Brucellose (Rind)
Synonym: Rinderbrucellose
Definition
Die Brucellose des Rindes, auch als Rinderbrucellose bekannt, ist eine anzeigepflichtige Tierseuche, die durch Brucella abortus verursacht wird.
Erreger
Brucella spp. sind unbewegliche, kokkoide bis kurze Stäbchenbakterien, die 0,5 bis 0,7 x 0,6 bis 1,5 µm groß sind. Sie bilden eine alkalifeste Kapsel aus, die für spezielle Färbemethoden genutzt werden kann. Die Bakterien sind oxidase- und katalasepositv und leben fakultativ intrazellulär.
Die Virulenz der Erreger wird sowohl vom intrazellulären Parasitismus, als auch von Endotoxinen bestimmt.
Epidemiologie
Die Brucellose ist weltweit verbreitet. Deutschland ist seit 1999 frei von der Rinderbrucellose.[1] In Österreich ist die Rinderpopulation ebenfalls seit 1999 amtlich anerkannt frei von Brucella abortus. Die Schaf- und Ziegenbestände sind seit 2001 amtlich anerkannt frei von Brucella melitensis.
Im Jahr 2018 wurde ein Seuchenausbruch durch Brucella melitensis in einem Rinderbstand in Ostösterreich nachgewiesen.[2]
Pathogenese
Die Erregerausscheidung erfolgt besonders bei Aborten und infizierten Normalgeburten sowie über die Milch, den Harn, den Kot und Nasensekret.
Typische Übertragungswege sind einerseits die perorale Aufnahme der Erreger, andererseits der Deckakt. Gleichzeitig müssen auch Infektionen über die Haut sowie durch Arthropoden als Vektoren in Betracht gezogen werden.
Die Infektion verläuft als zyklische Allgemeinerkrankung. Nach der bakteriämischen Phase manifestieren sich die Bakterien in den Geschlechtsorganen. Bis zum Eintritt der Geschlechtsreife besteht jedoch eine Altersresistenz, die in den meisten Fällen die klinische Manifestation der Brucellose verhindert.
Klinik
Die Bakteriämie geht häufig nur mit einer Erhöhung der inneren Körpertemperatur einher. Die Erkrankung tritt meistens erst durch eine Verkalbung (Abort) in der 2. Trächtigkeitshälfte klinisch in Erscheinung. Dem Abort gehen in den meisten Fällen keine Krankheitszeichen voraus.
Nach dem Abort schließt sich häufig eine Rententio secundinarum (Nachgeburtsverhalten) an. Zusätzlich können betroffene Rinder an Arthritis, Tendinitis und Bursitis leiden. Klinisch manifeste Mastitiden treten selten auf, jedoch kommt es zu einer massiven Erregerausscheidung über die Milch. Beim Stier entwickeln sich eine Orchitis und Epididymitis.
Komplikationen
Kühe, die aufgrund einer Brucellose abortiert haben, können durchaus wieder konzipieren und ein Kalb auch normal austragen. Dennoch ist ein erneutes Verkalben häufig.
Da die Brucellose innerhalb eines Bestands enzootisch verläuft, verursacht sie erhebliche wirtschaftliche Schäden.
Diagnose
Die Verdachtsdiagnose ergibt sich aus der Anamnese und der Klinik.
Da die Brucellose eine anzeigepflichtige Tierseuche ist, erfolgt die Diagnostik über ein dafür zertifiziertes Referenzlabor (z.B. Nationales Referenzlabor AGES). Die Bakterienkultur gelingt auf Brucella-Agar mit Selektivsupplementen. Alternativ kann auch eine serologische Untersuchung durchgeführt werden (Fluoreszenz-Polarisations-Assay). Falsch-positive Ergebnisse können aufgrund unterschiedlicher Kreuzreaktionen auftreten (z.B. Yersinia enterocolitica O9, Salmonellen mit dem O-Antigen 30 und Escherichia coli O157).
Um die Diagnose letztendlich zu sichern, sind bakteriologische Untersuchungen, die wiederholte Prüfung des Serums zur Feststellung von Titerentwicklungen sowie Kreuzabsättigungen der Serumproben notwendig.
Therapie
Aufgrund der Anzeigepflicht der Tierseuche ist eine Therapie der Brucellose EU-weit nicht erlaubt. Die durchzuführenden Maßnahmen sind in den jeweiligen Gesetzen und Verordnungen niedergeschrieben und müssten dementsprechend auch befolgt werden.
Zoonotische Bedeutung
Infizierte Kühe stellen ein nicht zu unterschätzendes Risiko für die menschliche Gesundheit dar und verursachen die humane Brucellose.
Rechtliches
Literatur
- Mayr A, Rolle M. Mayr A (Hrsg.). Medizinische Mikrobiologie, Infektions- und Seuchenlehre. 8., überarbeite Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG. ISBN: 978-3-8304-1060-7
Quellen
- ↑ Friedrich-Löffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit. Nationale Referenzlabore für Infektionen mit Brucella spec. (abgerufen am 09.03.2021)
- ↑ AGES - Österreichische Agentur für Ernährungssicherheit. Brucellose (abgerufen am 09.03.2021)
- ↑ Rechtsinformationssystem des Bundes Österreich. Bundesrecht konsolidiert: Gesamte Rechtsvorschrift für Tierseuchengesetz (abgerufen am 09.03.2021)
- ↑ Rechtsinformationssystem des Bundes Österreich. Bundesrecht konsolidiert: Gesamte Rechtsvorschrift für Rindergesundheits-Überwachungs-Verordnung (abgerufen am 09.03.2021)
- ↑ Rechtsinformationssystem des Bundes Österreich. Bundesrecht konsolidiert: Gesamte Rechtsvorschrift für Zoonosengesetz (abgerufen am 09.03.2021)
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