Melanozytärer Nävus
Synonyme: Melanozytennävus, Pigmentnävus
Englisch: nevocytic nevus, melanocytic nevus
Definition
Der melanozytäre Nävus ist eine benigne Fehlbildung der Haut oder Schleimhaut, die aus den pigmentbildenden Melanozyten hervorgeht. Daher weist er oft eine charakteristische hell- bis dunkelbraune Pigmentierung auf. Ein melanozytärer Nävus kann angeboren sein oder sich im Laufe eines Lebens entwickeln. Dabei können Form und Farbe sehr unterschiedliche Ausprägungen haben. Er kann am gesamten Körper entstehen.
- ICD10-Code: D22.9
Terminologie
In der Vergangenheit wurden Nävuszellnävi von den melanozytären Nävi abgegrenzt. Man ging davon aus, dass es sich bei Nävuszellen um eine eigenständige Zellart handelt, die sich durch das Fehlen von Dendriten, die fehlende Melaninabgabe an die Umgebung sowie die Aggregation in Zellnestern von den Melanozyten unterscheidet. Inzwischen ist diese Ansicht überholt und die ehemals Nävuszellen genannten Zellen werden als Unterart der Melanozyten betrachtet. Die aktuelle Bezeichnung ist daher gewöhnlicher melanozytärer Nävus.
Einteilung
Die melanozytären Nävi umfassen viele Entitäten, die Einteilung ist in der Literatur nicht einheitlich und unterliegt häufigen Veränderungen. In der folgenden Aufzählung wird daher kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben:
- kongenitaler melanozytärer Nävus
- erworbene melanozytäre Nävi:
- Lentigo simplex
- Lentigo solaris (Epheliden)
- Halonävus (Sutton-Nävus)
- Mark-Nävus
- gewöhnlicher erworbener melanozytärer Nävus
- hypermelanotischer Nävus (Nävoide Lentigo)
- Dysplastischer melanozytärer Nävus (Clark's Nävus)
- Mischer-Nävus
- Naevus pigmentosus et papillomatosus (Unna-Nävus)
- Dermale Melanozytose
- kongenitale dermale Melanozytose ("Mongolenfleck")
- Naevus fuscocoeruleus ophthalmomaxillaris (Naevus Ota)
- Naevus fuscocoeruleus deltoideoacromialis (Naevus Ito)
- Blauer Nävus
Zudem kann eine Einteilung nach der Hautschicht der Entstehung vorgenommen werden:
Ätiologie
Die genauen Ursachen für melanozytäre Nävi sind noch nicht (2023) vollständig verstanden. Angeborene Nävi entstehen durch Entwicklungsstörungen während der Embryonalperiode, bei der es durch rasche Proliferation zur Bildung melanozytärer Zellcluster kommt. Die häufigste Ursache für melanozytäre Nävi ist wahrscheinlich die vermehrte Sonnenexposition und die damit einhergehende erhöhte Dosis von UV-Strahlen. Erworbene melanozytäre Nävi treten meist an Gesicht, Hals, Armen und Händen auf, deutlich seltener an unbelichteten Hautpartien (z.B. Gesäß).
Es wurden unterschiedliche Mutationen im MAPK-Signalweg mit verschiedenen Arten von melanozytären Nävi assoziiert. Durch eine Mutationsanalyse gelingt eine bessere Einordnung des vorliegenden Nävus.[1]
Klinik
Das klinische Bild von melanozytären Nävi ist sehr vielgestaltig und von der genauen Form des Nävus abhängig. Es wird daher unter den einzelnen Nävusformen beschrieben.
Diagnostik
Die klinische Bewertung von Nävi erfolgt in erster Linie durch die Inspektion mit dem bloßen Auge oder mit Hilfe eines Dermatoskops. Veränderungen der Größe und/oder der Pigmentierung werden durch Eigenbeobachtung des Patienten oder eine Photodokumentation aufgedeckt.
Therapie
Solange ein Nävus keine Merkmale aufweist, die auf Malignität hindeuten (ABCDE-Regel), ist eine Therapie nicht notwendig. Kleinere verdächtige melanozytäre Nävi werden in toto enfernt und anschließend histologisch untersucht. Bei größeren Nävi wird eine Biopsie vorgeschaltet.
Unverdächtige Nävi können bei ungünstiger Lokalisation und großer Ausdehnung ein kosmetisches Problem sein, das eine Entfernung notwendig macht. Diese erfolgt meist ambulant – entweder chirurgisch oder mittels einer Laserbehandlung.
Prophylaxe
Der Entwicklung von melanozytären Nävi kann durch Vermeidung einer übermäßigen Sonnenexposition und die Verwendung geeigneter Sonnenschutzmittel vorgebeugt werden.
Die regelmäßige Untersuchung auf Veränderung von bereits entwickelten Nävi ist ratsam, um frühzeitig bösartige Veränderung zu bemerken. Seit Juli 2008 besteht in Deutschland ab dem Alter von 35 Jahren die Möglichkeit der kostenlosen Früherkennungsuntersuchung auf Hautkrebs, die in einem 2-Jahres-Abstand wiederholt werden kann.
Literatur
- Plewig et al., Braun-Falco's Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Springer Verlag, 7. Auflage, 2018
Quellen
- ↑ Frischhut et al., Das Spektrum melanozytärer Nävi und deren klinische Bedeutung, Journal of the German Society of Dermatology, 2022