Larsen-Syndrom
Englisch: Larsen syndrome
Definition
Das Larsen-Syndrom ist eine seltene, genetisch-bedingte Skelettdysplasie mit angeborenen Fehlbildungen insbesondere der großen Gelenke, Hände und Füße. Charakteristisch sind multiple Luxationen (z.B. in Hüft-, Knie- oder Ellbogengelenken) sowie typische Veränderungen im Gesicht und Skelettdeformitäten.
Geschichte
Erstmals beschrieben wurde das Syndrom 1950 von Loren J. Larsen anhand mehrerer Patienten mit multiplen Luxationen und charakteristischen Gesichtszügen.
Epidemiologie
Das Larsen-Syndrom ist sehr selten. Die Häufigkeit wird auf etwa einen Fall pro 100.000 Neugeborene geschätzt. Die tatsächliche Prävalenz könnte jedoch höher sein, da milde Formen möglicherweise nicht erkannt oder fehlgedeutet werden. Männer und Frauen sind gleich häufig betroffen.
Ätiologie
Ursache für die Erkrankung ist eine Mutation des FLNB-Gens auf Chromosom 3 (Genlokus 3p14.3), die autosomal-dominant vererbt wird. FLNB kodiert das Protein Filamin B, das eine zentrale Rolle bei der Stabilisierung des Zytoskeletts spielt und so die normale Entwicklung von Knochen und Gelenken steuert. Die Erkrankung weist eine hohe Penetranz auf, die Expressivität ist jedoch unterschiedlich. Der Schweregrad kann von sehr milden bis deutlich ausgeprägten Formen stark variieren.
Ein Larsen-ähnliches Syndrom mit überlappender Symptomatik wird durch autosomal-rezessiv vererbte Mutationen des B3GAT3-Gens verursacht.
Klinik
Gelenk- und Skelettbefunde
Häufig treten angeborene Luxationen großer Gelenke auf. Viele Betroffene zeigen diese Befunde bereits bei Geburt oder im frühen Kindesalter. Besonders oft sind dabei die Kniegelenke betroffen (z.T. mit Genu recurvatum), außerdem Hüft- und Ellbogengelenke. Weitere mögliche Symptome sind:
- Genu varum oder Genu valgum
- Hypermobilität
- Klumpfuß
- Skoliose, Kyphose
- kurze und breite Endglieder der Finger ("spatulate thumbs")
Viele Betroffene sind kleiner als der Altersdurchschnitt.
Weitere mögliche Befunde
- Faziale Auffälligkeiten
- hervortretende, breite Stirn
- tiefe Nasenwurzel
- Hypertelorismus
- Lippen-Kiefer-Gaumenspalte
- Hörstörungen
- Herzfehler (selten)
Die Intelligenz und kognitive Entwicklung bleiben in der Regel unbeeinträchtigt.
Diagnose
Die Diagnose erfolgt klinisch. Entscheidend sind die typischen Fehlbildungen an Gelenken, Händen, Füßen und im Gesicht. Ergänzend wird eine radiologische Diagnostik durchgeführt. Sie dient dem Nachweis von Gelenkfehlstellungen, Wirbelsäulenveränderungen und charakteristischen Knochenbefunden. Die Sicherung der Diagnose erfolgt durch den molekulargenetischen Nachweis der FLNB-Mutation.
Differenzialdiagnosen
Therapie
Die Behandlung erfolgt überwiegend orthopädisch und symptomatisch. Typische Befunde wie Luxationen, Fehlstellungen, Klumpfüße oder Wirbelsäulenverkrümmung werden je nach Ausprägung konservativ oder chirurgisch versorgt. Ziel ist es, die Gelenkfunktion zu erhalten oder zu verbessern, Schmerzen zu reduzieren und Fehlstellungen früh zu korrigieren.
Prognose
Die Prognose hängt stark vom individuellen Schweregrad ab. Bei angemessener Behandlung ist für viele Betroffene eine nahezu normale Teilnahme am Alltag möglich. Eine lebenslange orthopädische Begleitung kann erforderlich sein.
Literatur
- Orpha.net – Larsen-Syndrom, abgerufen am 28.11.2025
- Socialstyrelsen – Larsen-syndrom, abgerufen am 28.11.2025