Zahnfluorose
Synonym: Dentalfluorose
Englisch: dental fluorosis
Definition
Die Zahnfluorose ist eine Mineralisationsstörung des Zahnschmelzes, die durch eine chronisch überhöhte Fluoridaufnahme entsteht.
Pathogenese
Durch die übermäßige Zufuhr von Fluoriden während der Zahnentwicklung wird die normale Mineralisation des Zahnschmelzes gestört. Die genauen pathogenetischen Mechanismen sind dabei derzeit (2024) noch nicht vollständig geklärt.
Einige Autoren nehmen an, dass ein Überangebot an Fluorionen ein toxische Wirkung auf die für die Schmelzbildung verantwortlichen Ameloblasten hat. Andere Theorien gegen davon aus, dass Fluorionen die enzymatische Umsetzung bestimmter Schmelzmatrixproteine (z.B. Amelogenin) im Extrazellulärraum negativ beeinflussen oder die Verfügbarkeit von Calciumionen für die Schmelzmineralisation einschränken.
Der kritische Zeitraum für die Entwicklung einer Zahnfluorose liegt etwa zwischen der Geburt und dem 6. Lebensjahr. Mit dem 7. Lebensjahr ist die Zahnentwicklung – mit Ausnahme der Weisheitszähne – im Wesentlichen abgeschlossen.
Klinik
Die genaue Symptomatik der Zahnfluorose ist vom genauen Zeitpunkt sowie von der Dauer und Höhe der Fluoridexposition abhängig.
Eine milde Dentalfluorose macht sich meist durch schneeflockenähnliche, opake weiße Flecken der Schmelzoberfläche bemerkbar, die unscharf begrenzt sind. Daneben lassen sich streifenförmige weiße Verfärbungen beobachten, die den Perikymatien folgen. Im Extremfall kann die gesamte Zahnoberfläche fleckig kreideweiß verfärbt sein. Die Oberflächenintegrität ist nicht oder wenig beeinträchtigt.
Bei schwerer Ausprägung ist auch der tiefer gelegene Schmelz bzw. die Schmelz-Dentin-Grenze befallen und der Zahn wird porös. Der Zahnschmelz ist dann gelb oder braun verfärbt oder weist getüpfelte weiß-braune Läsionen auf, die wie kleine Karies-Kavitäten aussehen. Die Zähne haben insgesamt ein "korrodiertes" Aussehen. Im angelsächsischen Sprachraum wird dieses klinische Bild als "Texas teeth" oder mottled teeth" bezeichnet. Die Verfärbungen entstehen dabei nicht durch das Fluorid selbst, sondern durch Einlagerung von im Speichel gelösten Ionen (z.B. Eisen, Kupfer) in die poröse Zahnsubstanz.
Die Zahnfluorose betrifft grundsätzlich den gesamten Schmelz, fällt aber an den bukkalen Zahnflächen am meisten auf. Vor allem an den Schneidezähnen besteht so oft ein erhebliches kosmetisches Problem. Bei ausgeprägteren Formen ist auch die Widerstandsfähigkeit des Zahnschmelzes gegenüber Karies herabgesetzt.
Klassifikation
Die Schwere einer Dentalfluorose lässt sich durch verschiedene Skalensysteme einordnen. Dazu zählen u.a.:
Diagnostik
Die Diagnose wird anhand der Anamnese (Fluorexposition) und der klinischen Untersuchung (Inspektion, Sondierung) gestellt.
Differentialdiagnosen
- Karies
- Schmelzhypoplasie
- Amelogenesis imperfecta
- Turner-Zahn
- Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation
- Schmelzdefekte durch Traumata oder Infektionen während der Amelogenese
- Schmelzdefekte bei unbehandelter Zöliakie
- Verfärbungen durch Medikamente (Tetracyclin)
Therapie
Da sich die fehlgeleitete Schmelzmineralisation nicht korrigieren lässt, ist die Therapie symptomatisch ausgerichtet. Der Umfang der Maßnahmen richtet sich nach dem Befund.
Milde oder moderate Fälle können durch ein Bleaching des Zahnschmelzes oder eine minimal-invasive Mikroabrasion mit Abtragung der Läsionen korrigiert werden. In schwereren Fällen sind konservierende (Veneers, Zahnfüllungen) oder prothetische Maßnahmen (Zahnkronen) erforderlich.
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