Kleiner Strongylide
Definition
Unter der Bezeichnung kleine Strongyliden fasst man im klinischen Sprachgebrauch verschiedene Parasiten des Dickdarms beim Pferd zusammen.
Nomenklatur
Die Bezeichnung kleine Strongyliden bezieht sich - ähnlich wie große Strongyliden - nicht auf die Länge der Parasiten. Die Gruppe besteht vielmehr aus Nematoden, die im Wirt eine histotrophe Phase in der Darmwand durchlaufen und eine ähnliche Entwicklung, Präpatenz und Schadwirkung haben.
Vertreter
Gruppe | Unterfamilie | Gattung | Arten |
---|---|---|---|
Kleine Strongyliden | Strongylinae |
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Cyathostominae |
|
Epidemiologie
Kleine Strongyliden treten regelmäßig in Mischinfektionen mit verschiedenen (bis zu 27) Arten auf. Die Häufigkeit unterliegt jedoch regionalen Schwankungen. Mit Prävalenzen zwischen 75 und 100 % kommen in Mitteleuropa folgende Cyathostominae-Arten am häufigsten vor:
Morphologie
Die Vertreter der kleinen Strongyliden sind gelbweiße, teils auch rötliche Nematoden mit einer Länge von etwa 0,5 bis 3,0 cm. Die Parasiten sind daher meist etwas kleiner als die großen Strongyliden, sie dürfen jedoch nicht nicht anhand ihrer Länge den verschiedenen Gruppen zugeteilt werden.
Die größte Gruppe bilden die Cyathostominae, die mit 50 Arten vertreten sind. Sie besitzen eine deutlich kleinere und zylindrisch bzw. rechteckig geformte Mundkapsel als die Vertreter der Gattung Strongylus. Diese Parasiten können häufig anhand ihrer Mundkapsel voneinander unterschieden werden:
- Gyalocephalus spp.: tonnenförmige Mundkapsel mit 6 zahnartigen Strukturen
- Craterostomum spp.: die Mundkapsel ist breiter als lang und der äußere Blätterkranz ist aus 8, der innere aus 23 bis 24 Elementen aufgebaut
- Cylindropharynx spp.: die Mundkapsel ist zylindrisch und der äußere Blätterkranz besteht aus 6 großen Elementen
Entwicklung
Der Entwicklungszyklus der kleinen Strongyliden ist in zwei Abschnitte gegliedert:
- externe (präparasitische) Entwicklung
- interne (parasitische) Entwicklung
Die Wirte scheiden mit ihrem Kot massenhaft dünnschalige und mit mehr als 8 Furchungszellen besetzte Strongylideneier aus. Innerhalb kurzer Zeit entwickeln sie sich zu Erstlarven (L1) weiter, die dann ausschlüpfen und sich von Fäkalbakterien ernähren. Anschließend erfolgt die Häutung zur Zweitlarve (L2), die dann vorrangig Lipide bildet, die in Mitteldarmzellen eingelagert werden. Unter der Ausbildung einer Uvea (Scheide) erfolgt die Weiterentwicklung zur Drittlarve (L3), die äußerst resistent gegenüber Umwelteinflüssen ist. Die Drittlarven sind das infektiöse Stadium, das auf der Weide über Wochen bis Monate hinweg infektiös bleiben kann. Nachdem die Drittlarven aktiv den Kot verlassen haben, wandern sie bei ausreichender Feuchtigkeit auf Pflanzen und werden so von weidenden Pferden aufgenommen.
Nach der Aufnahme schlüpfen die L3 unter Einfluss unterschiedlicher Faktoren (pH-Wechsel u.ä.) im vorderen Gastrointestinaltrakt aus ihrer Scheide aktiv aus. Ab diesem Zeitpunkt beginnt die interne Entwicklungshase, diese unterscheidet sich deutlich zu der Entwicklungsphase der großen Strongyliden. Die hüllenlosen Drittlarven dringen in die Schleimhaut (Mukosa oder Submukosa) von Caecum oder Colon ein, wo sie sich innerhalb von 6 bis 12 Tagen zur Viertlarve (L4) häuten. Anschließend folgt eine histotrophe Phase, die meist 1 bis 2 Monate (manchmal auch länger) andauert. Danach kehren die Parasiten wieder ins Darmlumen zurück, um sich unter Einhaltung einer weiteren Häutung zu präadulten Stadien (P) weiter zu entwickeln.
Die adulten Parasiten siedeln sich bevorzugt im ventralen Colon sowie im Caecum an, teilweise jedoch auch im dorsalen Colon. Die Präpatenz schwankt innerhalb der einzelnen Arten zwischen 1,5 und 3 Monaten. Die Patenz kann bis zu 2,5 Jahre dauern. Ein wichtiges Phänomen beim Entwicklungszyklus der kleinen Strongyliden ist die Fähigkeit zur Hypobiose.
Pathogenese
Infektionen finden hauptsächlich bei der Nahrungsaufnahme während der Weideperiode statt. Die Aufnahme infektiöser L3 kann jedoch auch in Stallungen und in Ausläufen sowie durch kontaminiertes Grünfutter und Heu erfolgen.
Klinik
Kleine Strongyliden sind aufgrund einer fehlenden Körperwanderung deutlich weniger pathogen als große Strongyliden.
Ein massiver Befall kann jedoch aufgrund chronischer Darmläsionen zu Diarrhö, Abmagerung, Koliken und/oder Fieber führen. Klinisch manifeste Erkrankungen werden bei Pferden meist innerhalb der ersten sechs Lebensjahre beobachtet. Aufgrund massiver Gewebeschädigungen kommt es oftmals auch zu plötzlichen Todesfällen.
Erkrankung | Zeitpunkt | Tiergruppe | Klinik |
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chronische Cyathostominose | während Weideperiode |
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chronische Diarrhö | keine Saisonalität |
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larvale Cyathostominose | November bis Frühjahr |
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Diagnostik
Die Diagnose erfolgt mittels Kotprobenuntersuchungen über den Nachweis der ca. 60 bis 140 µm langen, dünnschaligen und ovoiden Eier.
Quellen
- ESCCAP Deutschland. Gastrointestinale Parasiten bei Pferden und anderen Equiden Stand: August 2019 (abgerufen am 31.10.2021)
- ESCCAP Deutschland. Empfehlungen zur Behandlung und Kontrolle gastrointestinaler Parasiten bei Pferden und anderen Equiden Deutsche Adaption der ESCCAP-Empfehlung Nr. 8, August 2019 (abgerufen am 31.10.2021)
Literatur
- Deplazes P, Joachim A, Mathis A, Strube C, Taubert A, von Samson-Himmelstjerna G, Zahner H. 2020. Parasitologie für die Tiermedizin. 4., überarbeitete Auflage. Stuttgart: Georg Thieme Verlag KG. ISBN: 978-3-13-242138-7
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