Phobischer Schwankschwindel
Synonym: phobischer Schwindel
Definition
Unter einem phobischen Schwankschwindel versteht man einen Schwindel, der typischerweise in psychischen Belastungssituationen auftritt und nicht mit vegetativen Symptomen (z.B. Übelkeit und Erbrechen) und Hirnstammsymptomen einhergeht.
Epidemiologie
Der phobische Schwankschwindel ist die dritthäufigste Schwindelform (nach der Neuritis vestibularis und dem benignen paroxysmalen Lagerungsschwindel).
Ätiopathogenese
Belastungssituationen führen möglicherweise über eine psychogene Reaktionsbildung zum phobischen Schwankschwindel. Die genauen pathophysiologischen Zusammenhänge sind gegenwärtig (2024) noch Gegenstand der Forschung.
Klinik
Die betroffenen Patienten klagen über Schwindel, der sich durch eine Gangunsicherheit oder ein Schwanken manifestiert und der in der Regel situationsgebunden auftritt. In den seltensten Fällen führen die Beschwerden zum Sturz. Vegetative Begleitsymptome (Übelkeit, Erbrechen, Blutdruckabfall) oder Hirnstammsymptome werden nicht angegeben. Bei Fehlen organischer Ursachen ist der psychopathologische Befund meist auffällig: die betroffenen Patienten sind häufig ängstlich und/oder zeigen eine depressive Verstimmung.
Differenzialdiagnose
Differenzialdiagnostisch muss stets nach einer organischen Ursache des Schwindels gesucht und eine solche gewissenhaft ausgeschlossen werden, bevor der Schwindel psychologisiert wird. Dazu gehören u.a. Infarkte des Hirnstammes (ein Schlaganfall), das Subclavian-Steal-Syndrom, eine Erkrankung des Vestibularorgans oder auch Durchblutungsstörungen im Bereich des Hirnstamms. Bei gleichzeitig auftretendem Tinnitus und Verschlechterung des Hörvermögens sollte ebenfalls ein Morbus Menière bedacht werden. Die Gangunsicherheit kann ggf. durch eine Polyneuropathie bedingt sein.
Diagnostik
Grundlage ist eine ausführliche Anamnese, eine gründliche neurologische Untersuchung, meist inklusive bildgebender Verfahren. Bei Verdacht auf einen Schlaganfall handelt es sich um einen Notfall. Desweiteren sollten eine Funktionsprüfung des Vestibularorgans (z.B. rotatorische Prüfung, thermische Prüfung) und ggf. eine Angiographie erfolgen. Eine Polyneuropathie kann durch elektrophysiologische Untersuchungen wie die Elektroneurographie ausgeschlossen werden.
Therapie
Bei einem phobischen Schwindel kann eine Psychotherapie kurativ eingesetzt werden. Bei begleitend auftretender Depression ist die Verordnung eines Antidepressivums sinnvoll. Eine physiotherapeutische Behandlung mit Gangschulung kann ebenfalls sinnvoll sein, um die Gangunsicherheit zu beheben.
Prognose
Wenn bereits eine Chronifizierung erfolgt ist, ist die Prognose eher ungünstig. Ansonsten ist jedoch ein vollständiges Verschwinden der Beschwerden möglich, wenn die Patienten krankheitseinsichtig sind und die Therapie adäquat ist.
um diese Funktion zu nutzen.