Orbita
von lateinisch: orbis - Kreis
Synonym: Augenhöhle
Englisch: orbital cavity; orbit; eye socket
Definition
Die Orbita ist die im Frontalbereich des Schädels gelegene Höhlung, in der sich das Auge mit seinen Anhangsgebilden und den zu- und abführenden Blutgefäßen und Nerven befindet.
Anatomie
Übersicht
Die Orbita wird von Anteilen verschiedener Schädelknochen gebildet. Sie hat etwa die Form einer vierseitigen Pyramide, deren Basis nach vorne und deren Spitze in die Tiefe des Schädels weist. Sie bildet für das Auge eine knöcherne Schutz- und Aufnahmehülle. Die am Aufbau der Orbita beteiligten Knochen sind im Folgenden aufgelistet:
- Os zygomaticum (Jochbein)
- Os frontale (Stirnbein)
- Os lacrimale (Tränenbein)
- Maxilla (Oberkiefer)
- Os ethmoidale (Siebbein)
- Os palatinum (Gaumenbein)
- Os sphenoidale (Keilbein)
Begrenzungen
Das Orbitadach wird vorne vom Os frontale (Facies orbitalis ossis frontalis) und hinten vom Os sphenoidale (Ala minor ossis sphenoidalis) gebildet.
Der Orbitaboden besteht hauptsächlich aus Knochenanteilen der Maxilla (Facies orbitalis corpus maxillae) und des Os zygomaticum. Eine kleine Fläche des Bodens im hinteren Teil der Orbita bildet das Os palatinum (Processus orbitalis ossis palatini). Der tiefste Punkt des Orbitabodens wird Orbitale genannt.
Die laterale Orbitawand bildet das Os zygomaticum (Facies orbitalis) und das Os sphenoidale (Ala major ossis spenoidalis).
Die sehr dünne mediale Orbitawand wird von vorne nach hinten von der Maxilla, dem Os lacrimale, dem Os ethmoidale (Lamina papyracea), der Facies orbitalis ossis frontalis und der Ala minor ossis sphenoidalis gebildet.
Öffnungen
Der frontale Zugang zur Augenhöhle, d.h. die Orbitaöffnung wird auch als Aditus orbitalis bezeichnet. Sie wird vom knöchernen Orbitarand (Margo orbitalis) eingefasst.
Durch die Fissura orbitalis superior und den Canalis opticus steht die Orbita mit der mittleren Schädelgrube in Verbindung. Die Fissura orbitalis inferior verbindet sie mit der Flügelgaumengrube (Fossa pterygopalatina). Durch beide Fissuren erreichen eine Vielzahl wichtiger Leitungsbahnen die Augenhöhle (siehe dort).
Das Os lacrimale und die Maxilla bilden - begrenzt durch die Crista lacrimalis anterior und posterior - die Fossa sacci lacrimalis und den Canalis nasolacrimalis, welcher den Tränennasengang (Ductus nasolacrimalis) beherbergt.
Der Sulcus infraorbitalis bildet den Eingang zum Canalis infraorbitalis für die gleichnamigen Nerven und Gefäße.
Durch das Foramen ethmoidale anterius und das Foramen ethmoidale posterius ziehen die gleichnamigen Nerven und Gefäße aus der Orbita zurück in die Schädelhöhle.
Inhalt
In der Orbita befinden sich u.a. folgende Strukturen:
- Bulbus oculi (Augapfel)
- Augenmuskulatur
- Retrobulbärer Fettkörper
- Tränenapparat: Glandula lacrimalis (Tränendrüse), Ductus nasolacrimalis (Tränennasengang), Saccus lacrimalis (Tränensack)
- Nerven: Nervus opticus (Sehnerv), Nervus ophthalmicus, Nervus oculomotorius, Nervus trochlearis, Nervus abducens. Nervi ciliares breves
- Blutgefäße: Arteria und Vena ophthalmica
- Ganglien: Ganglion ciliare
Histologie
Die Orbita besteht aus den typischen knöchernen Anteilen der platten Schädelknochen. Gegenüber dem Inhalt ist die knöcherne Orbita durch eine Schicht von Periost abgegrenzt, die hier als Periorbita bezeichnet wird.
Funktion
Die Orbita dient der Aufnahme, der Befestigung und dem Schutz des Auges sowie als Ursprung der Augenmuskulatur.
Klinik
Bei Mittelgesichtsfrakturen ist häufig auch die Orbita einbezogen. Dabei kann es zu einer Stufenbildung des Orbitarandes kommen. Die direkte Gewalteinwirkung auf das Auge kann den Orbitaboden sprengen. Man spricht dann von einer Blow-out-Fraktur.
Die Orbita sowie ihr Inhalt ist darüber hinaus bei einer Reihe von Autoimmunerkrankungen befallen. Typische Beispiele für diese sogenannten Orbitopathien sind die Myositis der Augenmuskulatur und der Morbus Basedow.