Haemophilus parasuis
Synonym: H. parasuis
Definition
Haemophilus parasuis ist ein Stäbchenbakterium aus der Familie der Pasteurellaceae und Erreger der Glässer-Krankheit der Schweine.
Epidemiologie
Haemophilus parasuis ist - wie die meisten Vertreter aus der Gattung Haemophilus - durch eine enge Adaptation an den Wirt gekennzeichnet. Als Kommensale der Schleimhaut im Nasopharynx wird der Erreger auch bei klinisch gesunden Tieren nachgewiesen.
Morphologie
Haemophilus parasuis ist ein gramnegatives und kurzes Stäbchenbakterium, das 0,4 x 1 bis 3 µm groß ist. Anhand hitzestabiler Polysaccharidantigene können 15 Serovare unterschieden werden. Die unbekapselten Stämme der Serovare 4 und 5 kommen besonders häufig vor.
Virulenzfaktoren
Die Virulenzfaktoren sind bislang (2019) noch unzureichend erforscht. Zu ihnen gehören:
Die Virulenz ist serovarspezifisch:
- Hochvirulent: Serovaren 1, 5, 10, 12, 13 und 14
- Mäßig virulent: Serovare 2, 4 und 15
- Gering virulent: Serovar 8.
- Avirulent: Serovare 6, 7, 9 und 11
Pathogenese
Haemophilus parasuis kann durch Stress (Transporte, Umstallungen) und ungünstige Haltungsbedingungen (Eingliederungen neuer Tiere, Überbelegung) zu einer klinisch manifesten Erkrankung führen.
Nach einer septikämischen Phase verbreiten sich die Bakterien rasch im Organismus und verursachen eine fieberhafte Polyserositis, Polyarthritis, Pneumonie und Meningitis.
Kulturelle Anzucht
Da Haemophilus parasuis ein Faktor-V-abhängiges (NAD/NADP) Wachstum zeigt, kann eine kulturelle Anzucht auf Blutagar mithilfe einer Amme (Staphylococcus spp.) oder auf Kochblutagar durchgeführt werden. Die Bakterien sind kapnophil, zeigen keine Hämolyse und sind Oxidase-positiv.
Diagnose
Die Diagnose erfolgt durch den kulturellen Nachweis oder mithilfe einer PCR. Da die Bakterien nach dem Tod der Tiere binnen weniger Stunden an Vermehrungsfähigkeit verlieren, sollte eine Probenentnahme nur an akut erkrankten und nicht-therapierten sowie frisch euthanasierten Tieren erfolgen.
Bei Versand der Probe in ein Labor ist auf eine ausreichende Kühlung zu achten.
Therapie
Haemophilus parasuis ist gegenüber verschiedenen Penicillinen und Cephalosporinen sensibel - ein Antibiogramm sollte aufgrund der Resistenzlage jedoch immer durchgeführt werden.
Prophylaxe
Prophylaktisch kann eine Impfung mit kommerziellen Impfstoffen (inaktivierte Vakzine: als Mono- oder Kombinationspräparat, zusammen mit Mycoplasma hyopneumoniae) auf Bestandsebene durchgeführt werden.
Literatur
- Mayr, Anton, Rolle, Michael. Medizinische Mikrobiologie, Infektions- und Seuchenlehre. 8., überarbeitete Auflage. Enke-Verlag, 2007.
- VO-Unterlagen, Institut für Mikrobiologie, Veterinärmedizinische Universität Wien. Krankheiten der Atmungsorgane, von Herz, Kreislauf und Lymphorganen. Bakterielle Erkrankungen - Schwein. WS 2017/2018.