Nervus genitofemoralis (Veterinärmedizin)
Synonym: N. genitofemoralis
Definition
Der Nervus genitofemoralis ist ein Nerv aus dem Plexus lumbalis, der je nach Tierart Fasern aus unterschiedlichen Rückenmarkssegmenten empfängt.
Anatomie
Der Nervus genitofemoralis erhält seine Fasern hauptsächlich aus dem Segment L3, bezieht beim Wiederkäuer und Pferd zusätzlich noch Fasern von L2 und L4. Bei der Katze führt der Nerv hauptsächlich Fasern von L4. Beim Hund entspringt er aus dem 3. und 4. Lendennerven, beim Schwein oftmals nur aus L4. Bei den letzten beiden Tieren stellt er proximal einen einheitlichen Nervenstrang dar.
Im Gegensatz zum Nervus genitofemoralis des Menschen, der sich regelmäßig in einen Ramus femoralis und einen Ramus genitalis aufteilt, weist der Nervus genitofemoralis des Haussäugetiere in den meisten Fällen nur einen Ramus genitalis auf.
Tierartliche Unterschiede
Der Nervus genitofemoralis durchbohrt beim Hund den Musculus psoas major nahe der Aorta abdominalis. Im Anschluss zieht er nach der Zweiteilung lateral der Arteria iliaca externa zum inneren Leistenring. Die Bauchdecke verlässt er durch den Leistenspalt, wobei er beim Rüden dem Samenstrang kaudomedial anliegt und bei der Hündin das Ligamentum teres uteri begleitet.
Beim Rüden versorgt der Nervus genitofemoralis, nachdem er sich in einen Ramus medialis und lateralis aufgeteilt hat, sensibel den Samenstrang, die Hodenhüllen und das Präputium. Bei der Hündin ist er für die sensible Versorgung der Schamgegend und des inguinalen Gesäugekomplexes zuständig. Bei beiden Geschlechtern gehen auch unterstützende Fasern an das vom Nervus iliohypogastricus und ilioinguinalis innervierte Hautfeld medial am Oberschenkel. Zusätzlich sorgt er über zarte Muskeläste für die Innervation des Musculus obliquus internus abdominis und des Musculus cremaster.
Beim Wiederkäuer und Pferd verhält sich der Nervus genitofemoralis anders als bei den Fleischfressern. Hier durchbohrt er den Musculus psoas minor und teilt sich anschließend in zwei dünne Äste auf. Diese ziehen unter dem Peritoneum verlaufend über die Arteria und Vena circumflexa ilium profunda und den Nervus cutaneus femoris lateralis hinweg zur Leistengegend. Die Äste können sich beim Wiederkäuer jedoch äußerst variabel verhalten.
Beim Pferd zweigen vom kranialen Ast Fasern an den Musculus obliquus internus abdominis ab, die oft Verbindungen mit dem Nervus ilioinguinalis eingehen oder gar selbständig zum Leistenspalt ziehen. Sie sind für die Versorgung des Präputiums und des Euters zuständig, wobei sie zusammen mit den Rami cutanei ventrales der beiden ersten Lendennerven die Haut medial am Oberschenkel innervieren. Beim Hengst verlässt der kaudale Ast die Bauchhöhle zusammen mit dem Samenstrang durch den Leistenspalt hindurch, und gibt Zweige an die Tunica vaginalis des Hodens und Samenstrangs und an den Musculus cremaster ab. Er verbreitet sich, ähnlich dem kranialen Ast, auch im Präputium. Bei der Stute verläuft er zusammen mit der Arteria pudenda externa zum Euter. Der Nervus genitofemoralis des Rindes verhält sich ähnlich wie der des Pferdes.
Literatur
- Nickel, Richard, August Schummer, and Eugen Seiferle. Band IV: Nervensystem. Lehrbuch der Anatomie der Haustiere. Parey, 2004.
- Künzel, Wolfgang. Topographische Anatomie, Hochschülerschaft Veterinärmedizinische Universität (Hersausgeber), 3. Auflage. WS 2011/12