungen vor:
Bei Kindern finden sich erhöhte Werte beim Neuroblastom oder Nephroblastom.
Differentialdiagnostisch können erhöhte Werte auch bei gutartigen Lungenerkrankungen, Urämie und zerebralen Erkrankungen auftreten. Als Neurodestruktionsmarker korrelieren die Werte der NSE mit der Schwere des Krankheitsgeschehens. Hier ist eine Kombinationsbestimmung mit dem S100-Protein sinnvoll. Bei der Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung können erhöhte NSE-Werte im Liquor bereits vor den typischen EEG-Veränderungen beobachtet werden.
Hinweise
Die neuronenspezifische Enolase ist auch in Erythrozyten und Thrombozyten in hoher Konzentration vorhanden. Schon geringgradig hämolytische Blutproben führen zu "falsch hohen" Messergebnissen. Blutproben müssen daher innerhalb von 30-60 min zentrifugiert werden, um zuverlässige Wert zu erhalten (Präanalytik).
Quellen
- Laborlexikon.de, abgerufen am 08.04.2021
- Stöcker W: Lexikon der Medizinischen Laboratoriumsdiagnostik. Springer, Berlin, Heidelberg. 2019
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