Verteilungsvolumen
Synonyme: Scheinbares Verteilungsvolumen, apparentes Verteilungsvolumen, Vd, VD
Englisch: volume of distribution
Definition
Das Verteilungsvolumen, kurz Vd, ist ein in der Pharmakokinetik gebräuchlicher Parameter. Er gibt Auskunft darüber, wie stark sich ein Arzneistoff aus dem Blut in andere Körperkompartimente bzw. Gewebe verteilt. Vd wird in Liter oder l/kgKG angegeben.
Nomenklatur
Die Größe des Verteilungsvolumens ist eine hypothetische Größe, da die tatsächlichen Größen der Verteilungsräume (Kompartimente) nicht bekannt sind. Daher ist die Bezeichnung Scheinbares Verteilungsvolumen treffender.
Pharmakologie
Das Verteilungsvolumen hat einen Einfluss auf die Aufsättigung, Verteilung und Elimination bzw. Clearance eines Arzneistoffs. Wenn das Verteilungsvolumen eines Arzneistoffs groß ist (z.B. Chloroquin), befindet sich nur ein kleiner Anteil des Wirkstoffs im Blut, der Rest in anderen Körperkompartimenten. Arzneistoffe, die länger im Blutplasma verbleiben (z.B. monoklonale Antikörper), haben hingegen ein kleines Verteilungsvolumen.
Bei lipophilen Wirkstoffen hat das Fettgewebe, bei hydrophilen Wirkstoffen der Wasseranteil des Körpers einen großen Einfluss auf das Verteilungsvolumen. Bei jüngeren Kindern müssen z.B. bei wasserlöslichen Medikamenten höhere Dosierungen pro kgKG verabreicht werden, da - im Vergleich zum Erwachsenen - ein größerer Anteil ihres Körpers aus Wasser besteht.
Weitere Parameter, welche das Verteilungsvolumen eines Wirkstoffs beeinflussen, sind seine Plasmaproteinbindung und sein Ionisationsgrad. Vereinfacht lässt sich sagen, dass lipohile Arzneistoffe mit geringer Plasmaproteinbindung und geringer Ionisation eine höheres Verteilungsvolumen haben als hydrophile, ionisierte Arzneistoffe mit hoher Plasmaproteinbindung.
Das Verteilungsvolumen ist bei manchen pathologischen Zuständen verändert. Bei Nieren- oder Leberversagen ist es erhöht, bei Dehydratation vermindert.
Einteilung
In der Pharmakologie unterscheidet man:
- VC: Zentrales Verteilungsvolumen, in das sich ein Medikament nach Aufnahme im Körper schnell verteilt
- VP: Peripheres Verteilungsvolumen
- Vd(SS): Verteilungsvolumen im Steady State, das nach der Verteilung des Arzneistoffs im Körper eingenommen wird
- VZ: Verteilungsvolumen in der terminalen Phase der Elimination
Beispiele
Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht über das Verteilungsvolumen gängiger Arzneistoffe:[1]
Vd [l/kgKG] | Arzneistoffe |
---|---|
100 | Chloroquin |
10 – 100 | Amilorid, Amiodaron, trizyklische Antidepressiva, SSRIs, Doxepin, Flunitrazepam, Itraconazol, Phenothiazine, Butyrophenone, Spironolacton, Tamoxifen |
1 – 10 | Carbamazepin, Clarithromycin, Clonidin, Codein, Ciclosporin, Diazepam, Digoxin, Diphenhydramin, Enalapril, Felodipin, Ketoconazol, Lorazepam, Methadon, Metoprolol, Midazolam, Morphin, Propranolol, Risperidon, Triazolam, Verapamil |
0,5 – 1 | Atenolol, Ciprofloxacin, Erythromycin, Fluconazol, Isoniazid, Nifedipin, Oxazepam, Phenobarbital, Phenytoin, Prednison, Sulpirid, Tacrolimus, Theophyllin |
< 0,5 | Acetylsalicylsäure, Aminoglycoside, Cephalosporine, Furosemid, Kumarine, Penicilline, Sulfonamide |
Quellen
- ↑ Greiner C: Verteilungsvolumen: Wie sich Substanzen im Körper verteilen. Neurotransmitter 3 (2011)
um diese Funktion zu nutzen.