Gewöhnlicher melanozytärer Nävus
Synonyme: Naevus naevocellularis, Naevuszellnaevus, Nävuszellnävus
Definition
Der gewöhnliche melanozytäre Nävus gehört zu den erworbenen melanozytären Nävi. Es handelt sich dabei um eine gutartige Proliferation von Melanozyten, die sich meist im Kindesalter und in der Pubertät entwickelt.
Nomenklatur
In der Vergangenheit wurde der Begriff "Nävuszellnävus" bzw. "Muttermal aus Muttermalzellen" verwendet. Es wurde davon ausgegangen, dass die beteiligten Zellen zwar mit Melanozyten verwandt sind, es sich aber um eine andere Zellart handelt. Diese Ansicht gilt heute (2023) als überholt.
Epidemiologie
Gewöhnliche melanozytäre Nävi sind sehr häufig. Im Schnitt hat jeder junge Erwachsene 20 bis 40 Stück. Dabei gilt die Regel: Je weniger pigmentiert die Haut ist, desto mehr Nävi entstehen.
Eine Häufung besteht zudem in Familien, die von familiär auftretenden Melanomen betroffen sind.
Das Auftreten ist durch Umweltfaktoren, wie z.B. die Sonnenexposition, beeinflusst. Auch hormonelle Umstellungen haben einen Einfluss auf die Entstehung (z.B. Pubertät, Schwangerschaft).
Einteilung
Die Entstehung von gewöhnlichen melanozytären Nävi folgt einem einheitlichen Muster aus mehreren aufeinanderfolgenden Stadien (s.u.). Am Anfang steht die Proliferation von Melanozyten in der Junktionszone der Epidermis.
- Lentigo simplex: Es handelt sich um eine flache, pigmentierte Makel. Jedoch ist umstritten, ob es sich dabei wirklich um ein Vorstadium des gewöhnlichen melanozytären Nävus handelt.
- Junktionsnävus: Es entstehen epidermale Nester aus Melanozyten.
- Compoundnävus: Die Melanozytennester wandern von der Junktionszone ausgehend in die obere Dermis ("abtropfen"). Der Compoundnävus hat sowohl epidermale als auch dermale Anteile. Compoundnävi sind meist etwas heller, da die Melanozyten häufig ihre Fähigkeit zur Bildung von Melanin verlieren.
- Dermaler Nävus: Er stellt den Endzustand der Nävusentwicklung dar und findet sich bevorzugt bei Erwachsenen. Die Melanozyten verlagern sich weiter in die Dermis. Dieser Vorgang ist vom infiltrierenden Wachstum eines malignen Tumors abzugrenzen. Beim gewöhnlichen melanozytären Nävus handelt es sich eher um eine Auslagerung der Zellen ("Abtropf-Theorie"). Die in der Dermis gelegenen Melanozyten verlieren ihre Dendriten und ähneln histomorphologisch Lymphozyten.
Morphologie
Die Morphologie ist abhängig vom Entwicklungsstadium. Im Gegensatz zu malignen Tumoren weisen gewöhnliche melanozytäre Nävi eine homogene Pigmentierung, eine symmetrische Grundgestalt und eine regelmäßige Begrenzung zur umgebenden Haut auf (ABCDE-Regel).
Stadium | Charakteristika |
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Lentigo simplex |
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Junktionsnävus |
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Compoundnävus |
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Dermaler Nävus |
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Im Alter bilden sich die Nävi häufig zurück. Es bleiben hautfarbene, teils gestielte Knötchen zurück.
Differentialdiagnose
Mögliche Differentialdiagnosen sind z.B.:
- Malignes Melanom
- andere Naevus-Arten
- Café-au-lait-Fleck
- Epheliden (Sommersprossen)
- Dermatofibrom
- Verruca seborrhoica
- Neurofibrom
Komplikationen
Es besteht eine Assoziation zum malignen Melanom (MM). Dabei ist besonders die Gesamtzahl an gewöhnlichen melanozytären Nävi ein Indikator für das Risiko, an einem MM zu erkranken. In etwa einem Drittel der Fälle von MM geht der Tumor aus einem Nävus hervor.
Therapie
Grundsätzlich sind gewöhnliche melanozytäre Nävi nicht behandlungsbedürftig. Regelmäßige Screenings und eine Dokumentation des Risikostatus sind wichtig. Auffällige Nävi werden exzidiert. Präventiv sollte auf einen ausreichenden Sonnenschutz geachtet werden.
Literatur
- Frischhut et al., Das Spektrum melanozytärer Nävi und deren klinische Bedeutung, Journal of the German Society of Dermatology, 2022
Bildquelle
- Sterry W. et al., Kurzlehrbuch Dermatologie, 3. Auflage, Thieme-Verlag, 2022
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