Synonym: Nekrobazillose
Englisch: necrobacillosis in cattle
Als Kälberdiphtheroid bezeichnet man eine bei Kälbern auftretende Infektionskrankheit.[1]
Fusobacterium necrophorum ist ein gramnegatives, nicht-sporenbildendes, obligat anaerobes Stäbchenbakterium aus der Gattung Fusobacterium innerhalb der Familie der Fusobacteriaceae. Als Virulenzfaktoren wirken u.a. Endotoxin und Leukotoxin. Zusätzlich können Hämolysin, Hämagglutinin, Lipase und Desoxyribonuklease an der Ausprägung des virulenten Phänotyps beteiligt sein.[2]
Da Fusobacterium necrophorum zur normalen Flora des Magen-Darm-Traktes bei Menschen und Tieren gehört, kommt es ubiquitär vor. Bei Wiederkäuern stellen die Bakterien auch einen Teil der Pansenflora dar.
Infektionen entstehen entweder durch die perorale Aufnahme des Erregers (aus der Umwelt) oder über endogenem Weg. Die Ausscheidung erfolgt hauptsächlich mit dem Kot.[2] Klinisch manifeste Erkrankungen kommen am häufigsten bei Kälbern bis zum 3. Lebensmonat vor.[1]
Da Fusobacterium necrophorum ein strikter Anaerobier ist, kann er sich im gesunden und durchbluteten Gewebe nicht vermehren. Erst durch Verletzungen werden Eintrittspforten geschaffen, sodass es zu einer Ansiedlung und anschließenden Vermehrung im geschädigten Gewebe kommen kann. Auf diese Weise kommt es durch kleine Schleimhautläsionen im Maulbereich der Kälber zu einer lokalen Infektion, die durch Mischinfektionen mit sauerstoffzehrenden Aerobiern oder fakultativen Anaerobiern (z.B. Arcanobacterium pyogenes) begünstigt wird. Es entwickelt sich eine nekrotisierende Stomatitis mit Störungen des Allgemeinbefindens.[2]
Betroffene Tiere zeigen ausgeprägte Störungen des Allgemeinbefindens mit Fieber, Apathie und Anorexie. Typisch für die Erkrankung sind Foetor ex ore, Hypersalivation und eine deutlich sichtbare Schwellung im Backenbereich. An der entsprechenden Stelle ist die Schleimhaut sichtlich entzündet und zentral zu einem tiefen Ulkus mit gelb-bröckligem Belag vertieft.
In weiterer Folge können sich zusätzliche Krankheitsbilder entwickeln, die das klinische Bild deutlich verkomplizieren, z.B. eine nekrotisierende Laryngitis oder eine nekrotisierende Pneumonie.[1]
Das klinische Erscheinungsbild ist meist eindeutig um die Diagnose zu stellen. In zweifelhaften Fällen kann eine bakteriologische Untersuchung den Erregernachweis sichern.[1]
Differenzialdiagnostisch sind Mucosal disease und Maul- und Klauenseuche zu berücksichtigen.
Die betroffenen Schleimhautareale sind chirurgisch zu entfernen und anschließend mit einer lokalen Pinselung (Jodtinktur) zu behandeln. Der Nutzen einer systemischen Antibiose wird kontrovers diskutiert und kann bei schwerwiegenden Fällen in Erwägung gezogen werden.[2]
Erkrankte Tiere müssen so schnell wie möglich aus der Herde separiert (Krankenbox) und behandelt werden. Tränkereste sollten aus prophylaktischen Gründen nicht an andere Kälber verfüttert werden.
Tags: Bakterium, Infektionskrankheit, Kalb, Wiederkäuer
Fachgebiete: Bakteriologie, Veterinärmedizin
Diese Seite wurde zuletzt am 30. September 2019 um 16:44 Uhr bearbeitet.
Um diesen Artikel zu kommentieren, melde Dich bitte an.