Kraniometrie
von lateinisch: cranium - Schädel und altgriechisch: μέτρον ("métron") - Maß
Synonym: Schädelvermessung
Englisch: craniometry
Definition
Die Kraniometrie ist als Teilgebiet der Morphometrie zuzuordnen und somit auch der quantitativen Anatomie. Zusammen mit der Kraniologie und der Kranioskopie bildet sie ein Teilgebiet der Phrenologie ("Schädellehre").
Verwendung
Mithilfe der Kraniometrie lassen sich anhand von morphologischen Schädelmerkmalen sowohl beim Mensch, als auch beim Tier, Aussagen über das Geschlecht und auch die Art treffen. Die Kraniometrie spielt u.a. eine Rolle in der Anthropologie, der Ethnologie, der Forensik und heutzutage vor allem in der Archäologie und der Paläoanthropologie. Dort wird sie vor allem für Rekonstruktionen verwendet.
Methodik
Bei der Kraniometrie werden die Maße direkt am lebenden oder toten Körper gemessen. Manche Messpunkte werden auch durch bildgebende Verfahren, wie z.B. das Röntgen, bestimmt.
Messpunkte
Messpunkte am knöchernen Schädel
Die wichtigsten Messpunkte sind auf den knöchernen Schädel bezogen und lauten wie folgt:
- Glabella ist der am weitesten anterior gelegenen Punkt der Stirn in der Medianebene.
- Opisthocranion ist der dorsale Endpunkt des größten Längsdurchmessers des Schädels.
- Eurion ist beidseits der laterale Endpunkt der größten Schädelbreite.
- Orbitale ist der tiefste Punkt der Augenhöhle.
- Nasion ist der am weitesten anterior gelegenen Punkt der Sutura nasofrontalis. Hier treffen sich das Os frontale und das rechte und linke Os nasale. Die Horizontalebene, auf welcher der Punkt Nasion liegt, trennt das Obergesicht vom Mittelgesicht.
- Pogonion ist der am weitesten anterior gelegene Punkt des knöchernen Kinns (Mentum) in der Medianebene. Der Punkt Pogonion bildet die kaudale Grenze des Untergesichts.
- Gnathion ist der Mittelpunkt zwischen Pogonion und Menton am Unterkiefer.
- Menton ist der am weitesten inferior gelegene Punkt des Unterkiefers.
- Gonion ist der Punkt am unteren, äußeren Rand des Angulus mandibulae, also der Übergang zwischen Korpus und aufsteigendem Ast des Unterkiefers.
- Bregma ist der anatomische Punkt auf dem Schädeldach (Calvaria), an dem die Sutura sagittalis und die Sutura coronalis aufeinandertreffen.
- Lambda ist der anatomische Punkt auf dem Schädeldach, an dem die Sutura sagittalis und die Sutura lambdoidea aufeinandertreffen.
- Zygion ist der am weitesten lateral gelegene Punkt des Jochbogens (Arcus zygomaticus).
- Porion ist der am weitesten kranial gelegene Punkt der röntgenologisch identifizierbaren knöchernen Gehörgangsöffnung (Meatus acusticus externus).
- Mastoidale ist der am weitesten kaudal gelegene Punkt des Mastoidvorsprunges (Processus mastoideus).
- Basion ist der Mittelpunkt der anterioren Begrenzung des Foramen magnum. Bei der radiologischen Messungen des Schädels dient er als Landmarke.
- Opisthion ist der Mittelpunkt der posterioren Begrenzung des Foramen magnum.
- Inion ist der am weitesten vorspringende Punkt des Os occipitale, der auf der Protuberantia occipitalis externa zu finden ist. Hier inseriert das Ligamentum nuchae und es entspringen Fasern des kranialen Ursprungs des Musculus trapezius.
- Vertex ist der höchste Punkt des Schädels in der Mediansagittalebene.
- Obelion ist der Schnittpunkt zwischen der Sutura sagittalis und der Verbindungslinie durch die Foramina parietalia.
- Stefanion ist der Schnittpunkt zwischen der Sutura coronalis und der Linea temporalis superior.
Messpunkte an den Gesichtsweichteilen
Weitere weichteildefinierte Punkte sind:
- Tragion ist ein Punkt unmittelbar oberhalb des Tragus.
- Otobasion inferius ist der tiefste Ansatzpunkt der Ohrmuschel.
- Otobasion superius ist der höchste Ansatzpunkt der Ohrmuschel.
- Endocanthion ist der am weitesten medial gelegene Punkt des inneren Augenwinkels.
- Exocanthion ist der am weitesten lateral gelegene Punkt des äußeren Augenwinkels.
- Trichion ist der am weitesten anterior gelegenen Punkt des Haaransatzes in der Medianebene. Er bildet die superiore Grenze des Obergesichtes.
Bedeutung
Die Kraniometrie hat seit dem 20. Jahrhundert immer mehr an Bedeutung verloren. Für Verwandtschaftsanalysen von Völkern werden heutzutage eher genetische Methoden benutzt. In der plastischen Chirurgie, Kieferorthopädie und der Neurochirurgie finden einige Begriffe der Kraniometrie noch heute Gebrauch.
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