M-Brille
Englisch: M glasses
Definition
Die M-Brille ist eine tragbare Untersuchungsbrille zur klinischen Beurteilung von Augenbewegungen bei Schwindel- und Gleichgewichtsstörungen. Sie ermöglicht durch Aufhebung der Fixationsmöglichkeit eine zuverlässige Darstellung von peripheren Nystagmen, die unter visueller Fixation meist unterdrückt und ohne Hilfsmittel oft nicht sichtbar sind.
Hintergrund
Die M-Brille wurde als leichte und kostengünstige Alternative zur klassischen Frenzel-Brille entwickelt. Aufgrund ihres geringen Gewichts und der einfachen Handhabung eignet sie sich besonders für den Einsatz am Patientenbett.[1]
Prinzip
Die M-Brille basiert auf Frenzellinsen aus Kunststoff mit einer Brechkraft von etwa +16 Dioptrien und kurzer Brennweite. Diese Optik verhindert die visuelle Fixation und hebt dadurch die Fixationsunterdrückung periphere Nystagmen auf, die unter Fixation oft abgeschwächt oder gar nicht erkennbar sind. Für die Untersuchenden bleiben die Augen durch die optische Vergrößerung gut sichtbar, sodass Richtung und Dynamik des Nystagmus zuverlässig beurteilt werden können.
Einsatzgebiete
Die Nystagmusbrille ist ein fester Bestandteil der klinischen Untersuchung bei vestibulären Störungen. Sie kommt in den folgenden Situationen zum Einsatz:[2][3]
| Indikation | Untersuchung | Interpretation |
|---|---|---|
| Spontannystagmus |
|
Ein horizontaler Nystagmus, der sich durch visuelle Fixation nicht abschwächen lässt, spricht für eine zentrale Ursache. |
| Kopfschüttelnystagmus |
|
Eine Schlagrichtung zur relativ besseren Seite spricht für ein peripheres Defizit. Richtungswechsel oder vertikale Komponenten deuten eher auf eine zentrale Beteiligung hin. |
| Benigner paroxysmaler Lagerungsschwindel | Beobachtung während der Lagerungsmanöver mit M-Brille | Beim posterioren Kanal werden die typischen vertikal-torsionellen Nystagmen deutlicher sichtbar, beim horizontalen Kanal erleichtert die Brille die Differenzierung zwischen geotrop und apogeotrop sowie die Seitenzuordnung über die Nystagmusintensität. |
| Hyperventilation-induzierter Nystagmus | Nach etwa drei Minuten Hyperventilation Beobachtung unter der Brille | Ein auslösbarer Nystagmus wird häufig bei Vestibularisparoxysmie gesehen, kann aber auch bei Vestibularisschwannom oder zentralen Läsionen auftreten. |
| Syndrom des dritten mobilen Fensters | Augenbewegungen während Druckmanövern (z.B. Politzer-Ballon, Tragusdruck, Valsalva) werden unter der M-Brille beobachtet | Typischerweise zeigt sich ein rotierender vertikaler Nystagmus. |
Quellen
- ↑ Strupp M et al. The takeaway Frenzel goggles: A Fresnel-based device. Neurology. 2014
- ↑ Strupp M, Dieterich M, Brandt T. Vertigo – Leitsymptom Schwindel. 3. Auflage. Springer, Berlin Heidelberg, 2022.
- ↑ Halmagyi GM, McGarvie LA, Strupp M., Nystagmus goggles: how to use them, what you find and what it means, Practical Neurology, 2020.