Keratitis neuroparalytica
Synonyme: neurotrophe Keratitis, Keratopathia neuroparalytica, neurotrophe Keratopathie, Keratoconjunctivitis neuroparalytica
Definition
Die Keratitis neuroparalytica ist eine ophthalmologische Erkrankung, die durch sensible und trophische Versorgungsstörungen der Hornhaut gekennzeichnet ist. Ursächlich ist eine Schädigung des 1. Trigeminusastes (Nervus ophthalmicus). Die Folge sind Erosionen und Ulzerationen der Hornhaut.
Ätiologie
Ursächlich für eine Keratitis neuroparalytica sind Läsionen des Nervus ophthalmicus. Auslöser sind beispielsweise:
- Raumforderungen auf Höhe des Hirnstamms oder des Ganglion trigeminale (Akustikusneurinom, Neurofibrom, Aneurysma)
- Infektionen (z.B. Herpes-Viren)
- operative Eingriffe, auch refraktivchirurgische Eingriffe (z.B. LASIK)
- Traumata, Verätzungen, Missbrauch von Lokalanästhetika
- Diabetes mellitus
Pathogenese
Die gestörte sensible Innervation des Auges führt zu einer Verminderung der Tränensekretion und des reflektorischen Lidschlags. Dies führt dazu, dass die Hornhaut schneller austrocknet. Es resultiert eine gesteigerte Verletzungsgefahr der Hornhaut. Aus oberflächlichen Hornhautepitheldefekten können sich tiefgreifenden Ulzerationen (Ulcus corneae) entwickeln. Zudem besteht eine Perforationsgefahr.
Darüber hinaus führt der Verlust der sensorischen Innervation der Cornea über eine reduzierte Sekretion von neurotrophen Wachstumsfaktoren zu einer Störung von Wundheilungsprozessen.
Klinik
Die Hornhaut kann sichtbar getrübt sein, mit einer begleitenden Bindehautinjektion (rotes Auge). Eine deutliche Reduktion der Sehschärfe ist möglich. Die Hornhautsensibilität ist in der Regel herabgesetzt oder im schwersten Fall komplett aufgehoben: Die betroffenen Patienten beklagen wenig oder keine Schmerzen trotz teils schwerster Hornhautschäden. Die Neigung zur bakteriellen Superinfektion der Augenoberfläche ist erhöht und kann beim Ulcus corneae für das gesamte Auge eine Bedrohung darstellen.
Therapie
Die Therapie erfolgt in der Regel symptomatisch. Zur Behandlung kommen unter anderem Tränenersatzmittel und pflegende Salben zum Einsatz. Eine weitere Therapieoption ist der künstliche Verschluss der Tränenpünktchen durch Kunststoffstöpsel. Ein vorübergehender chirurgischer Verschluss der Lider mit Nähten oder die Aufnähung einer Amnion-Membran kann zudem die Heilung der Hornhaut fördern. Bei Ausbildung eines Ulcus corneae muss eine lokale und ggf. auch eine systemische antibiotische Therapie ergänzt werden. Eine weitere Therapieoption ist die Behandlung mit Cenegermin. Liegt eine Perforation der Hornhaut vor, sollte eine Hornhauttransplantation durchgeführt werden.
Literatur
- Kanski J: Klinische Ophthalmologie - Lehrbuch und Atlas. 7. Auflage. Elsevier 2012.
- Cursiefen C, Seitz B, Kruse FE. Neurotrophe Keratopathie: Pathogenese, Klinik und Diagnostik. Ophthalmologe 2005; 102:7-14.
- Pschyrembel - Keratopathia neuroparalytica, abgerufen am 02.08.2022
- Grehn. Augenheilkunde, Springer-Verlag, 31. Auflage, 2012
- Sachsenweger et al. Augenheilkunde, Thieme-Verlag, 2. Auflage, 2003
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