Endometriumzyste (Pferd)
Synonyme: Uteruszyste, Gebärmutterzyste
Definition
Endometriumzysten sind Zysten, die im Endometrium lokalisiert sind und die Fertilität (Fruchtbarkeit) der Stute beeinträchtigen können.
Ätiologie
Endometriumzysten entstehen infolge degenerativer Prozesse des Endometriums. Ihnen liegen entweder Lymphlakunen oder eine starke Dilatation einzelner Uterindrüsen zugrunde, die sich zystisch verändern.
Vorkommen
Chronisch-degenerative Veränderungen des Endometriums werden vorwiegend bei Stuten beobachtet, die an Endometrose erkrankt sind. Diese Erkrankung betrifft gehäuft ältere Stuten, wobei die Anzahl der vorausgegangenen Trächtigkeiten nicht mit dem Schweregrad der Veränderungen korreliert.
Im Gegensatz dazu können Endometriumzysten vorrangig bei Tieren gefunden werden, die schon viele Trächtigkeiten durchlaufen haben.
Pathogenese
Man geht davon aus, dass es durch die graviditätsbedingte Dehnung der Uteruswand zu einer Abnahme der Kontraktilität des Myometriums kommt. Durch die verminderte Beweglichkeit bildet sich eine Lymphstase, die zur Bildung mehr oder weniger ausgeprägter Lymphlakunen führt. Gleichzeitig können auch einzelne Uterindrüsen stark dilatieren und zu makroskopisch sichtbaren Zysten heranwachsen. Diese Veränderungen entsprechen jedoch eher einer Endometrose.
Endometriumzysten befinden sich häufig im Bereich der Uterushornbasis. Sie können entweder einzeln mit einem Durchmesser von bis zu 5 cm oder mehr vorliegen, oder auch als multiple Zysten nebeneinander die gesamten Uterushörner ausfüllen. Die Zysten sind dabei häufig gekammert oder mit freien Gewebspartikeln gefüllt. Die Erkrankung kann unterschiedliche Ausmaße annehmen, sodass in schweren Fällen auch das gesamte Endometrium von multiplen Zysten übersät ist. Das Vorliegen multipler Endometriumzysten ist jedoch ein Hinweis auf ein degeneriertes Endometrium mit nachfolgender Störung der Endometriumfunktion.
Im Gegensatz dazu entstehen einzelne Zysten auch dann, wenn das Endometrium selbst in einem relativ guten Zustand ist (Nachweis mittels Endometriumbiopsie). Diese großen aber einzelnen Zysten führen dann zu Problemen bei der maternalen Erkennung der Trächtigkeit, da sie die freie Beweglichkeit des Konzeptus einschränken. Durch das fehlende embryonale Signal (wichtig für die Unterdrückung der PGF2α-Sekretion) kommt es zur Luteolyse und zum Verlust des Embryos.
Klinik
Das klinische Bild hängt vom Schweregrad der zystischen Veränderungen ab. Während einzelne, kleine Zysten asymptomatisch bleiben, können größere sowie multiple Zysten zu wiederholtem Umrossen führen.
Bei der gynäkologischen Untersuchung sind größere Zysten palpatorisch erfassbar. Sie führen entweder zu einer Asymmetrie des Uterus oder sind auch eindeutig als einzelne Umfangsvermehrungen tastbar.
Diagnose
Die Diagnose wird bei der gynäkologischen Begutachtung mithilfe einer transrektalen Ultraschalluntersuchung gestellt. Die Zysten erscheinen meist als echofreie Gebilde, die - abhängig vom Zyklusstand - rund bis unregelmäßig geformt sind. Sie können entweder im oberflächlichen Endometrium oder auch in tieferen Gewebsschichten liegen.
In den meisten Fällen sind die Zysten gekammert, enthalten Septen oder polypenähnliche Gewebestrukturen. Sie lassen sich meistens in der Lutealphase besser darstellen als in der Rosse. Bei frühtragenden Stuten muss aufgrund des ähnlichen Aussehens unbedingt zwischen einer Zyste und einem Konzeptus unterschieden werden. Während die Endometriumzysten stets an der selben Lokalisation anzutreffen sind, wandert der Konzeptus bis etwa zum 15. Tag post ovulationem im Uterus umher, bevor er sich einnistet. Dadurch kann bei nachfolgenden Untersuchungen deutlich zwischen der Zyste und dem Konzeptus unterschieden werden.
Therapie
Einzelne Zysten, die zu einer Beeinträchtigung der Mobilität des Konzeptus führen könnten, sollten entfernt werden. Die Therapie erfolgt hierbei mittels flexiblem Endoskop und minimalinvasiver chirurgischer Techniken (z.B. mit Hochfrequenz-Elekrochirurgie oder Laser). Die einfache Punktion der Zyste reicht in der Regel nicht aus, da es rasch zu Rezidiven kommt.
Nach der Zystenentfernung ist eine Uteruslavage mit körperwarmer 0,9%iger NaCl-Lösung durchzuführen, um das visköse, in den Zysten befindliche Material aus dem Uterus zu entfernen. Eine Antibiose ist meistens nicht erforderlich, jedoch sollte zur Unterstützung der Heilung eine Rosse induziert werden (mittels PGF2α).
Prognose
Bei Einzelzysten ist die Prognose für eine Trächtigkeit nach Entfernung gut. Multiple Zysten sowie schwerwiegende degenerative Veränderungen des Endometriums gehen häufig mit einer schlechten Prognose einher.
Literatur
- Aurich C (Hrsg.). 2009. Reproduktionsmedizin beim Pferd. Gynäkologie - Andrologie - Geburtshilfe. 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Parey-Verlag. ISBN: 978-3-8304-4179-3