Hafer
Synonyme: Echter Hafer, Weißer Hafer, Kulturhafer
Englisch: common oat
Definition
Hafer, botanisch Avena sativa, zählt zur Familie der Süßgräser (Poaceae) und ist eine bedeutende Nahrungspflanze.
Terminologie
Der Name "Avena" leitet sich wahrscheinlich vom Sanskritwort "Avana" (Speise) ab und verdeutlicht die Bedeutung des Hafers für die tägliche Ernährung. Der lateinische Begriff "sativa" bedeutet übersetzt "gezüchtet", da Hafer eine Kulturpflanze ist und daher auch "Saat-Hafer" genannt wird.[1]
Hintergrund
Der Saat-Hafer ist ein einjähriges Grasgewächs und Getreide, das ursprünglich aus Kleinasien stammt und in Europa weit verbreitet ist. Er hat sich aufgrund seines tiefen Wurzelsystems und seiner Anpassungsfähigkeit an verschiedene Boden- und Klimabedingungen durchgesetzt. Die Pflanze wird seit Jahrhunderten sowohl als Nahrungsmittel als auch als Heilpflanze genutzt.
Inhaltsstoffe
Der Saat-Hafer enthält einen hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren, Ballaststoffen, Proteinen und essenziellen Aminosäuren. Darüber hinaus ist er reich an Vitaminen und Mineralstoffen, insbesondere an Eisen und Zink. Weitere Inhaltsstoffe sind Kieselsäure, ß-Glucane, Avenathramide, Flavonoide, Alkaloide wie Gramin und Polyphenole wie Ferulasäure. Die genaue Zusammensetzung kann in Abhängigkeit von den Anbaubedingungen erheblich variieren.
Verwendung
Der Saat-Hafer wird in verschiedenen Formen verwendet, darunter als Haferflocken, Hafermehl und Haferkleie sowie in Form von Lebensmitteln wie Porridge und Haferbrei. Die verschiedenen Teile der Pflanze, darunter das Kraut (Avenae herba), das Stroh (Avenae stramentum) und das Korn (Avenae fructus) finden in der Naturheilkunde verschiedene Anwendungen, die meist auf der Erfahrungsmedizin basieren. Die genauen Wirkmechanismen sind dabei zum größten Teil nicht geklärt, die Wirkungen bei vielen Erkrankungen nicht durch kontrollierte Studien belegt.
Haferkraut (Avenae herba)
Das Haferkraut wird bei psychischen und physischen Beschwerden eingesetzt. Dazu gehören Nervosität, innere Unruhe, nervöse Erschöpfung, Angst-, Spannungs- und Erregungszustände sowie Schlafstörungen und Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus. Weitere Anwendungsbereiche sind Immunschwäche, Hautkrankheiten, Bindegewebsschwäche, Stoffwechsel- und Alterserkrankungen, Blasenleiden sowie der Ausgleich des Säure-Basen-Haushalts.
Haferstroh (Avenae stramentum)
Haferstroh ist das trockene, nach der Ernte gedroschene Gras. Es wird vor allem äußerlich als entzündungshemmender Badezusatz oder beruhigender Umschlag bei rheumatischen Erkrankungen, chronischen Hauterkrankungen, Hyperurikämie, Angst- und Erregungszuständen, Verletzungen und Juckreiz eingesetzt. Die positive Wirkung des Haferstrohbades wird der Kieselsäure zugeschrieben.
Hafer (Avenae fructus)
Die Haferfrüchte, also Hafer und Haferkleie, werden in der Ernährungsmedizin aufgrund ihrer cholesterinsenkenden und blutzuckerregulierenden Wirkung eingesetzt. Beta-Glucane binden Gallensäuren und erhöhen die Cholesterinausscheidung. Die Ballaststoffe verzögern die Aufnahme von Nährstoffen ins Blut, wodurch der Anstieg des Blutzuckerspiegels und damit die Insulinausschüttung reduziert bzw. verzögert wird.
Topisch wird frisch gemahlenes Hafermehl als Shampoo, Maske, Packung oder als Badezusatz bereits mit Wasser vermischt als ein hautberuhigendes und reinigendes Mittel verwendet (sog. kolloidales Hafermehl).[2]
Darreichungsformen
Es gibt verschiedene Applikationsformen von Hafer, darunter Tinkturen, Flüssigextrakte und Tees. Die Dosierung variiert je nach Anwendungsgebiet. Hafer ist auch als Frischpflanzenpresssaft erhältlich und wird äußerlich in Form von Bädern, Umschlägen und Wickeln angewendet. Auch homöopathische Zubereitungen werden verwendet, in denen jedoch nur noch geringfügige Spuren von Hafer zu finden sind.
Nebenwirkungen
Bei innerlicher Anwendung kann eine Glutenunverträglichkeit auftreten, wenn der Hafer mit anderen Getreidesorten verunreinigt ist. Vereinzelt kann eine Obstipation auftreten. Es wird daher empfohlen, bei Verzehr von Kleie ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen, um Darmverstopfungen zu vermeiden.
Kontraindikationen
- Überempfindlichkeit gegenüber Hafer oder anderen Vertretern aus der Familie der Süßgräser
- Kinder unter 12 Jahren
Quellen
- ↑ Ganz, Chrischta: Arzneipflanze des Jahres 2017: Hafer (Avena Sativa), in: schweizerische Zeitschrift für Ganzheitsmedizin, 01.01.2017, abgerufen am 03.10.2023
- ↑ Eisenmann-Tappe, Iris: Hafer (Avena sativa), in: Zeitschrift für Komplementärmedizin, Georg Thieme Verlag, 01.07.2017, [online] doi:10.1055/s-0043-115102.
Literatur
- Bäumler, Siegfried: Heilpflanzenpraxis heute - Band 1 Arzneipflanzenporträts, 21.01.2021.
- HMPC-Monografie Avena sativa herba /fructus, 2008, EMA
- Heinrich, Michael/Joanne Barnes/Jose Prieto-Garcia/Simon Gibbons/Elizabeth M. Williamson: Fundamentals of Pharmacognosy and Phytotherapy, Elsevier, 01.08.2023.
- Mendelson, Scott D.: Herbal treatment of anxiety: Clinical Studies in Western, Chinese and Ayurvedic Traditions, Clinical Pharmacognosy Series, 01.01.2022.
- Schmiedel, Volker/Matthias Augustin/Nils Altner: Leitfaden Naturheilkunde: Methoden, Konzepte und praktische Anwendung, 01.01.2017.