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==Definition==
==Definition==
'''Trichuris''' bzw. '''Peitschenwürmer''' sind eine Gattung der [[Nematode]]n (Fadenwürmer) und Verursacher zahlreicher [[Parasitose]]n verschiedener [[Haussäugetier]]e sowie beim [[Mensch]]en.
Als '''Trichuris''' bzw. '''Peitschenwürmer''' bezeichnet man eine Gattung der [[Nematode]]n (Fadenwürmer). Sie sind Verursacher zahlreicher [[Parasitose]]n beim [[Haussäugetier]] sowie beim [[Mensch]]en.


==Taxonomie==
==Taxonomie==
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==Erreger==
==Erreger==
Peitschewürmer parasitieren im [[Dickdarm (Veterinärmedizin)|Dickdarm]] von [[Säugetier]]en und Menschen. Mittlerweile sind zahlreiche Arten bekannt, z.B.:
Peitschenwürmer parasitieren im [[Dickdarm (Veterinärmedizin)|Dickdarm]] von [[Säugetier]]en und Menschen. Mittlerweile sind zahlreiche Arten bekannt, z.B.:
* [[Trichuris ovis]]
* [[Trichuris ovis]]
* [[Trichuris skrjabini]] ([[Wiederkäuer|Haus-]] und Wildwiederkäuer)
* [[Trichuris skrjabini]] ([[Wiederkäuer|Haus-]] und Wildwiederkäuer)
* [[Trichuris suis]] ([[Schwein|Haus-]] und Wildschwein)
* [[Trichuris suis]] ([[Schwein|Haus-]] und Wildschwein)
* [[Trichuris vulpis]] ([[Hund]], [[Fuchs]], andere [[Canidae]])
* [[Trichuris vulpis]] ([[Hund]], [[Fuchs]], andere [[Canidae]])
* [[Trichuris leporis ([[Hase]], [[Kaninchen]])
* [[Trichuris leporis]] ([[Hase]], [[Kaninchen]])
* [[Trichuris trichiura (Mensch und andere [[Primate]]n)
* [[Trichuris trichiura]] (Mensch und andere [[Primate]]n)
* [[Trichuris serrata]]
* [[Trichuris serrata]]
* [[Trichuris felis]] (sehr selten bei [[Katze]]n)
* [[Trichuris felis]] (sehr selten bei [[Katze]]n)


Trichuris-Arten sind ca. 3 bis 8 [[Zentimeter|cm]] lange Nematoden mit einer typischen, peitschenähnlichen Gestalt. Ihr Vorderkörper ist lang und dünn (ca. 2/3 der Gesamtlänge) und ihr Hinderende ist dick aufgetrieben. Die [[Männchen]] besitzen ein [[Spiculum]] mit bedornter Spiculumscheide und das Hinterende ist oft eingerollt. Die Eier sind charakteristisch zitronenförmig, braun gefärbt und anhand ihrer zwei Polpfröpfe leicht erkennbar. Die Größe variiert je nach Art: Trichuris vulpis ist 47 bis 71 x 27 bis 34 [[Mikrometer|µm]] groß.
Trichuris-Arten sind 3 bis 8 [[Zentimeter|cm]] lange Nematoden mit einer typischen, peitschenähnlichen Gestalt. Ihr Vorderkörper ist lang und dünn (ca. 2/3 der Gesamtlänge), ihr Hinderende dick aufgetrieben. Die [[Männchen]] besitzen ein [[Spiculum]] mit bedornter Spiculumscheide. Das Hinterende ist oft eingerollt. Die Eier sind charakteristisch zitronenförmig, braun gefärbt und anhand ihrer zwei Polpfröpfe leicht erkennbar. Die Größe variiert je nach Art: Trichuris vulpis ist 47 bis 71 x 27 bis 34 [[Mikrometer|µm]] groß.


==Entwicklung==
==Entwicklung==
Trichuris-Arten folgen einem [[monoxen]]en Entwicklungszyklus. Die Entwicklung wird exemplarisch am Beispiel von Trichuris vulpis beschrieben.
Trichuris-Arten folgen einem [[monoxen]]en Entwicklungszyklus. Die Entwicklung wird exemplarisch am Beispiel von Trichuris vulpis beschrieben.


