Nervus lumbalis (Veterinärmedizin)
Synonym: Lendennerv
Definition
Als Nervi lumbales bzw. Lendennerven bezeichnet man die paarig angelegten Spinalnerven, die bei den Haussäugetieren im Bereich der Lendenwirbelsäule austreten.
Anatomie
Da die Haussäugetiere unterschiedlich viele Lendenwirbel besitzen, variiert auch die Zahl der Nervi lumbales. Die Nerven werden von kranial nach kaudal durchnummeriert. Die ersten 2 bis 3 Nervi lumbales entsprechen in ihrer Stärke etwa den Brustnerven. Alle darauffolgenden Nerven nehmen rasch an Dicke zu. Alle Lendennerven teilen sie sich kurz nach dem Austritt aus dem Wirbelkanal in einen dorsalen und einen ventralen Ast.
Rami dorsales
Die deutlich schwächer ausgebildeten Dorsaläste, Rami dorsales, werden wiederum in einen medialen und lateralen Ast unterteilt:
- mit ihren Rami mediales sind sie für die Innervation der Rückenstrecker in der Lendengegend zuständig
- die Rami laterales hingegen ziehen zwischen dem Musculus longissimus und iliocostalis hindurch in Richtung Haut; dort teilen sie sich wiederum in einen Ramus cutaneus medialis und lateralis auf.
Die lateralen Hautäste der ersten drei Lendennerven verzweigen sich als Nervi clunium craniales in der Haut der Lenden- und vorderen Kruppengegend, wohingegen sich bei Pferd und Wiederkäuer das Hautfeld bis oberhalb des Kniegelenks ausdehnt.
Rami ventrales
Die deutlich kräftiger ausgebildeten Ventraläste (Rami ventrales) schicken Äste aus, die in ein Nervengeflecht bilden. Der auf diesem Wege entstehende Plexus lumbalis steht mit dem Plexus sacralis in Verbindung, sodass beide zum Plexus lumbosacralis zusammengefasst werden.
Plexus lumbosacralis
Der Plexus lumbosacralis versorgt die Muskeln der Bauchwand, des Beckens und der Hintergliedmaße sowie die entsprechenden Hautbezirke mit Mamma und Geschlechtsorganen.
Betrachtet man die individuellen Schwankungen in der Ausbildung der peripheren Nerven nicht, so besteht bei den Haussäugern hinsichtlich des Plexus lumbosacralis nur in einem Punkt eine Übereinstimmung: der 1. Lendennerv, Nervus iliohypogastricus (bzw. Nervus iliohypogastricus cranialis und caudalis) beteiligt sich nicht an der Plexusbildung. Beim 2. Lendennerven, Nervus ilioinguinalis kann das nicht im Allgemeinen behauptet werden, während alle folgenden Segmentalnerven immer untereinander in Verbindung stehen. Somit besitzen die daraus hervorgehenden Nerven immer Anteile aus mindestens 2 Rückenmarkssegmenten.
Alle Lendennerven, die nicht mit dem Plexus lumbosacralis in Verbindung stehen, teilen sich wiederum in einen Ramus lateralis und medialis auf und verhalten sich somit wie die Brustnerven.
Tierartliche Unterschiede
Bei Katzen sind L1 bis L3 nicht an der Plexusbildung beteiligt, wohingegen beim Hund und bei der Ziege L1 und L2 keine Fasern zum Plexus entsenden. Beim Pferd und Rind kann L2 ein Plexusast sein, wohingegen beim Schwein L1 und L2 sowohl freie Nerven sein können, als auch an der Plexusbildung teilnehmen.
Innervationsgebiete
Nerv: | motorisch: | sensibel: |
---|---|---|
Dorsaläste (Rami dorsales) | ||
Rami mediales: | dorsale Lendenmuskulatur | |
Rami laterales: | als Nn. clunium craniales die Haut der Lenden-, Kreuz- und Hüfthöcker, sowie die Haut der vorderen Kruppen- und Oberschenkelgegend | |
Ventraläste (Rami ventrales) | ||
Wurzeln des Lendengeflechtes Plexus lumbalis |
Literatur
- Nickel, Richard, August Schummer, and Eugen Seiferle. Band IV: Nervensystem. Lehrbuch der Anatomie der Haustiere. Parey, 2004.