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Metabolische Alkalose

Englisch: metabolic alkalosis

1. Definition

Als metabolische Alkalose bezeichnet man eine Erhöhung des Blut-pH-Wertes über 7,45 aufgrund einer Bikarbonaterhöhung oder des Verlustes von Wasserstoffionen (H+). Eine metabolische Alkalose kann teilweise respiratorisch, d.h. über die Atmung, kompensiert werden.

2. Einteilung

Metabolische Alkalosen können nach verschiedenen Gesichtspunkten eingeteilt werden:

2.1. ...nach Ursache

2.2. ...nach Chloridkonzentration des Urins

3. Ätiopathogenese

Eine metabolische Alkalose entsteht meist durch eine Akkumulation von Bicarbonat und/oder den Verlust von H+-Ionen. Dabei spielen verschiedene Mechanismen eine Rolle, die sich teilweise gegenseitig verstärken können.

3.1. Exogene Zufuhr von basischen Äquivalenten

Eine erhöhte Zufuhr basischer Äquivalente (Additionsalkalose) entsteht meist iatrogen durch die Gabe organischer Anionen (z.B. Milch-Alkali-Syndrom). Organische Anionen (Natriumbicarbonat, Citrat, Glukonat, Acetat, Laktat) können im Organismus zu Bikarbonat verstoffwechselt werden und so eine Alkalose verursachen. Eine vermehrte Aufnahme organischer Anionen ist z.B. im Rahmen einer Nierenersatztherapie mit Citrat oder bei der Gabe von Blutprodukten möglich.

3.2. Verlust von HCl

Einer Subtraktionsalkalose liegt der übermäßige Verlust von H+- und Cl--Ionen zugrunde. Mögliche Ursachen sind anhaltendes Erbrechen oder die Drainage von Magensaft. Häufig entsteht gleichzeitig eine Hypovolämie. Diese führt zu einer verstärkten Na+-Rückresorption. Normalerweise würde Na+ gemeinsam mit Cl- resorbiert. Da aber ein Mangel an Cl- besteht, wird stattdessen Bicarbonat resorbiert. Dadurch wird die Alkalose weiter verstärkt (Retentionsalkalose).

Auch ein Verlust von H+-Ionen über die Nieren kann eine Subtraktionsalkalose verursachen, v.a. bei einem Hyperaldosteronismus oder einer Hypokaliämie.

3.3. Hyperaldosteronismus

Bei einem primären Hyperaldosteronismus kommt es zur Na+-Retention und einer Erhöhung des Extrazellulärvolumens. Die Na+-Konzentration im distalen Tubulus steigt an. Zeitgleich werden vermehrt Kalium und H+ ausgeschieden, mit der Folge einer Hypokaliämie und Alkalose. Natrium wird hierbei Chlorid-unabhängig resorbiert (Chlorid-resistente Alkalose, s. Diagnostik).

3.4. Hypokaliämie

Die extrazellulären Konzentrationen von K+ und H+-Ionen sind eng miteinander gekoppelt. Bei einem Mangel an extrazellulären H+-Ionen werden vermehrt H+-Ionen von intrazellulär nach extrazellulär transportiert. Dies geschieht im Antiport mit Na+. Durch das steigende intrazelluläre Na+-Angebot wird wiederum die Aktivität der Na+/K+-ATPase stimuliert. Na+ gelangt nach extrazellulär und K+ wird vermehrt in die Zelle aufgenommen, woraus eine Hypokaliämie resultiert. Eine Alkalose geht daher i.d.R. mit einer Hypokaliämie einher.

3.5. Weitere Ursachen

4. Symptome

Die Symptome einer metabolischen Alkalose sind unspezifisch und weniger ausgeprägt als bei einer respiratorischen Alkalose. Zu ihnen zählen:

5. Diagnostik

5.1. Blutgasanalyse

Die Blutgasanalyse zeigt folgende Befundkonstellation:

  • pH-Wert: erhöht
  • Bikarbonat aktuell: erhöht
  • Bikarbonat standard: erhöht
  • Base excess: erhöht
  • pCO2: normal (bei teilweiser Kompensation erhöht)

Die metabolische Alkalose wird durch eine verminderte Ventilation kompensiert. Durch diese Hypoventilation steigt der pCO2 an und der pH-Wert wird gesenkt. Da die Atmung aufgrund des Sauerstoffbedarfs des Körpers nicht beliebig reduziert werden kann, sind der respiratorischen Kompensation naturgemäß Grenzen gesetzt.

5.2. Körperliche Untersuchung

Bei der körperlichen Untersuchung sollten die Vitalparameter bestimmt werden. Die Atemfrequenz kann kompensatorisch verringert sein. Eine Hypertonie kann ein Hinweis auf einen zugrunde liegenden Hyperaldosteronismus sein.

5.3. EKG

Im EKG können Extrasystolen und ggf. höhergradige Arrhythmien auftreten.

5.4. Labor

Laborchemisch sollten die Elektrolyte überprüft werden. Bei dringendem Verdacht auf eine endokrine Ursache wird ggf. das Serum-Aldosteron bestimmt.

Darüber hinaus kann die Messung der Chloridkonzentration im Urin bei der Einordnung einer metabolischen Alkalose hilfreich sein:

  • Im Fall einer chloridsensitiven Alkalose liegt die Chloridkonzentration im Urin < 25 mmol/l in der Einzelprobe oder < 10 mmol/l in der 24h-Messung.
  • Im Gegensatz dazu besteht z.B. bei einem Hyperaldosteronismus kein Chloridmangel. Entsprechend ist die Chloridkonzentration im Urin höher. Bei einer Konzentration > 40 mmol/l in der Einzelprobe, bzw. > 20 mmol/l in der 24h-Messung, liegt vermutlich eine chloridresistente Alkalose vor.

Ein Sonderfall ist die Alkalose unter Diuretikatherapie. Diese ist zwar chloridsensitiv, jedoch ist durch die vermehrte Ausscheidung die Chloridkonzentration im Urin initial erhöht, wie bei einer chloridresistenten Alkalose.

6. Therapie

Die Therapie ist abhängig von der Grunderkrankung und vom Chloridstatus. Je nachdem erfolgt eine Substitution von Chlorid oder eine Steigerung der renalen Bikarbonatausscheidung.

7. Quiz

8. Podcast

Flextalk - Der Säure-Basen-Haushalt
Flextalk - Der Säure-Basen-Haushalt

9. Bildquelle

  • Bildquelle für Flexikon-Quiz: © Alexander Dummer / pexels
  • Bildquelle Podcast: © Eddie Pipocas / Unsplash

10. Literatur

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