HINTS
Synonyme: HINTS-Methode, HINTS-Untersuchung, 3-Stufen-Test, HINTS-Protokoll, HINTS-Trias
Englisch: HINTS exam
Definition
HINTS, kurz für Head-Impulse-Test, Nystagmus und Test of Skew, ist ein klinisch-neurologisches Untersuchungsprotokoll. Es wird bei Vorliegen eines akuten vestibulären Syndroms (AVS) in der Notaufnahme zur Differenzierung zwischen einer zentralen oder peripheren Ursache durchgeführt.
Hintergrund
Schwindelsyndrome sind ein häufiger Konsultationsgrund in neurologischen oder HNO-ärztlichen Notaufnahmen. Mithilfe der HINTS-Untersuchung lassen sich Hinweise auf eine zentrale Ursache eines akut aufgetretenen Schwindels finden. Die Sensitivität für die Diagnose einer zentralen Ursache ist gut.[1] So können mögliche neurologische Notfälle erkannt werden, z.B.:
- Kleinhirninfarkte
- Hirninfarkte im Bereich der Vestibulariskerne und der vestibulären Bahnen bis zum Cerebellum, Thalamus und vestibulären Kortex
- Raumforderungen im Bereich des Pons bzw. Kleinhirns
Die Differenzierung in eine periphere oder zentrale Genese macht weitere diagnostische Schritte notwendig wie z.B. eine MRT und entscheidet über die Notwendigkeit einer akuten stationären Aufnahme auf einer Schlaganfallstation.
Durchführung
Die HINTS-Untersuchung besteht aus drei einzelnen diagnostischen Tests:
Head-Impulse-Test
Der Head-Impulse-Test (Kopfimpulstest) überprüft den vestibulookulären Reflex (VOR). Der Patient fixiert dabei die Nase des Untersuchers. Dieser umfasst den Kopf des Patienten und bewegt ihn langsam in der Horizontalen von rechts nach links und bringt den Kopf dann mit einer ruckartigen Bewegung zurück in Richtung Mitte. Ist der VOR intakt, ist der Patient in der Lage, während der gesamten Untersuchung seinen Blick auf die Nase fixiert zu halten. Bei Schädigung des Labyrinths (also bei peripherer Genese), ist eine Nachstellsakkade zu beobachten.
Nystagmus-Prüfung
Bei der Nystagmusprüfung wird zwischen einem peripheren vestibulären Spontannystagmus und einem zentralen Fixationsnystagmus mithilfe einer Frenzel- oder M-Brille unterschieden.
Test of Skew
Der Test of Skew testet das Vorliegen einer Skew-Deviation, also einer vertikalen Divergenz der Augen. Dafür wird der alternierende Abdecktest durchgeführt. Der Patient fixiert einen Punkt im Raum. Der Untersucher deckt mit der Hand erst eines der Augen ab und schwenkt dann zum anderen Auge. Diese Bewegung wird mehrfach wiederholt. Gleichzeitig wird das jeweils aufgedeckte Auge genau beobachtet, um eine eventuelle vertikale Verrollung zu erfassen.
Bewertung
Hinweise für eine zentrale Schädigung sind:
- unauffälliger Kopfimpulstest
- richtungswechselnder Blickrichtungsnystagmus und ein Fixationsnystagmus
- Vorliegen einer Skew-Deviation
Diese Warnhinweise auf eine zentrale Genese können mit dem Akronym INFARCT zusammengefasst werden: impulse normal, fast-phase alternating nystagmus, refixation on cover test.
Weiterhin sprechen z.B. ein Upbeat- oder Downbeat-Nystagmus, Diplopien oder Vigilanzstörungen ebenfalls für eine zentrale Genese.
Ein pathologischer Kopfimpulstest, ein unidirektionaler Nystagmus sowie ein unauffälliger Test of Skew sprechen dagegen für eine peripher-vestibuläre Schwindelgenese z.B. im Rahmen einer Neuritis vestibularis. Weitere Differenzialdiagnosen sind der benigne paroxysmale Lagerungsschwindel, ein Morbus Menière, ein HWS-Syndrom (zervikogener Schwindel) oder funktionelle Schwindelsyndrome (z.B. phobischer Schwankschwindel).
Literatur
- Cnyrim et al., Bedside differentiation of vestibular neuritis from central "vestibular pseudoneuritis". J Neurol Neurosurg Psychiatry. 2008
- Schell et al., „HINTS“-Untersuchung. Laryngo-Rhino-Otologie 2021
- Halmagyi et al., A Clinical Sign of Canal Paresis. Arch Neurol. 1988
- S2k-Leitlinie – Vestibuläre Funktionsstörungen, AWMF-Register-NR. 017/078, abgerufen am 9.3.2024
Quellen
- ↑ cochrane.org – Kopfimpuls-, Nystagmus- und vertikaler Schieltest (HINTS) zur Identifizierung von Ursachen im Gehirn bei akutem Schwindel, abgerufen am 11.03.2024