Ahornsirupkrankheit
Synonyme: Leuzinose, Verzweigtketten-Ketoazidurie, Verzweigtketten-Ketonurie, Verzweigtkettenkrankheit, verzweigtkettiger alpha-Ketosäuredehydrogenase-Mangel
Englisch: Maple syrup urine disease(MSUD)
Definition
Die Ahornsirupkrankheit ist eine autosomal-rezessiv vererbte Stoffwechselerkrankung durch einen Defekt des gemeinsamen Dehydrogenasekomplexes der Alpha-Ketosäuren der verzweigtkettigen Aminosäuren Leucin, Isoleucin und Valin mit nachfolgender ausgeprägter neurologischer Symptomatik im Neugeborenenalter bei charakteristischem Uringeruch.
Epidemiologie
Die Häufigkeit beträgt etwa 1:100.000 bis 1:200.000.
Pathogenese
Der Defekt des BCKDH-Komplexes führt zu einer Behinderung der oxidativen Decarboxylierung der verzweigtkettigen Aminosäuren Leucin, Isoleucin und Valin. Dadurch kommt es zu einer Akkumulation dieser drei Aminosäuren und ihrer korrespondierenden Alpha-Ketosäuren in allen Organen und Körperflüssigkeiten. Der würzige Uringeruch der an Ahornsirup oder "Maggi" erinnert, gab der Krankheit ihren Namen.
Symptomatik
Klassische Form
Nach einem symptomfreien Intervall von bis zu fünf Tagen kommt es innerhalb der ersten Lebenswoche zu folgender Symptomatik:
- Trinkschwäche
- Erbrechen
- Lethargie
- Koma
- Muskelhypotonie oder -hypertonie
- Opisthotonus
- Krampfanfälle
- Süßlich-würziger Uringeruch
Unterbleibt eine Behandlung versterben die Patienten in einer schweren Ketoazidose.
Intermediärform
Folgende Symptome sind bei der Intermediärform typisch:
- rezidivierendes Erbrechen
- Gedeihstörung
- psychomotorische Retardierung
- Ataxie
Eine Ketoazidose wird nur selten beobachtet.
Intermittierende Form
Im Rahmen kataboler Phasen (z. B. Infekte) kommt es zu episodenhaften metabolischen Entgleisungen, wobei die psychomotorische Entwicklung unauffällig verläuft.
Diagnostik
Die Diagnose der Erkrankung wird heutzutage in erweiterten Neugeborenenscreeningprogrammen durch den Nachweis von Aminosäuren im Blut mittels Tandemmassenspektrometrie bereits am dritten Lebenstag gestellt:
- Leucin, Isoleucin und Valin sind im Plasma und im Urin deutlich erhöht
- Alloisoleucin ist im Plasma und Urin erhöht und gilt als spezifischer Indikator für die Ahornsirupkrankheit
- Schwere metabolische Azidose (Ketoazidose!), Hypoglykämie
- Alpha-Ketosäuren der verzweigtkettigen Aminosäuren im Urin sind erhöht
Therapie
Die Therapie der Wahl ist heute (2018) eine Lebertransplantation, da sie dem Patienten ermöglicht, die verzweigten Aminosäuren selbst abbauen zu können. Durch die beschränkte Verfügbarkeit von geeigneten Spenderorganen muss in den meisten Fällen jedoch zunächst konservativ therapiert werden.
Akute Therapie
Der Zufuhr von exogenem Protein wird kurzzeitig gestoppt, der Katabolismus wird durch eine hoch dosierte Glukoseinfusion bei gleichzeitiger Insulininfusion durchbrochen. Durch forcierte Diurese und Hämofiltration können die toxischen Metabolite entfernt werden. Weiterhin sollte Thiamin als Kofaktor gegeben werden.
Dauertherapie
Lebensbegleitend wird eine eiweißarme Diät und eine Eiweißsubstitution mit leucin-, isoleucin- und valinfreien Aminosäuremischungen durchgeführt. Ist die Thiaminsensitivität nachgewiesen, wird Thiamin in einer Dosierung von 10-800 mg/d verabreicht.
Prognose
Die Prognose ist umso besser, je früher die Erkrankung erkannt und therapiert wird. In allen katabolen Situationen (Operation, Infektion) kann es zu schwerer Ketoazidose, Hirnödem und letalem Ausgang kommen.
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