Retentio secundinarum (Katze)
Synonym: Nachgeburtsverhaltung
Definition
Als Retentio secundinarum, auch Nachgeburtsverhaltung genannt, bezeichnet man bei der Katze den verzögerten oder gar ausbleibenden Abgang der Nachgeburt.
Einteilung
Anhand der Ätiopathogenese ist zwischen folgenden Formen zu unterscheiden:
- Totale Retentio secundinarum: Retention aller Plazenten einer Trächtigkeit
- Partielle Retentio secundinarum: Retention einiger Plazenten einer Trächtigkeit
- Mikroretentio secundinarum: Retention von Teilen des Plazentagewebes
Ätiologie
Die Ursachen einer Retentio secundinarum sind vielfältig. Am häufigsten führen immunologische Prozesse im gesamten fetomaternalen Gebiet des Endometriums oder unreife Plazenten, die einen Abort oder eine Frühgeburt bedingen, zu einer Retention der Plazenta bzw. Plazentateilen.
Pathogenese
Liegt eine immunologische Reaktion vor, werden alle Plazenten zurückgehalten (totale Retentio secundinarum).
Bei partiellen Plazentaretentionen hingegen ist die Entzündung entweder lokal begrenzt (z.B. bei einzeln infizierten Feten) oder die Tiere leiden an Wehenschwäche (Inertia uteri). Im letzteren Fall werden die Plazenten der am Schluss geborenenen Welpen zurückgehalten, da bei dieser Austreibungsphase die Wehentätigkeit schon nachlässt und häufig auch die Nachwehen schwach ausfallen.
Eine Mikroretentio secundinarum hingegen entsteht immer dann, wenn durch kräftigen Zug am Nabelstrang die Plazenta unter Gewalteinwirkung herausgerissen wird. Dies kann entweder durch die Mutterkatze selbst geschehen oder durch unsachgemäße geburtshilfliche Eingriffe. Dadurch werden Plazentateile abgerissen, sodass kleine Stücke von ihr in der Plazentationszone haften bleiben und zur Ausbildung klinischer Symptome führen.
Klinik
Da Katzen häufig zurückgezogen gebären, fällt es oftmals nicht sofort auf, wenn einzelne Plazenten fehlen. Aus diesem Grund ist es umso wichtiger, dass das Muttertier nach der Geburt umfangreich überwacht wird, um mögliche Anzeichen einer Nachgeburtsverhaltung erkennen zu können.
Betroffene Katzen zeigen oftmals einen stark ausgeprägten, lang anhaltenden und dunkelrot-bräunlich bis grünlich verfärbten Vaginalausfluss. In manchen Fällen können zudem intervallartige Bauchpressen beobachtet werden, wobei sich die Katze ständig den labialen Bereich leckt. Bei länger bestehender Erkrankung treten zusätzlich Apathie, Anorexie und Polydipsie auf. Im weiteren Verlauf kommt es zu einer bakteriellen Streuung, sodass sich rasch ein sogenanntes postpartales Septikämie-Toxämie-Syndrom entwickelt (Sepsis). Diese Tiere leiden verstärkt an Anorexie, Apathie, bräunlich-grünlichem Vaginalausluss und zeigen ein stark beeinträchtigtes Allgemeinbefinden.
Diagnose
Die Verdachtsdiagnose ergibt sich aus der Anamnese und der klinischen Untersuchung. Anschließend ist vorsichtig das Abdomen zu palpieren und eine Vaginoskopie vorzunehmen. Parallel dazu sind Ultraschall- und Röntgenuntersuchungen durchzuführen.
Therapie
Abhängig vom Allgemeinbefinden ist zwischen einer konservativen und einer chirurgischen Therapie auszuwählen.
Eine konservative Behandlung ist nur bei ungestörtem Allgemeinbefinden und bei einer partiellen Retentio secundinarum möglich. Sind Nabelstrang- und/oder Plazentaanteile im Vaginakanal ersichtlich, können diese vorsichtig unter Zuhilfenahme einer Klemme und durch drehende spiralartige Bewegungen manuell entfernt werden. Gelingt dies jedoch nicht, können die Patienten innerhalb der ersten 24 bis 48 Stunden p.p. mittels Infusionstherapie (5%ige Kalzium- und Glukoseinfusion) und durch anschließende Oxytocininjektion (0,5 bis 1 I.E. i.m./s.c.) behandelt werden. Auf diese Weise werden die Nachwehen angeregt und ein Abgang der Plazenten gefördert. Zusätzlich sind Antibiotika parenteral zu verabreichen, um einer Infektion vorzubeugen.
Bei mangelndem Therapieerfolg oder bei gestörtem Allgemeinbefinden ist umgehend eine chirurgische Intervention indiziert (Ovariohysterektomie).
Literatur
- Günzel-Apel A, Bostedt H (Hrsg.). 2016. Reproduktionsmedizin und Neonatologie von Hund und Katze. Mit 250 Abbildungen und 150 Tabellen. Stuttgart: Schattauer GmbH. ISBN: 978-3-7945-2249-1
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