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Idiopathische generalisierte Epilepsie

Englisch: idiopathic generalized epilepsy syndromes

1. Definition

Unter dem Begriff idiopathische generalisierte Epilepsie, kurz IGE, werden vier Epilepsiesyndrome zusammengefasst, die sich durch das Auftreten generalisierter epileptischer Anfälle ohne zugrundeliegende erkennbare strukturelle oder metabolische Ursachen auszeichnen.

2. Abgrenzung

Die vier IGE-Syndrome sind die vier häufigsten Epilepsiesyndrome innerhalb der Gruppe der genetischen generalisierten Epilepsien (GGE). Der Begriff "idiopathisch" ist eigentlich nicht korrekt, da eine genetische Ursache vorliegt, jedoch wird der Begriff weiterhin verwendet, um eine Abgrenzung gegenüber anderen generalisierten Epilepsien vorzunehmen.

3. Epidemiologie

IGE machen etwa 20 % aller Epilepsien aus und treten i.d.R. schon in der Kindheit oder frühen Adoleszenz auf.

4. Ätiologie

Idiopathische generalisierte Epilepsien sind polygenetische Erkrankungen. Zudem können Umweltfaktoren eine Rolle bei der Entstehung der Erkrankungen spielen. In seltenen Fällen konnten monogenetische Ursachen gefunden werden. Die ursächlichen Mutationen befinden sich vor allem in Genen, die für Ionenkanäle kodieren. Die Mutationen führen zu einer veränderten Erregbarkeit der Neurone, sodass die Schwelle für epileptische Anfälle gesenkt wird.

Folgende Gene sind z.B. betroffen:

5. Klinik

Je nach vorliegendem Syndrom manifestieren sich IGE als Absencen, myoklonische Anfälle, tonisch-klonische Anfälle oder auch myoklonisch-tonisch-klonische Anfälle. Die neurologische Entwicklung ist i.d.R. unbeeinträchtigt, die Syndrome sprechen meist gut auf eine medikamentöse anfallssuppressive Therapie an.

IGE-Syndrom Alter klinische Charakteristika EEG-Befund
kindliche Absence-Epilepsie 4 bis 10 Jahre
juvenile Absence-Epilepsie 9 bis 13 Jahre
  • häufige Absencen, aber nicht täglich, kein vollständiger Verlust der Aufmerksamkeit
  • Absence-Dauer: 5 bis 30 s
  • meist normale kognitive Entwicklung, ADHS oder Lernbehinderung möglich
  • Trigger: Hyperventilation häufig, selten durch Fotostimulation
  • interiktal: unauffällig
  • generalisierte Spike-Wave-Komplexe (3 bis 5,5 Hz)
  • Schlaf: Polyspikes möglich
juvenile Myoklonusepilepsie 10 bis 24 Jahre
  • myoklonische Anfälle, meist beim Erwachen, äußern sich z.B. durch das ungewollte Wegschleudern von Gegenständen
  • häufig treten auch generalisierte tonisch-klonische Anfälle auf, Absencen in ca. 1/3 der Fälle
  • meist normale kognitive Entwicklung, ADHS oder Lernbehinderung möglich
  • Trigger: Schlafentzug, Fotostimulation
  • interiktal: unauffällig
  • irreguläre, generalisierte 3 bis 5,5 Hz Spike-Waves und Polyspike-Waves
Epilepsie mit ausschließlich generalisiert tonisch-klonischen Anfällen 10 bis 25 Jahre
  • generalisierte tonisch-klonische Anfälle, meist innerhalb von 2 h nach Erwachen
  • keine Absencen oder myoklonische Anfälle
  • meist normale kognitive Entwicklung, ADHS oder Lernbehinderung möglich
  • Trigger: Schlafentzug
  • interiktal: unauffällig
  • generalisierte 3 bis 5,5 Hz Spike-Waves oder Polyspike-Waves, teils nur im Schlaf

6. Diagnostik

Die Diagnose der IGE basiert auf einer detaillierten Anamnese, klinischen Beobachtungen und elektrophysiologischen Untersuchungen. Im Elektroenzephalogramm (EEG) finden sich charakteristische Muster von generalisierten Spike-Wave-Komplexen oder Polyspike-Waves, häufig provozierbar durch Hyperventilation, Schlafentzug oder Fotostimulation (s.o.).

Bildgebende Verfahren wie die Magnetresonanztomografie sind in der Regel unauffällig, da keine strukturellen Hirnveränderungen vorliegen.

7. Therapie

Idiopathische generalisierte Epilepsien können i.d.R. gut mittels anfallssuppressiver Therapie behandelt werden. Folgende Substanzen werden bevorzugt eingesetzt:

Zum Therapiemonitoring sollten in regelmäßigen Abständen die Medikamentenspiegel im Blut bestimmt werden.

Zudem spielen nichtmedikamentöse Ansätze wie die Anpassung des Lebensstils und die Vermeidung von Anfallsauslösern eine wichtige Rolle in der Langzeittherapie.

Bei gesicherten idiopathischen generalisierten Epilepsien ist eine chirurgische Therapie nicht indiziert. Ist die Diagnose jedoch nicht gesichert und liegt ein pharmakoresistenter Verlauf vor, kann eine prächirurgische Diagnostik sinnvoll sein.

8. Literatur

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