Anisakis simplex: Unterschied zwischen den Versionen

 
(4 dazwischenliegende Versionen von 2 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 19: Zeile 19:
Nach heutigem (2021) Kenntnisstand läuft die Entwicklung von Anisakis simplex wie folgt ab: Die Weibchen legen die [[Eizelle|Eier]] im [[Verdauungstrakt]] der [[Wirt]] ab, die mit dem [[Kot]] ins Meerwasser gelangen. In den unembryonierten Eiern entwickeln sich anschließend die bescheideten Drittlarven (L3), die ausschlüpfen und von [[Zwischenwirt]]en (Krebsen, wie z.B. Garnelen) aufgenommen werden. In den Zwischenwirten verlieren sie ihre Scheide, wachsen auf eine Länge von etwa 20 [[Millimeter|mm]] heran und erreichen Infektiosität für [[Stapelwirt|paratenische Wirte]] und [[Endwirt]]e.
Nach heutigem (2021) Kenntnisstand läuft die Entwicklung von Anisakis simplex wie folgt ab: Die Weibchen legen die [[Eizelle|Eier]] im [[Verdauungstrakt]] der [[Wirt]] ab, die mit dem [[Kot]] ins Meerwasser gelangen. In den unembryonierten Eiern entwickeln sich anschließend die bescheideten Drittlarven (L3), die ausschlüpfen und von [[Zwischenwirt]]en (Krebsen, wie z.B. Garnelen) aufgenommen werden. In den Zwischenwirten verlieren sie ihre Scheide, wachsen auf eine Länge von etwa 20 [[Millimeter|mm]] heran und erreichen Infektiosität für [[Stapelwirt|paratenische Wirte]] und [[Endwirt]]e.


Durch den Verzehr infizierter Zwischen- oder Stapelwirte (z.B. Copepoda) infizieren sich [[Fisch]]e mit dem Parasiten. In diesen gehen die [[Larve]]n in die [[Leibeshöhle]] über, um sich zwischen den [[Eingeweide]]n, in der [[Leber (Fisch)|Leber]] und in der [[Muskulatur]] abzukapseln. Neben Fische können auch Tintenfische von den Parasiten befallen werden. Paratenische Wirte können auch Drittlarven durch den Verzehr anderer paratenischer Wirte (Fische, Tintenfische) aufnehmen.
Durch den Verzehr infizierter Zwischen- oder Stapelwirte (z.B. Copepoda) infizieren sich [[Fisch]]e mit dem Parasiten. In diesen gehen die [[Larve]]n in die [[Leibeshöhle]] über, um sich zwischen den [[Eingeweide]]n, in der [[Leber (Fisch)|Leber]] und in der [[Muskulatur]] abzukapseln. Neben Fischen können auch Tintenfische von den Parasiten befallen werden. Paratenische Wirte können auch Drittlarven durch den Verzehr anderer paratenischer Wirte (Fische, Tintenfische) aufnehmen.


Nachdem geeignete [[Endwirt]]e infizierte Zwischen- oder Stapelwirte verzehrt haben, siedeln sich die Nematoden direkt im Magen oder Darm an. Über zwei [[Häutung|Häutungsschritte]] entwickeln sich die Larven bis zur Geschlechtsreife. Die Entwicklung kann bei tiefen [[Temperatur]]en (um 5 °[[Celsius|C]]) stattfinden. Die Drittlarven können ihm kühlen Meerwasser bis zu 3 Monate überleben.
Nachdem geeignete [[Endwirt]]e infizierte Zwischen- oder Stapelwirte verzehrt haben, siedeln sich die Nematoden direkt im Magen oder Darm an. Über zwei [[Häutung|Häutungsschritte]] entwickeln sich die Larven bis zur Geschlechtsreife. Die Entwicklung kann bei tiefen [[Temperatur]]en (um 5 °[[Celsius|C]]) stattfinden. Die Drittlarven können ihm kühlen Meerwasser bis zu 3 Monate überleben.
Zeile 27: Zeile 27:


==Humanpathologie==
==Humanpathologie==
Durch den Verzehr von unzureichend zubereitetem Seefisch können auch Menschen mit Anisakis-simplex-Larven infiziert werden. Die lebenden Larven dringen in die [[Magen]]- oder [[Darm]]wand ein und bilden tumorähnliche [[eosinophil]]e [[Granulom]]e aus, die zu entsprechenden [[Symptom]]en führen: [[Abdominalschmerz]]en, [[Erbrechen]], [[Fieber]] und [[Allergie|allergische Reaktionen]].
Durch den Verzehr von unzureichend zubereitetem Seefisch können auch Menschen mit Anisakis-simplex-Larven infiziert werden. Die lebenden Larven dringen in die [[Magen]]- oder [[Darm]]wand ein und bilden tumorähnliche [[eosinophil]]e [[Granulom]]e aus, die u.a. [[Abdominalschmerz]]en, [[Erbrechen]], [[Fieber]] und [[Allergie|allergische Reaktionen]] auslösen.


