Rotatorische Prüfung
Synonym: Drehprüfung
Englisch: rotary vestibular test, RVT
Definition
Unter der rotatorischen Prüfung versteht man eine Prüfung der Vestibularorgane auf einem Drehstuhl, um ein eventuelles Funktionsungleichgewicht der Vestibularorgane festzustellen.
Physiologie
Eine Drehung des Patienten nach rechts oder links führt im horizontalen Bogengang durch die Trägheitsströmung in der Endolymphe zu einer Ausbuchtung der Cupula mit Ablenkung der Sinneszellhaare.
Eine ampullopetale Strömung der Endolymphe führt zu einer utrikulopetalen Ausbuchtung der Cupula, welche wiederum über eine Depolarisierung der Sinneszellen die Frequenz der Nervenimpulse erhöht. Dies führt zu einem ausgeprägteren Ruhetonus im ipsilateralen Vestibulariszentrum. Die Folge ist ein Nystagmus zur gleichen Seite.
Eine ampullofugale Störmung mit utrikulofugaler Auslenkung und Hyperpolarisierung der Sinneszellen, Erniedrigung der Frequenz der Nervenimpulse und verringertem Ruhetonus im ipsilateralen Vestibulariszentrum führt zu einem Nystagmus zur Gegenseite.
Bei Rechtsdrehung führen eine ampullopetale Strömung und utrikulopetale Ausbuchtung im rechten horizontalen Bogengang beim Andrehen zu einem perrotatorischen Rechtsnystagmus. Beim Anhalten wird ein postrotatorischer Linksnystagmus beobachtet, da das Anhalten eine ampullofugale Strömung und eine utrikulopetale Ausbuchtung im rechten horizontalen Bogengang verursacht.
Beim Andrehen in Linksrichtung werden entsprechend ein perroratorischer Linksnystagmus und beim Anhalten ein postrotatorischer Rechtsnystagmus beobachtet.
Durchführung
Um eine waagerechte Stellung der horizontalen Bogengänge zu erreichen, sollte der Kopf um dreißig Grad nach vorne gebeugt werden. Die Durchführung auf einem elektrisch gesteuerten Drehstuhl verhindert ein unterschwelliges Andrehen mit perrotatorischem Nystagmus, der mit dem postrotatorischen Nystagmus interferieren könnte.
Wenn bei der Untersuchung die Langdrehmethode genutzt wird, erfolgt ein unterschwelliges Andrehen mit einer Beschleunigung von weniger als 1 Grad pro s², bis eine Winkelsgeschwindigkeit von 60 Grad pro Sekunde erreicht ist. Nachdem der Stuhl eine Minute mit der Geschwindigkeit von 60 Grad pro Sekunde gedreht worden ist, wird abrupt gestoppt und Dauer und Schlagzahl des postrotatorischen Nystagmus bestimmt. Die Registrierung kann auch mit Hilfe der Elektronystagmographie erfolgen. Nach einer Wartezeit von zehn Minuten wird der Stuhl in entgegengesetzer Richtung gedreht.
Bedeutung
Die Dauer des postrotatorischen Nystagmus beträgt üblicherweise zwanzig bis vierzig Sekunden. Eine veränderte oder deutliche unterschiedliche Dauer sowie ein deutliches Überwiegen des Nystagmus in eine Richtung kann auf ein Funktionstörung der Vestibularorgane hinweisen.
Die rotatorische Prüfung ermöglicht eine objektive Untersuchung von subjektiven Schwindelerscheinungen und ist damit z.B. bei der Erstellung eines Gutachten wichtig.
um diese Funktion zu nutzen.