Brauner Tumor
Englisch: brown tumor
Definition
Braune Tumore sind eine charakteristische histologische Manifestation der Osteitis fibrosa cystica (OFC). Es handelt sich dabei um lytische Knochenläsionen, die in Folge einer exzessiven Osteoklastenaktivität entstehen. Der Name leitet sich von der braunen Farbe der Hämosiderineinlagerungen im Knochenmark ab.
Pathophysiologie
Die Osteitis fibrosa cystica entsteht durch eine chronische Erhöhung des Parathormons (PTH), also durch einen Hyperparathyreoidismus, der die Osteoklastenaktivität und die Knochenresorption stimuliert. In lokal begrenzten Bereichen, in denen der Knochenverlust besonders schnell voranschreitet, kann es zu Einblutungen und der Bildung von Granulationsgewebe kommen – bestehend aus aktivem, gut durchblutetem, proliferierendem Bindegewebe, welches das normale Knochenmark ersetzt.
Vorkommen
Braune Tumore können als einzelne oder multiple Läsionen auftreten und verschiedene Knochen betreffen, darunter Kiefer, lange Röhrenknochen, Rippen, Becken und Wirbelsäule.
Diagnostik
Die Knochenläsionen werden häufig zufällig oder nach pathologischen Frakturen, Knochenschmerzen oder Schwellungen entdeckt.
Die Diagnose von braunen Tumoren und OFC erfordert eine Kombination aus Laborbefunden (erhöhtes PTH und Serumcalcium), Bildgebung und histopathologischer Untersuchung. Aufgrund der Ähnlichkeit mit neoplastischen Läsionen kommt es häufig zu Fehldiagnosen, was unterstreicht, wie wichtig es ist, bei der Differentialdiagnose von lytischen Knochenläsionen einen Hyperparathyreoidismus in Betracht zu ziehen.
Bildgebung
- Röntgen: scharf begrenzte, rein osteolytische Läsionen, die kaum reaktive Knochenneubildung zeigen; die Kortikalis kann verschmälert oder aufgeweitet sein, wird jedoch nicht durchbrochen
- CT: Im CT liegen die Dichtewerte im Bereich von Blut und fibrösem Gewebe
- MRT: Im MRT hängt das Erscheinungsbild vom Anteil der soliden und zystischen Bestandteile ab:
- Solide Anteile: intermediär bis niedrig signalintensiv in T1- und T2-gewichteten Bildern
- Zystische Anteile: T2-hyperintens, oft mit Flüssigkeit-Flüssigkeit-Spiegeln
- Kontrastmittelanreicherung der soliden Komponenten und Septen sind möglich. In der Knochenszintigrafie zeigt sich häufig eine intensive Anreicherung.
Histopathologie
Histologisch zeigen braune Tumore Anhäufungen von Riesenzellen des Osteoklastentyps in einem fibrotischen, hämorrhagischen Stroma, oft begleitet von Knochenfragmenten und hämosiderinbeladenen Makrophagen. Sie ähneln damit dem histopathologischen Bild des Riesenzelltumors, beide werden in der Literatur auch synonym als "Osteoklastome" bezeichnet.
Therapie
Die Behandlung der braunen Tumoren erfolgt in der Regel durch Therapie des zugrundeliegenden Hyperparathyreoidismus. Bei Vorliegen einer pathologischen Fraktur oder einer drohenden Fraktur kann eine chirurgische Stabilisierung erforderlich sein.
Literatur
- Radiopaedia – Brown tumour, abgerufen am 18. Juli 2025
- Anastasopoulou et al., Osteitis Fibrosa Cystica, StatPearls, 2025
- Vanitcharoenkul und et al., Osteitis Fibrosa Cystica and pathological fractures—the classic but neglected skeletal manifestation of primary hyperparathyroidism: a case report, BMC Musculoskeletal Disorders, 2021