Kümmerer (Veterinärmedizin)
Englisch: runt
Definition
Als Kümmerer bezeichnet man in der Veterinärmedizin Tiere, die im Wachstum sowie der körperlichen Entwicklung aufgrund ungünstiger Faktoren zurückbleiben.
Ätiologie
Kümmerer entstehen hauptsächlich infolge einer oder mehrerer Infektionskrankheiten, die im frühen Lebensalter stattgefunden haben. Die häufigsten Ursachen sind Durchfallerreger. Das Krankheitsbild wird am Beispiel von Saugferkeln erklärt. Hier sind oftmals folgende Erreger für ein Kümmern verantwortlich:
- Escherichia coli (Colidiarrhö)
- Clostridium perfringens Typ C (Nekrotisierende Enteritis)
- Rotavirus (Rotavirusinfektion)
- Coronaviren (Transmissible Gastroenteritis, Porzine epizootische Diarrhö)
- Cystoisospora suis (Cystoisosporose)
- Strongyloides ransomi (Strongyloidose)
Neben infektiösen Ursachen können auch eine falsche Fütterung oder ungünstige Haltungsbedingungen (Überbeleg, belastendes Stallklima, Schadgase u.ä.) zum Kümmern einzelner Tiere führen.
Bei Kälbern können neben den nicht-infektiösen Ursachen auch Pansentrinken und an Rinder adaptierte Erreger zum Kümmern führen:
- Eimeria spp. (Eimeriose)
- Cryptosporidium parvum (Cryptosporidiose)
- Rotavirus (Rotavirusinfektion)
- Coronavirus (Coronavirusinfektion)
Morphologie
Kümmerer zeigen einen charakteristischen Habitus:
- magere bis kachektische Körperkondition
- Zurückbleiben im Körperwachstum ("Auseinanderwachsen" der Gruppe)
- überlanges Borstenkleid
- verhältnismäßig großer Kopf
Therapie
Initial müssen alle begünstigenden Faktoren beseitigt werden, um ein weiteres Auseinanderwachsen der Gruppe zu verhindern. Im Wachstum deutlich zurückgebliebene Tiere können nach erfolgreicher Therapie einer Infektion in jüngere Gruppen umgestallt werden. Lebensschwache Tiere müssen per Hand aufgezogen werden - jedoch wird diese intensive Maßnahme aus Kostengründen in der Praxis quasi nie durchgeführt.
Deutlich geschwächte Tiere sollten aus Tierschutzgründen euthanasiert werden.
Prophylaxe
Durch Optimieren der Hygiene- (Rein-Raus-Verfahren, fachgemäße Reinigung und Desinfektion, Stallkleidung) und Haltungsbedingungen (Fütterung, Stallklima, Schadgasbelastung u.ä.) kann das Kümmern in einem Bestand verhindert werden.
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