Invagination (Hund)
Synonym: Intussuszeption
Englisch: invagination
Definition
Als Invagination bezeichnet man beim Hund das Einstülpen eines Darmabschnitts (Intussuszeptum) in einen weiter kaudal liegenden Abschnitt (Intussuszipiens).
Vorkommen
Invaginationen betreffen vorwiegend junge Tiere unter einem Lebensjahr.
Ätiologie
Zu einer Invagination kommt es häufig infolge eines massiven Endoparasitenbefalls oder aufgrund schwerwiegender Enteritiden (z.B. Parvovirus-Infektionen). Bei älteren Tieren sind meist Tumoren verantwortlich, oft im Bereich des Zäkums.
Pathogenese
Unabhängig vom Auslöser kommt es durch das Ineinanderstülpen von Darmabschnitten zur Abschnürung von zu- und abfließenden Gefäßen. Dabei wird initial der venöse Abfluss gehindert. Es kommt zum Rückstau und zur ödematösen Schwellung der betroffenen Region. In weiterer Folge wird durch den zunehmenden Gewebedruck der arterielle Blutfluss beeinträchtigt, in schweren Fällen auch gänzlich unterbrochen. Es kommt zu lokalen Entzündungsreaktionen und folglich auch zu Nekrosen, die sowohl die jeweiligen Darmabschnitte als auch das angrenzende Gewebe (Mesenterium) betreffen.
Durch die Entzündungsprozesse und nekrotischen Veränderungen nimmt die Dicke der Darmwand ab, sodass das Risiko einer Perforation mit daraus resultierender fulminanter septischen Peritonitis drastisch ansteigt. Gleichzeitig wird durch die Invagination auch das Darmlumen eingeengt, sodass es zur Ausbildung eines mechanischen Ileus kommt.
Klinik
Die klinischen Anzeichen ähneln jener eines obstruierenden Fremdkörperileus. Zusätzlich kommt es oft zu blutigem Durchfall, der auch intermittierend sein kann. Häufig leiden betroffene Hunde an Erbrechen, Symptomen eines akuten Abdomens und Kachexie. Bei chronischem Verlauf kann auch eine Hypoalbuminämie auftreten.
Diagnose
Die Diagnostik beinhaltet neben einer ausführlichen klinischen Untersuchung eine Sonographie und daran anschließend ein Abdomenröntgen in zwei Ebene.
Während der abdominalen Palpation kann eine Invagination häufig als zylindrische Masse im kranialen oder mittleren Abdomen erkannt werden. Im Röntgenbild zeigt sich eine Invagination unter anderem in Form eines Masseneffekts. Die begleitenden Befunde ähneln jenen einer mechanischen Obstruktion (dilatierte, mit Gas und Flüssigkeit gefüllte Darmschlingen u.ä.). Die eigentliche Diagnose lässt sich häufig mittels Ultraschall stellen. Pathognomonisch für eine Invagination ist ein veränderter Darmabschnitt, der mehr als fünf Schichten aufweist (abwechselnd reflexarm und reflexreich). Die charakteristische Anordnung der Schichten ähneln Zwiebelscheiben.
Therapie
Nach der Diagnose ist der Hund rasch zu stabilisieren (Schockinfusion etc.). Anschließend ist unverzüglich eine Laparotomie vorzunehmen. Dabei wird der gesamte Darmtrakt abgesucht, vorsichtig durchpalpiert und dann die invaginierten Stellen durch vorsichtigen Zug und Druck manuell reponiert. Kann die Invagination nicht korrigiert werden oder sind die Gefäße und der Darm nekrotisch verändert, muss der betroffene Abschnitt reseziert werden (End-zu-End-Anastomose).
Prognose
Die Prognose ist grundsätzlich gut. Bei tumorösen Veränderungen ist häufig nur mehr eine palliative Nachsorge möglich. Bei jungen Tieren mit einer weiterhin bestehenden Enteritis kommt es oftmals zu einer Reinvagination (Rezidiv).
Literatur
- Kohn B, Schwarz G (Hrsg.). 2017. Praktikum der Hundeklinik. 12., aktualisierte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in Georg Thieme Verlag KG. ISBN: 978-3-13-219961-3
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