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Fluoridierung

Synonym: Fluorierung
Englisch: fluoridation

1. Definition

Die Fluoridierung bezeichnet den zum Zweck der Kariesprophylaxe durchgeführten Zusatz von Fluoriden zu Nahrungsmitteln (z.B. fluoridiertes Speisesalz oder Trinkwasserfluoridierung) oder die lokale Applikation im Mund- und Zahnbereich (Fluoridgele, -lacke, fluoridhaltige Mundspüllösungen).

2. Wirkmechanismus

Ziel der Fluoridierung ist eine Substitution des Hydroxid-Ions im Hydroxylapatit der Zahnhartsubstanz durch ein Fluorid-Ion, das dem neu entstandenen Fluorapatit eine höhere Stabilität und Säureresistenz verleiht.

Der primäre Effekt der Fluoridierung liegt jedoch in seiner lokalen Wirkung. Fluoride lagern sich in einer Calciumfluorid-Deckschicht an den Zahnschmelz an und bieten damit Schutz vor Demineralisation durch Einwirkung von Säuren. Werden durch Säureeinwirkung Mineralien aus dem Zahnschmelz gelöst, steht ausreichend Fluorid zur Verfügung, um den Mineralverlust wieder auszugleichen. Außerdem kann bei Anwesenheit von Fluorid der pH-Wert des Speichels schneller wieder neutralisiert werden.

Darüber hinaus wird ein antimikrobieller Effekt der Fluoridierung diskutiert. In-vitro-Studien konnten zeigen, dass Fluorid den Metabolismus von Kohlenhydraten von oralen Streptokokken (z.B. Streptococcus mutans) und Laktobazillen hemmt. Fluorid akkumuliert im Zellinneren, führt dort zur Übersäuerung des Zytoplasmas und hemmt die Enzyme Enolase und Adenosintriphosphatase. Bisher (2023) ist jedoch nicht nachgewiesen worden, dass diese Abläufe zur Kariesprophylaxe beitragen.[1]

3. Systemische Fluoridierung

3.1. Tablettenfluoridierung

Hierunter versteht man die Gabe von Fluoriden in Tablettenform. Insbesondere im Kleinkindalter und in der Schwangerschaft wird diese Form angewandt.

Zur Dosierung der Fluoridtabletten im Kindesalter gilt folgende Empfehlung: Kinder im ersten und zweiten Lebensjahr sollten eine Fluoridmenge von 0,25 mg/d erhalten. Ab dem dritten Lebensjahr verdoppelt sich die Dosis der Fluoride auf 0,5 mg/d. Vom vierten bis sechsten Lebensjahr beträgt die tägliche Dosis an Fluoriden 0,75 mg/d. Und zwischen dem siebten und zwölften Lebensjahr sollten täglich 1,0 mg Fluorid gegeben werden.

Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.

Bei Kleinkindern wird die Rachitisprophylaxe mit Vitamin D häufig mit einer Kariesprophylaxe mit Fluor kombiniert.

3.2. Speisesalzfluoridierung

Hierbei werden die Fluoride dem Speisesalz zugesetzt. Für eine ausreichende Fluoridierung in Zeiten des Mehrbedarfs, wie in der Wachstumsphase der Zähne, ist dies jedoch nicht ausreichend.

3.3. Trinkwasserfluoridierung

Bei der Trinkwasserfluoridierung werden die Fluoride dem Trinkwasser beigesetzt. Um damit eine Kariesprophylaxe erreichen zu können, muss der Gehalt an Fluoriden im Trinkwasser zwischen 0,7 und 1,2 ppm liegen. Unter den Fluoridierungsmaßnahmen ist diese Form sehr kosteneffektiv, allerdings umstritten.

4. Lokale Fluoridierung

4.1. Fluoridzahnpasta

Die Fluoridzahnpasta zählt zur lokalen Fluoridanwendung. Hierbei wird die Zahnpasta mit Fluoriden versetzt. Die verwandten Fluoride sind unter anderem Natriummonofluorphosphat und Aminfluoride.

Ab dem Durchbruch des ersten Milchzahnes sollen Kinder bis zum 2. Geburtstag zweimal täglich mit einer erbsengroßen Menge einer Zahnpasta mit 500 ppm oder mit einer reiskorngroßen Menge einer Zahnpasta mit 1.000 ppm putzen. Kinder vom 2. bis 6. Geburtstag sollen zweimal täglich ihre Zähne mit einer erbsengroßen Menge einer Zahnpaste mit 1.000 ppm Fluorid putzen.

4.2. Mundspüllösung

Auch die Mundspüllösung gilt als eine lokale Applikation von Fluoriden und damit als lokale Fluoridierung. Verwendung finden hierbei vor allem die Fluoride Aminfluorid und Zinnfluorid. In Kombination dienen diese nicht nur der Vorbeugung von Karies, sondern können auch Zahnfleischentzündungen vorbeugen.

4.3. Fluoridhaltige Lacke und Gele

Ähnlich der Zahnpasta können auch Lacke und Gele mit Fluoriden versetzt werden. Da diese hier aber in einer weitaus höheren Konzentration als in der Zahnpasta vorliegen, genügt oftmals schon eine Anwendung pro Woche bei den Gelen. Die Lacke werden vom Zahnarzt aufgetragen.

5. Vorsichtsmaßnahmen

Die Dosierung der Fluoride muss sehr sorgfältig erfolgen, da ihre therapeutische Breite nicht sehr groß ist und die Gefahr einer Fluorintoxikation mit Skelett- und Zahnfluorose besteht.

Ab einer Fluoridgabe von 5 mg/kgKG besteht die Gefahr einer toxischen Wirkung. Bei Kindern und Jugendlichen sollte bis etwa zum 8. Lebensjahr eine Dosierung von 0,1 mg/kgKG nicht überschritten werden.

6. Quelle

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