Onchozerkose
Achtung: Du siehst nicht die aktuelle, sondern eine ältere Version dieser Seite.
1. Definition
Unter einer Onchozerkose versteht man eine Infestation mit dem parasitären Fadenwurm Onchocerca volvulus, die sich vor allem durch subkutane Knoten und Hautveränderungen manifestiert .
2. Epidemiologie
Die Erkrankung kommt vor allem im tropischen Afrika vor, wobei schätzungsweise zweihundert Millionen Menschen infiziert sind.
3. Entwicklungszyklus und Pathogenese
Die Larven von Onchozerca volvulus, die sog. Mikrofilarien, werden durch Mücken der Gattung Simulium (Kriebelmücken) übertragen. Nachdem die Würmer nach etwa einem Jahr die Geschlechtsreife entwickelt haben, besiedeln sie das subkutane Bindegewebe und bilden dort Knäuel aus Makrofilarie.
Die zahlreichen, von den Würmern produzierten Mikrofilarien wandern in die Kutis der unteren Extremität und steigen von dort nach Jahren nach proximal auf. Das Erreichen des Kopfes und der Augen ist möglich und führt zu Entzündungen, Sehstörungen und oftmals zur Erblindung.
4. Klinik
Charakteristisch ist die Ausbildung von schmerzlosen Knoten in der Subkutis. Im Laufe der Zeit kommt es im Bereich der Hautareale, in denen die Mikrofilarien Entzündungen hervorrufen, zur Ausbildung von ekzematösen, hyperpigmentieren, lichenifizierten Dermatitiden, die stark jucken.
Durch die Zerstörung der elastischen Bindegewebsanteile sowie durch die durch Antigene abgestorbener Würmer hervorgerufene chronische allergische Reaktionen kann es zur Entstehung einer Papier- oder Greisenhaut kommen.
Die Ausbildung eines Leopardenfellmusters durch Hypopigmentierungen ist möglich.
Erreichen die wandernden Mikrofilarien im Laufe der Jahre das Auge, kann eine Erblindung auftreten. Da die Erkrankung in ihren Endemiegebieten entlang von Flüssen auftritt, wird auch von der Flussblindheit gesprochen. Eine Hornhauttrübung sowie eine progrediente sklerosierende Keratitis weist auf die Entstehung der Erblindung hin.
5. Diagnostik
Zur Diagnose führen die Klinik sowie der Nachweis von adulten Würmern und Mikrofilarien. Die adulten Würmer werden dabei histologisch aus den Operationspräparaten der Knoten nachgewiesen, während die Mikrofilarien in Hautbiopsaten oder direkt mit der Spaltlampe am Auge gesehen werden können.
6. Therapie
Zur Abtötung der Mikrofilarien werden Ivermectin und seltener Diethylcarbamazin eingesetzt. Zusätzlich werden Kortikosteroide verabreicht, da der ausgeprägte Zerfall der Mikrofilarien mit Antigenfreisetzung zu einer immunologisch verursachten Entzündung der Haut mit starkem Juckreiz führt.
Zur Abtötung der adulten Würmern werden die Knoten operativ entfernt und/oder das Medikament Suramin eingesetzt. Weiterhin kann Doxycyclin eingesetzt werden, welches zu einer Vernichtung der endosymbiontischen Bakteriengattung Wolbachia und damit zu einer Sterilität der Mikrofilarien führt.