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Alpha-Gal-Syndrom

Synonyme: Alpha-Galactose-Syndrom, Alpha-Galaktose-Syndrom, Fleischallergie vom verzögerten Typ
Englisch: alpha-gal syndrome

1. Definition

Beim Alpha-Gal-Syndrom, kurz AGS, handelt es sich um eine Nahrungsmittelallergie, die eine verzögerte Soforttypallergie auf das Disaccharid Galactose-α-1-3-Galactose (Alpha-Gal) darstellt.

2. Epidemiologie

Genaue Daten zur Prävalenz der Erkrankung existieren derzeit (2022) nur bedingt. Daten aus den USA zeigen, dass in einem Zeitraum von 8 Jahren (2010 bis 2018) rund 34.000 Individuen positiv auf alpha-Gal-IgE getestet wurden.

3. Ätiologie

Auslöser für das Alpha-Gal-Syndrom ist der Verzehr von bestimmten tierischen Produkten. Hierzu zählen vor allem Fleisch, Innereien und Wurstwaren von Säugetieren (z.B. Schwein, Rind, Lamm). In wenigen Fällen kann auch der Verzehr von Milchprodukten oder Süßigkeiten aus Gelatine ursächlich sein. In Geflügelfleisch oder Fisch ist in der Regel kein Alpha-Gal enthalten.

Neben Lebensmitteln können verschiedene Arzneimittel, die von Tieren produziert werden oder abstammen, ebenfalls verantwortlich für das AGS sein, z.B.:

4. Pathogenese

Ursächlich und namensgebend für die Krankheit ist das Disaccharid Galactose-α-1-3-Galactose (Alpha-Gal), das ein terminales Glykosylierungsmotiv in Glykoproteinen und Glykolipiden ist. Es kommt in allen Säugetieren mit Ausnahme von Primaten (Menschen, Schimpansen und Affen der alten Welt) vor, da diesen das Gen für die Alpha‑1,3‑Galaktosyltransferase fehlt. Durch den Konsum von tierischen Produkten gelangt das Epitop in den Körper und kann dort eine allergische Reaktion und die Ausschüttung von IgE auslösen.

Eine Sensibilisierung gegen Alpha-Gal kann durch Zeckenbisse erfolgen (z.B. Amblyomma americanum oder Ixodes ricinus), die Alpha-Gal-haltige Komponenten mit dem Speichel in die Wunde übertragen.

Das AGS unterscheidet sich von anderen Nahrungsmittelallergien durch einen verzögerten Symptombeginn (meist nach 3 bis 6 Stunden). Erfolgt der Verzehr der auslösenden Lebensmittel beim Abendessen, treten die Symptome daher erst im Laufe der Nacht auf. Der Grund hierfür ist derzeit (2022) nicht abschließend geklärt. Am weitesten akzeptiert ist die Hypothese, dass Alpha-Gal an Lipide bindet, deren Resorption im Vergleich zu Proteinen langsamer abläuft. Übereinstimmend werden allergische Reaktionen eher beim Verzehr von fetthaltigem Fleisch, seltener von magerem Fleisch ausgelöst.

5. Klinik

Klassischerweise tritt die klinische Symptomatik mit einer Latenz von 3 bis 6 Stunden nach Konsum des auslösenden Lebensmittels auf. Sie entspricht den typischen Symptomen einer allergischen Reaktion: Urtikaria, Angioödeme, Anaphylaxie, gastrointestinale Beschwerden und Synkopen.

6. Diagnostik

Hinweisend auf das AGS ist die Anamnese. Der Nachweis von IgE-Antikörpern gegen Alpha-Gal erfolgt durch ein Immunoassay. Prick-Tests liefern meist keine aussagekräftigen Ergebnisse.

7. Therapie

Die Behandlung erfolgt symptomatisch: Antihistaminika werden bei Juckreiz eingesetzt, Kortikosteroide zur Linderung der Schwellungen. Bei vorliegenden Anaphylaxie ist die Gabe von Adrenalin indiziert.

Betroffene sollten im Rahmen einer allergologischen Beratung über die möglichen Auslöser aufgeklärt werden und Empfehlungen zur Vermeidung bestimmter Nahrungsmittel erhalten.

8. Quellen

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