Narkose (Schwein)
Synonyme: Allgemeinanästhesie, Narkoseerhaltung, Narkoseerhaltungsphase
Englisch: an(a)esthesia
Definition
Als Narkose bzw. Allgemeinanästhesie des Schweins bezeichnet man eine medikamentös-induzierte Form der Anästhesie, die zum vollständigen Ausschalten des Bewusstseins und der Schmerzempfindung führt.
Vorbereitung
Um eine komplikationsarme Allgemeinanästhesie durchführen zu können, muss die Prämedikation und Narkoseeinleitung an das Tier angepasst werden.
Prämedikation
Anhand der Anamnese und klinischen Untersuchung wird der Patient vom Anästhesisten gemäß der ASA-Klassifikation eingeteilt und ein entsprechendes Anästhesieprotokoll erstellt. Zur Prämedikation können z.B. folgende Wirkstoffe verwendet werden:
- Azaperon (2 bis 4 mg/kgKG) und
- Ketamin (10 mg/kgKG) in einer Mischspritze intramuskulär
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Narkoseeinleitung
Sobald das Schwein in eine tiefe Sedierung verfällt, kann die Narkose eingeleitet werden:
- Propofol (2 bis 5 mg/kgKG) intravenös oder
- Ketamin (2 bis 4 mg/kgKG) und Midazolam (0,2 mg/kgKG) intravenös
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Narkoseerhaltung
Abhängig von der Dauer und Schwere des Eingriffs muss die Narkose vertieft und verlängert werden. Beim Schwein werden hierbei vorwiegend Inhalationsanästhetika verwendet:
- Isofluran (1,45 bis 1,75 % MAC)
- Sevofluran (1,97 bis 2,66 MAC)
Bei Bedarf können zusätzlich Injektionsanästhetika wie z.B. Ketamin (0,01 bis 0,03 mg/kgKG/Stunde) oder Fentanyl (0,3 bis 0,5 µm/kgKG/Minute) verabreicht werden.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Anästhesiezeichen
Da Schweine zu den lebensmittelliefernden Tieren gehören, sind nur wenige Medikamente zugelassen. Deshalb ist die Anästhesie stets eine gewisse Herausforderung, weil im Notfall (z.B. unzureichende Anästhesietiefe) nur auf wenige Wirkstoffe zurückgegriffen werden kann. Ein regelmäßiges apparatives sowie nicht-apparatives Monitoring ist daher unerlässlich, um die Anästhesietiefe zu überwachen.
Anzeichen einer guten Anästhesie beim Schwein (ohne Zuhilfenahme von Muskelrelaxanzien) sind:
- entspannte Muskulatur und fehlender Kiefertonus
- keine Reaktion auf das Auslösen des Zwischenzehenreflexes
- keine Reaktion auf das Auslösen des Palpebralreflexes
- stabile und ruhige Herz- sowie Atemfrequenz
Lokalanästhesie
Um die Analgesie und damit auch die Narkose zu verbessern, können verschiedene Techniken der Lokalanästhesie angewendet werden. Beim Schwein eignen sich z.B. Inzisionsinfiltrationen (beim Kaiserschnitt), intravenöse Stauungsanästhesien (bei Klauenoperationen) oder Epiduralanästhesien.
Literatur
- Eberspächer-Schweda E. 2017. MemoVet, AnästhesieSkills, Perioperatives Management bei Klein-, Heim- und Großtieren. Stuttgart: Schattauer GmbH. ISBN: 978-3-7945-3055-7