Coenurose
Synonyme: Coenurosis, Drehkrankheit
Englisch: coenurosis, caenurosis, coenuriasis
Definition
Die Coenurose ist eine Infektion mit der Finne (Coenurus cerebralis) des Bandwurms Taenia multiceps oder Taenia serialis. Sie tritt hauptsächlich bei Schafen auf, kann aber selten auch beim Menschen vorkommen.
Epidemiologie
Die humane Coenurose ist eine seltene Parasitose mit ca. 100 beschriebenen Fällen aber vermutlich hoher Dunkelziffer. Coenurus cerebralis ist in allen Ländern mit Schafhaltung anzutreffen, kommt in Mitteleuropa aber selten vor. Die meisten Infektionen treten in Indien und Afrika auf.
Erreger
Taenia multiceps (Quesenbandwurm) und Taenia serialis sind bis zu 5 Meter lange Bandwürmer (Cestoda) der Gattung Taenia (Familie Taeniidae, Ordnung Cyclophyllidea).
Selten entsteht eine Coenurose durch Infektion mit Taenia brauni oder Taenia glomerata.
Lebenszyklus
Endwirte sind Hunde, Füchse und andere Kaniden. Der kontaminierte Kot der Endwirte wird von Zwischenwirten aufgenommen. Zwischenwirte von Taenia multiceps sind v.a. Schafe, aber auch Pferde, Rinder, Ziegen oder Schweine. Zwischenwirte von Taenia serialis sind primär Kaninchen und Hasen, seltener Katzen und Nagetiere. Bei Taenia brauni und Taenia glomerata stellen Wüstenrennmäuse die Zwischenwirte dar.
Im Darm des Zwischenwirtes schlüpfen die Onkosphären aus den Eiern, zirkulieren im Blut und bilden in geeignetem Gewebe (z.B. Subkutis) eine Coenurus-Metazestode. Ein Coenurus ist eine flüssigkeitsgefüllte Zyste mit einem oder mehreren Scolices, die von einer faserigen Kapsel umgeben sind. Diese bildet sich i.d.R. innerhalb von 3 Monaten. Wenn ein Endwirt diese infizierten Zwischenwirte verzehrt, entsteht bei ihm eine Taeniasis.
Der Mensch kann ebenfalls einen Zwischenwirt darstellen, wenn er die Finnen z.B. aus mit Hundekot kontaminierter Nahrung oder Wasser aufnimmt. Beim Menschen und in anderen Zwischenwirten kann sich aus der Larve kein reifer Bandwurm entwickeln. Dies unterscheidet die oben genannten Taenia-Arten z.B. von Taenia saginata oder Taenia asiatica, bei denen der Mensch den Endwirt darstellt.
Symptome
Taenia seralis infiziert meist die Subkutis, während Taenia multiceps insbesondere das Zentralnervensystem (ZNS) und die Augen befällt. Die Symptome variieren je nach Lokalisation, z.B.
- Visusminderung bis hin zur Erblindung
- Kopfschmerzen, Krampfanfälle, Ataxie, Erbrechen, Hemiplegie
- schmerzhafte subkutane Noduli
Diagnose, Therapie
Zur Diagnosestellung und zur Therapie ist i.d.R. eine chirurgische Exzision notwendig. Eine medikamentöse Therapie (z.B. mit Praziquantel, Niclosamid oder Albendazol, ggf. in Kombination mit Glukokortikoiden) kann erwogen werden, ist jedoch häufig nicht wirksam.