Fokale kortikale Dysplasie
Englisch: focal cortical dysplasia, FCD
1. Definition
Die fokale kortikale Dysplasie, kurz FKD, ist eine angeborene Störung der Hirnrindenentwicklung, die durch eine gestörte Rindenarchitektur, neuronale Heterotopien und ballonierte Neurone charakterisiert ist. Die FKD ist eine der häufigsten Ursachen therapieresistenter Epilepsien, insbesondere im Kindes- und jungen Erwachsenenalter.
2. Einteilung
Die FKD lässt sich nach der ILAE-Klassifikation (2011) in 3 Hauptformen unterteilen, die jeweils mehrere Unterformen aufweisen:
- FKD Typ I: Auch als dyslaminäre FKD bezeichnet. Es besteht eine isolierte Störung der kortikalen Schichtung ohne dysmorphe Neurone oder Ballonzellen.
- FKD Typ II: Auch dysmorphe FKD genannt. Zusätzlich zur Störung der Hirnrindenschichtung (Dyslamination) besteht eine pathologisch veränderte Neuronenpopulation und es treten Ballonzellen auf.
- FKD Typ III: FKD in Kombination mit anderen Pathologien, z.B. Hippocampussklerose, Hirntumoren, ischämische Läsionen
3. Pathogenese
Die FKD beruht auf einer gestörten neuronalen Zellmigration und -differenzierung während der Embryonalentwicklung. Diese Veränderungen führen zu einem irregulären Schichtaufbau der Hirnrinde und zu einer abnormen synaptischen Konnektivität. Die genauen pathogenetischen Abläufe sind derzeit (2025) zum größten Teil ungeklärt. Sie unterscheiden sich zwischen den einzelnen FKD-Formen.
Bei der FKD vom Typ II sind Mutationen von Proteinen ursächlich, die am MTOR-Signalweg beteiligt sind, z.B. in den Genen TSC1, PI3KCA, DEPDC5, MTOR, NPRL3. Sie führen zu einer erhöhten Aktivität des Signalwegs in den kritischen Phasen der Hirnentwicklung.
Es besteht möglicherweise eine Assoziation mit dysembryoplastischen neuroepithelialen Tumoren (DNETs).
4. Symptomatik
Die wichtigsten Symptome der FKD sind:
- Epilepsie mit fokalen Anfällen mit oder ohne Bewusstseinsstörung. Sie tritt bereits in der frühen Kindheit auf und ist häufig therapieresistent.
- Motorische oder sensorische Defizite (abhängig von der Lokalisation)
- Entwicklungsverzögerung
- kognitive Defizite (vor allem bei FKD Typ IIb)
5. Diagnostik
5.1. EEG
Im EEG sind multifokale Spike-Wave-Komplexe oder rhythmische Theta-Aktivität erkennbar. Interiktal und iktal sieht man epileptiforme Entladungen (Spikes, Sharp Waves) korrelierend zur Läsion.
5.2. Bildgebung
Die Magnetresonanztomografie in FLAIR- und T1-Sequenz zeigt eine kegelförmige Strukturalteration, die typischerweise als gekrümmte Linie vom Kortex zum superolateralen Rand des Seitenventrikels verläuft (Transmantle-Zeichen). Die Grenze zwischen grauer und weißer Substanz ist verwaschen. Der Kortex ist verdickt und/oder es bestehen Störungen der Gyrierung.
In der 18F-FDG-PET sind hypometabolische Hirnregionen erkennbar.
5.3. Molekularbiologische Diagnostik
In der molekularbiologischen Diagnostik lassen sich ggf. Mutationen der Gene feststellen, die am MTOR-Signalweg beteiligt sind.
6. Differentialdiagnosen
7. Therapie
Die Therapie der FKD ist symptomatisch. Die Erstlinientherapie umfasst Antikonvulsiva wie Valproat, Levetiracetam, Lamotrigin, Perampanel.
Versagt die medikamentöse Anfallskontrolle, kommen in geeigneten Fällen fokal-resektive Verfahren wie Lobektomie oder Läsionektomie zum Einsatz. Im Extremfall kann eine Hemisphärektomie notwendig sein. Der Erfolg der neurochirurgischen Maßnahmen ist vom genauen Typ der FKD abhängig.
Als minimalinvasive Alternative kommt eine Magnetresonanz-gesteuerte laserinduzierte Thermotherapie (MRgLITT) in Frage. Bei nicht-resektabler FKD können Vagusnervstimulation (VNS) oder Tiefenhirnstimulation ggf. eine Symptomverbesserung herbeiführen.