Glaesserella parasuis
Synonyme: Haemophilus parasuis (obsolet), H. parasuis (obsolet)
Definition
Glaesserella parasuis ist ein Stäbchenbakterium aus der Familie der Pasteurellaceae und Erreger der Glässer-Krankheit der Schweine.
Epidemiologie
Glaesserella parasuis ist – wie die meisten Vertreter aus der Gattung Haemophilus – durch eine enge Adaptation an den Wirt gekennzeichnet. Als Kommensale der Schleimhaut im Nasopharynx wird der Erreger auch bei klinisch gesunden Tieren nachgewiesen.
Morphologie
Glaesserella parasuis ist ein gramnegatives und kurzes Stäbchenbakterium, das 0,4 x 1 bis 3 µm groß ist. Anhand hitzestabiler Polysaccharidantigene können 15 Serovare unterschieden werden. Die unbekapselten Stämme der Serovare 4 und 5 kommen besonders häufig vor.
Virulenzfaktoren
Zu den Virulenzfaktoren gehören:
Neben den genannten Faktoren wurden in neueren Studien weitere Virulenz-assoziierte Gene und Gencluster beschrieben. Dazu gehören unter anderem Gene, die an der Biofilmbildung beteiligt sind. Weitere Gruppen betreffen den Eisenstoffwechsel, verschiedene zelluläre Signalwege sowie ABC-Transporter. Auch Gene zur metabolischen Anpassung des Erregers wurden identifiziert (2025).
Die Virulenz ist serovarspezifisch:
- Hochvirulent: Serovaren 1, 5, 10, 12, 13 und 14
- Mäßig virulent: Serovare 2, 4 und 15
- Gering virulent: Serovar 8.
- Avirulent: Serovare 6, 7, 9 und 11
Die bisherigen Serovar-Zuordnungen zur Virulenz sollten mit Vorbehalt verwendet werden, da aktuelle Daten auf erhebliche Überschneidungen und Ausnahmen hinweisen.
Pathogenese
Glaesserella parasuis kann durch Stress (Transporte, Umstallungen) und ungünstige Haltungsbedingungen (Eingliederungen neuer Tiere, Überbelegung) zu einer klinisch manifesten Erkrankung führen.
Nach einer septikämischen Phase verbreiten sich die Bakterien rasch im Organismus und verursachen eine fieberhafte Polyserositis, Polyarthritis, Pneumonie und Meningitis.
Kulturelle Anzucht
Da Glaesserella parasuis ein Faktor-V-abhängiges (NAD/NADP) Wachstum zeigt, kann eine kulturelle Anzucht auf Blutagar mithilfe einer Amme (Staphylococcus spp.) oder auf Kochblutagar durchgeführt werden. Die Bakterien sind kapnophil, zeigen keine Hämolyse und sind Oxidase-positiv.
Diagnostik
Die Diagnose erfolgt durch den kulturellen Nachweis oder mithilfe einer PCR. Da die Bakterien nach dem Tod der Tiere binnen weniger Stunden an Vermehrungsfähigkeit verlieren, sollte eine Probenentnahme nur an akut erkrankten und nicht-therapierten sowie frisch euthanasierten Tieren erfolgen.
Bei Versand der Probe in ein Labor ist auf eine ausreichende Kühlung zu achten.
Therapie
Glaesserella parasuis ist gegenüber verschiedenen Penicillinen und Cephalosporinen sensibel – ein Antibiogramm sollte aufgrund der Resistenzlage jedoch immer durchgeführt werden.
Prophylaxe
Prophylaktisch kann eine Impfung mit kommerziellen Impfstoffen (inaktivierte Vakzine: als Mono- oder Kombinationspräparat, zusammen mit Mycoplasma hyopneumoniae) auf Bestandsebene durchgeführt werden.
Literatur
- Mayr, Anton, Rolle, Michael. Medizinische Mikrobiologie, Infektions- und Seuchenlehre. 8., überarbeitete Auflage. Enke-Verlag, 2007.
- VO-Unterlagen, Institut für Mikrobiologie, Veterinärmedizinische Universität Wien. Krankheiten der Atmungsorgane, von Herz, Kreislauf und Lymphorganen. Bakterielle Erkrankungen - Schwein. WS 2017/2018.
- Zhou et al., Pan-genome wide association study of Glaesserella parasuis highlights genes associated with virulence and biofilm formation, Frontiers in Microbiology, 2023