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Diarrhö

von altgriechisch: διά ("diá") - hindurch; ῥέω ("rhéō") - fließen
Synonyme: Durchfall, Durchfallerkrankung, Diarrhöe, Diarrhoe, Diarrhoea
Englisch: diarrhea

1. Definition

Eine Diarrhö besteht ab mindestens drei Entleerungen eines zu flüssigen Stuhls pro Tag. Das Stuhlgewicht muss hierbei über 250 Gramm und/oder der Wassergehalt über 75 % liegen. Die Diarrhö ist ein Symptom und keine eigenständige Krankheit.

2. Einteilung

Das Symptom der Diarrhö kann nach verschiedenen Kriterien klassifiziert werden.

2.1. ...nach Verlauf

2.2. ...nach Pathomechanismus

2.2.1. Sekretorische Diarrhö

Durch fehlende Resorption von Elektrolyten oder fehlerhafte Sekretion von Elektrolyten kommt es aus osmotischen Gründen zur Bindung einer den im Darmlumen verbleibenden Menge an Elektrolyten angemessenen Menge Wasser. Dieses Wasser wird mit ausgeschieden. Sekretorischer Durchfall kann durch Bakterien und deren Toxine, Viren und Protozoen ausgelöst werden. Auch Medikamente können zu sekretorischen Durchfällen führen.

2.2.2. Malassimilatorische Diarrhö

Bei Malabsorption und Maldigestion (beispielsweise im Rahmen von Gallensäuremangel, Zöliakie, tropischer Sprue, Pankreasinsuffizienz, Fructoseintoleranz und Kurzdarm) wirken die unverdauten Nahrungsbestandteile osmotisch und bewirken eine Verflüssigung des Stuhls. Charakteristisch für die malassimilatorische Diarrhö ist die geringe Menge an Elektrolyten bei hoher Osmolarität des Stuhls.

2.2.3. Funktionelle Diarrhö

Eine meist durch psychische Auslöser hervorgerufene Fehlsteuerung und Fehlfunktion des vegetativen Nervensystems führt zu einer überschnellen Entleerung des Darmes. Deswegen wird diese Diarrhö auch als hypermotile Diarrhö bezeichnet. Durch Störungen der Motorik des Darmes kommt es nicht zur ausreichenden Eindickung des Stuhls im Darm. Es resultiert eine Diarrhö. Auch im Rahmen einer Thyreotoxikose werden Diarrhöen gehäuft beobachtet.

2.2.4. Exsudativ-entzündliche Diarrhö

Kennzeichen der exsudativ-entzündlichen Diarrhö sind Schleimhautdefekte, die zu einem Verlust osmotisch wirksamer Substanzen führen. Diese Form der Diarrhö sieht man z.B. bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED) wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa. Sie tritt auch bei invasiven Darminfektionen (EHEC) auf.

2.3. ...nach auslösendem Erreger

2.4. ...nach Begleitumständen

2.5. Sonderformen

3. Ursachen

Aufgrund der komplexen Abläufe im Gastrointestinaltrakt können Diarrhöen durch viele verschiedene Faktoren ausgelöst werden:

4. Diagnostik

Die diagnostische Aufklärung einer chronischen Diarrhö stellt aufgrund der Vielfalt der möglichen Ursachen oft eine Herausforderung dar. Als diagnostische Verfahren kommen unter anderem in Frage:

4.1. Anamnese

Mit der Erhebung der Anamnese können wichtige Hinweise auf die Ursache der Diarrhö gewonnen werden, insbesondere durch die Frage, welches Symptom neben der Diarrhö führend ist.[1]

Führendes Begleitsymptom Möglicher Auslöser
Bauchschmerzen Darmadhärente Mikroorganismen, Zytotoxin-produzierende Erreger
Nausea Bakterielle Exo- oder Endotoxine
Fieber Invasive Mikroorganismen (Salmonellen, Shigellen, Amöben, EHEC)

siehe Hauptartikel: Anamnese bei Diarrhö

4.2. Labor

Die Bestimmung der Endomysium-Antikörper und Transglutaminase-Antikörper dient dem Screening auf Zöliakie bzw. Sprue. Aus ihrem Nachweis ergibt sich die Indikation für eine Biopsie. Sind beide Laborwerte normal, ist eine Zöliakie unwahrscheinlich.

4.3. Bildgebende Verfahren

4.4. Endoskopie

4.5. Funktionstests

5. Therapie

Die Therapie ist abhängig von der auslösenden Ursache. Eine unkomplizierte Diarrhö muss nicht unbedingt medikamentös therapiert werden. Wichtiger ist vor allem bei stärkeren Formen des Durchfalls der Ausgleich des Wasser- und Elektrolytverlustes.

Dies erfolgt bestenfalls durch Rehydratationslösungen. Eine optimale Zusammensetzung auf 1 Liter Wasser ergibt sich bei Zugabe von

Es werden zu diesem Zweck auch fertig angemischte Präparate (z.B. Dinatriumhydrogencitrat) angeboten, die nur noch in Wasser aufgelöst werden müssen. Eine brauchbare Alternative für den Hausgebrauch stellen Fruchtsäfte dar, die in der Regel auch sehr gut den Flüssigkeits- und Elektrolytverlust ersetzen können. Unterstützend wirkt die Aufnahme von Quellstoffen. Als Hausmittel wird oft die Kombination von Cola und Salzstangen empfohlen – die Wirksamkeit ist allerdings umstritten.

Als Medikamente kommen das synthetische Opioid Loperamid und der Enkephalinaseinhibitor Racecadotril unter sorgfältiger Beachtung der Kontraindikationen in Frage. Ferner setzt man bei bestimmten Durchfallformen Uzarawurzel (Xysmalibium undulatum), Heilerde, Tannine, Pektine oder medizinische Kohle ein. Sie eignen sich nach der aktuellen S2k-Leitlinie jedoch nicht zur Therapie von akuten gastrointestinalen Infektionen.[2]

Für Probiotika wie Sacchchromyces boulardii und Lactobacillus rhamnosus konnte die Wirksamkeit einer prophylaktischen Einnahme durch klinische Studien belegt werden. Bei Patienten mit geschwächten Immunsystem und bei Kindern unter 2 Jahren sind Probiotika kontraindiziert.

6. Quellen

  1. Lankisch PG et al.: Leitsymptom Diarrhö - Zertifizierte medizinische Fortbildung, Deutsches Ärzteblatt, Jg. 103, Heft 5, 3. Februar 2006
  2. S2k-Leitlinie Gastrointestinale Infektionen der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) Juni 2023 – AWMF-Registernummer: 021 - 024, abgerufen an 8.1.2024

7. Literatur

  • Laborlexikon.de; abgerufen am 17.05.2021
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