Anisakis spp. enthalten thermostabile [[Allergen]]e, die zu einer [[Sensibilisierung]] führen. Ein erneuter Kontakt mit dem Allergen (auch durch abgetötete Larven möglich) kann zu schweren allergischen Reaktionen wie [[Urtikaria]] und [[Angioödem]]en bis hin zum [[Anaphylaktischer Schock|anaphylaktischen Schock]] führen.
Anisakis spp. enthalten thermostabile [[Allergen]]e, die zu einer [[Sensibilisierung]] führen. Ein erneuter Kontakt mit dem Allergen kann schwere allergische Reaktionen wie [[Urtikaria]] und [[Angioödem]]e bis hin zum [[Anaphylaktischer Schock|anaphylaktischen Schock]] triggern. Dabei können auch bereits abgetötete Larven ursächlich sein.


==Quelle==
==Quelle==

Aktuelle Version vom 28. Juli 2021, 10:41 Uhr

Definition

Als Anisakis simplex bezeichnet man einen Nematoden (Rundwurm) der Familie Anisakidae. Als Zoonoseerreger befällt er neben Tieren auch den Menschen (Anisakiasis).

Taxonomie

Erreger

Die adulten Stadien von Anisakis simplex werden bis zu 20 cm lang. Die Männchen messen zwischen 3 und 13 cm, die Weibchen zwischen 4 und 20 cm.

Die Parasiten leben im Magen und Dünndarm von Zahnwahlen oder (weniger häufig) von Robben.

Entwicklung

Nach heutigem (2021) Kenntnisstand läuft die Entwicklung von Anisakis simplex wie folgt ab: Die Weibchen legen die Eier im Verdauungstrakt der Wirt ab, die mit dem Kot ins Meerwasser gelangen. In den unembryonierten Eiern entwickeln sich anschließend die bescheideten Drittlarven (L3), die ausschlüpfen und von Zwischenwirten (Krebsen, wie z.B. Garnelen) aufgenommen werden. In den Zwischenwirten verlieren sie ihre Scheide, wachsen auf eine Länge von etwa 20 mm heran und erreichen Infektiosität für paratenische Wirte und Endwirte.

Durch den Verzehr infizierter Zwischen- oder Stapelwirte (z.B. Copepoda) infizieren sich Fische mit dem Parasiten. In diesen gehen die Larven in die Leibeshöhle über, um sich zwischen den Eingeweiden, in der Leber und in der Muskulatur abzukapseln. Neben Fischen können auch Tintenfische von den Parasiten befallen werden. Paratenische Wirte können auch Drittlarven durch den Verzehr anderer paratenischer Wirte (Fische, Tintenfische) aufnehmen.

Nachdem geeignete Endwirte infizierte Zwischen- oder Stapelwirte verzehrt haben, siedeln sich die Nematoden direkt im Magen oder Darm an. Über zwei Häutungsschritte entwickeln sich die Larven bis zur Geschlechtsreife. Die Entwicklung kann bei tiefen Temperaturen (um 5 °C) stattfinden. Die Drittlarven können ihm kühlen Meerwasser bis zu 3 Monate überleben.

Epidemiologie

Anisakis simplex-Larven konnten bislang in über 150 Fischarten und in Tintenfischen nachgewiesen werden. In norwegischen Gewässern waren 1998 97 % der Pollaks, 92 % der Dorsche und 60 % der Rotbarsche mit Anisakis simplex befallen.

Humanpathologie

Durch den Verzehr von unzureichend zubereitetem Seefisch können auch Menschen mit Anisakis-simplex-Larven infiziert werden. Die lebenden Larven dringen in die Magen- oder Darmwand ein und bilden tumorähnliche eosinophile Granulome aus, die u.a. Abdominalschmerzen, Erbrechen, Fieber und allergische Reaktionen auslösen.

Anisakis spp. enthalten thermostabile Allergene, die zu einer Sensibilisierung führen. Ein erneuter Kontakt mit dem Allergen kann schwere allergische Reaktionen wie Urtikaria und Angioödeme bis hin zum anaphylaktischen Schock triggern. Dabei können auch bereits abgetötete Larven ursächlich sein.

Quelle

  • Aibinu IE, Smooker PM, Lopata AL. Anisakis Nematodes in Fish and Shellfish- from infection to allergies. Int J Parasitol Parasites Wildl. 2019;9:384-393. Published 2019 Jun 6. doi:10.1016/j.ijppaw.2019.04.007

Literatur

  • Eckert, Johannes, Friedhoff, Karl Theodor, Zahner, Horst, Deplazes, Peter. Lehrbuch der Parasitologie für die Tiermedizin. 2., vollständig überarbeitete Auflage. Enke-Verlag, 2008.