Hodensack (Veterinärmedizin)
Synonym: Skrotum
Definition
Der Hodensack, auch Skrotum genannt, ist eine Hauttasche, die neben dem Hoden und Nebenhoden den Samenleiter und den Anfangsabschnitt des Samenstrangs enthält. Er ist bei allen männlichen Haussäugetieren ausgebildet.
Anatomie
Das Skrotum wird im Innenraum durch das Septum scroti in eine linke und eine rechte Bucht unterteilt. Dabei senkt sich je ein Scheidenhautfortsatz mit Inhalt und Musculus cremaster in eine Bucht ein und kann daher aus deren Bindegewebslager relativ leicht vorgelagert werden (nach Schnitt durch den Hodensack). Allein im distalen Bereich besteht eine sehr derbe, bandartige Verwachsung, die als Ligamentum scroti bezeichnet wird, und sich zwischen Processus vaginalis und der Innenseite der Tunica dartos ausspannt. Den genauen Verlauf des Septums kann man von außen als Hodensacknaht (Raphe scroti) wahrnehmen.
Gefäßversorgung
Arterien
Das Skrotum wird, wie der Processus vaginalis, aus der Arteria pudenda externa und der Arteria cremasterica versorgt. Erstere entspringt dem Truncus pudendoepigastricus, der den kurzen Gefäßstamm der Arteria profunda femoris darstellt. Sie geht wiederum aus der Arteria iliaca externa hervor. Die A. cremasterica hingegegen ist ein direkter Abgang der Arteria iliaca externa.
Venen
Der venöse Abfluss erfolgt über die gleichnamigen Venen, die als Vena pudenda externa und cremasterica bezeichnet werden. Beide fließen in die hintere Hohlvene ab.
Lymphabfluss
Die Lymphe des Skrotums fließt in die gleichen regionären Lymphknoten ab wie die Lymphe der Hoden und Nebenhoden: Lymphonodi iliaci mediales und Lymphonodi lumbales aortici.
Innervation
Die Innervation des Hodensacks entstammt aus den Ventralästen der Rückenmarksnerven (Lendennerven) und wird über den Nervus genitofemoralis bzw. dessen Ramus genitalis gewährleistet.
Histologie
Die Haut des Hodensacks ist generell recht dünn, wobei sie je nach Tierart und Rasse mehr oder weniger stark behaart ist. Außerdem zeigt die Haut eine tierart- und rassetypische, individuelle Pigmentierung. Gleichzeitig findet man reichlich Schweiß- und Talgdrüsen. Der Hodensack weist von außen nach innen folgende Schichtung (Hodenhüllen) auf:
- Cutis scroti: dünn, behaart, individuell pigmentiert und mit Schweiß- und Talgdrüsen ausgestattet
- Tela subdartoica: kaum von der darauffolgenden Schicht abgrenzbar
- Tunica dartos: glatte Muskelzellen, die sich mit der Tela subdartoica zu einem elastisch-muskulösen System zusammenfügen, wobei feine Muskelzüge auch in die Dermis eintreten können
- Stratum subdartoicum: Verschiebeschicht aus lockerem, kollagenen und elastischen Bindegewebselementen, die das tiefe Faszienblatt umgibt und von manchen Autoren mit der Fascia spermatica externa verglichen wird
- Fascia spermatica externa: Fortsetzung der tiefen Rumpffaszie, die von manchen Autoren als Verschiebeschichte angesehen wird
- Musculus cremaster: Abspaltung des Musculus obliquus externus abdominis und von der Fascia cremasterica überzogen, fungiert er als Hobenheber und -senker
- Fascia spermatica interna: Abspaltung der Fascia transversalis
- Lamina parietalis der Tunica vaginalis: Parietalblatt der Tunica vaginalis
- Lamina visceralis der Tunica vaginalis: Viszeralblatt der Tunica vaginalis und fest mit dem Hoden verbunden
Topographie
Die Lage des Skrotums ist tierartlich verschieden. So liegt er beim Kater dicht ventral des Afters, beim Rüden und Eber im kaudalen Abschnitt des Zwischenschenkelspalts. Beim Wiederkäuer und Pferd befindet sich der Hodensack weiter kranial im Zwischenschenkelspalt, in der Regio pubica.
Das Skrotum des Wiederkäuers weist die Gestalt eines Beutels auf, der einen deutlich abgesetzten "Hals" aufzeigt. Bei den restlichen Haussäugetieren liegt er eher breitbasig der entsprechenden Region an, dabei kann seine Form mit der einer Halbschale verglichen werden.
Literatur
- Nickel, Richard, August Schummer, and Eugen Seiferle. Band II: Eingeweide. Lehrbuch der Anatomie der Haustiere. Parey, 2004.
- Künzel, Wolfgang. Topographische Anatomie, Hochschülerschaft Veterinärmedizinische Universität (Hersausgeber), 3. Auflage. WS 2011/12
- Salomon, Franz-Viktor, Hans Geyer, and Uwe Gille, eds. Anatomie für die Tiermedizin. Enke, 2008.
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