Lymphozytäre Cholangitis (Katze)
Synonyme: Progressive lymphozytäre Cholangitis, progressive lymphozytäre Cholangiohepatitis
Definition
Die lymphozytäre Cholangitis ist eine hepatobiliäre Erkrankung der Katze, die zum Cholangitis-Komplex gezählt wird.
Vorkommen
Die lymphozytäre Cholangitis kommt deutlich seltener vor als die akute neutrophile Cholangitis. Es können Tiere aller Altersgruppen, Rassen und beider Geschlechter erkranken. Eine Häufung wird bei Katzen unter 4 Jahren beobachtet.
Ätiologie
Die Ätiologie der Erkrankung ist noch (2021) nicht gänzlich geklärt.
Aufgrund des zeitgleichen Vorkommens von lymphozytären Infiltrationen im Dünndarm sowie im Pankreas wird eine primär immunvermittelte Erkrankung angenommen. Zusätzlich wird vermutet, dass portal oder biliär eingetretene Bakterien eine Immunantwort initiieren, die persistiert und den Krankheitsverlauf beeinflusst.
Pathogenese
Bei der lymphozytären Cholangitis kommt es zu einer mittel- bis hochgradigen portalen Infiltration kleiner Lymphozyten. Zusätzlich findet eine unterschiedlich starke portale Fibrose und biliäre Proliferation statt. Infolge dessen können die Gallengänge irreguläre Formen annehmen und sekundär dilatieren.
Aufgrund der Läsionen wird die lymphozytäre Cholangitis oft mit einem kleinzelligen lymphozytären Lymphom verwechselt.
Klinik
Die Erkrankung geht mit einem chronisch intermittierenden Verlauf einher. Akute Schübe äußern sich in systemischen Symptomen wie z.B. Apathie, Anorexie, Erbrechen und Durchfall. Die akuten Phasen wechseln sich mit klinisch inapparenten Phasen ab, in denen betroffene Tiere einen guten Appetit und ein ungestörtes Allgemeinbefinden zeigen.
In manchen Fällen liegt palpatorisch eine Hepatomegalie vor. Gelegentlich kommt es auch zu einem Ikterus und Aszites.
Diagnose
Die Verdachtsdiagnose wird anhand der Klinik und mithilfe von Blut- sowie Ultraschalluntersuchungen gestellt. Die Diagnose kann letztendlich nur mittels Biopsie gesichert werden. Eine Feinnadelaspirationsbiopsie hingegen ist wenig aussagekräftig.
Labormedizin
Im Blutbild können folgende Abweichungen gefunden werden:
- Leberenzyme in Akutphase ggr. bis mgr. ↑, in inapperenter Phase physiologisch
- Hypergammaglobulinämie bei gleichzeitiger Hypoalbuminämie
- Gallensäure präprandial physiologisch, postprandial ↑
- milde aregenerative Anämie
Bildgebende Diagnostik
Bei der Ultraschalluntersuchung zeigen sich folgende Befunde:
- hgr. segmentale Dilatation der Gallengänge (in forgeschrittenem Stadium)
- verdickte sowie stenotische Gallengänge
Therapie
Eine kurative Therapie ist zurzeit nicht verfügbar. Betroffene Katzen können mit Prednisolon (2 mg/kgKG 1x täglich) und Ursodeoxycholsäure behandelt werden. Die mittlere Überlebenszeit beträgt etwa 900 Tage.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Literatur
- Schmidt V, Horzinek MC (Begr.), Lutz H, Kohn B, Forterre F (Hrsg.). 2015. Krankheiten der Katze. 5., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co KG. ISBN: 978-3-8304-1242-7