Trichuris vulpis lebt vorwiegend im [[Caecum (Hund)|Caecum]] und seltener auch im [[Colon (Veterinärmedizin)|Colon]] des Hundes und anderer Canidae. Bei starkem Befall parasitiert der Wurm im gesamten Dickdarm. Trichuris-Weibchen produzieren etliche Eier, die unsegmentiert mit dem [[Kot]] an die Außenwelt abgegeben werden. Im Ei entwickelt sich bei günstigen Bedingungen (genügend [[Feuchtigkeit]] und [[Temperatur]]en von 20 °[[Celsius|C]]) in etwa 6 Wochen die infektionsfähige Erstlarve (L1). Bei tieferen Temperaturen sind die Eier oft erst nach Monaten ansteckunsfähig.
Trichuris vulpis lebt vorwiegend im [[Caecum (Hund)|Caecum]] und seltener auch im [[Colon (Veterinärmedizin)|Colon]] des Hundes und anderer Canidae. Bei starkem Befall parasitiert der Wurm im gesamten Dickdarm. Trichuris-Weibchen produzieren etliche Eier, die unsegmentiert mit dem [[Kot]] an die Außenwelt abgegeben werden. Im Ei entwickelt sich bei günstigen Bedingungen (genügend [[Feuchtigkeit]] und [[Temperatur]]en von 20 °[[Celsius|C]]) in etwa 6 Wochen die infektionsfähige Erstlarve (L1). Bei tieferen Temperaturen sind die Eier oft erst nach Monaten ansteckungsfähig.


Nachdem ein [[Wirt]] die Infektionsstadien [[peroral]] aufgenommen haben, verlassen die L1 im [[Duodenum (Fleischfresser)|Duodenum]] und [[Jejunum (Fleischfresser)|Jejunum]] die Eihülle. Im weiteren Verlauf der Entwicklung, die über vier [[Häutung]]svorgänge geht, verbringen die Juvenilstadien eine mehrwöchige [[histotrop]]e Phase in der [[Schleimhaut]] des Verdauungstraktes: zunächst im Dünndarm und anschließend im Caecum oder Colon. Etwa 6 Wochen später besiedeln die Adultstadien das Darmlumen, verankern sich anschließend mit dem dünnen Vorderende in der Schleimhaut und schließen so den Regelkreis. Die [[Präpatenz]] beträgt etwa 9 bis 13 Wochen und die Lebensdauer der Parasiten im Wirt wird mit etwa 16 Monaten angegeben.
Nachdem ein [[Wirt]] die Infektionsstadien [[peroral]] aufgenommen hat, verlassen die L1 im [[Duodenum (Fleischfresser)|Duodenum]] und [[Jejunum (Fleischfresser)|Jejunum]] die Eihülle. Im weiteren Verlauf der Entwicklung, die über vier [[Häutung]]svorgänge geht, verbringen die Juvenilstadien eine mehrwöchige [[histotrop]]e Phase in der [[Schleimhaut]] des Verdauungstraktes - zunächst im Dünndarm und anschließend im Caecum oder Colon. Etwa 6 Wochen später besiedeln die Adultstadien das Darmlumen, verankern sich anschließend mit dem dünnen Vorderende in der Schleimhaut und schließen so den Regelkreis.
 
Die [[Präpatenz]] beträgt zwischen 9 bis 13 Wochen und die Lebensdauer der Parasiten im Wirt wird mit ca. 16 Monaten angegeben.


==Vorkommen==
==Vorkommen==
Da Trichuris-Eier für ihre Entwicklung einen hohen Feuchtigkeitsgehalt der Umgebung benötigen, kommen sie v.a. in feuchten und schattigen Ausläufen mit Naturboden sowie Tränkeplätze und anderen Feuchtstellen auf Weiden vor.  
Peitschenwürmer sind weltweit verbreitet, jedoch endemisch in den Tropen und Subtropen (z.B. Türkei) und nach dem [[Madenwurm]] der zweithäufigste Dickdarmparasit in tropischen und subtropischen Ländern.
 
Da Trichuris-Eier für ihre Entwicklung einen hohen Feuchtigkeitsgehalt in der Umgebung benötigen, kommen sie v.a. in feuchten und schattigen Ausläufen mit Naturboden vor, wie z.B. Tränkeplätzen und andere Feuchtstellen auf Weiden.


==Epidemiologie==
==Epidemiologie==
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==Zoonose==
==Zoonose==
Trichuris trichiura des Menschen und Trichuris suis des Schweines sind sehr ähnliche, jedoch deutlich voneinander unterscheidbare Arten. Experimentell sind diese Arten zwar wechselseitig übertragen, doch liegen Nachweise für natürliche Infektionen von Trichuris suis beim Menschen nicht vor. Im Gegensatz dazu konnten sporadisch Infektionen des Menschen mit Trichuris vulpis beschrieben werden.
Trichuris trichiura des Menschen und Trichuris suis des Schweines sind sehr ähnliche, jedoch deutlich voneinander unterscheidbare Arten. Experimentell werden diese Arten zwar wechselseitig übertragen, doch liegen Nachweise für natürliche Infektionen von Trichuris suis beim Menschen nicht vor. Im Gegensatz dazu konnten sporadisch Infektionen des Menschen mit Trichuris vulpis beschrieben werden.


==Literatur==
==Literatur==
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[[Fachgebiet:Veterinärmedizin]]
[[Fachgebiet:Veterinärmedizin]]
[[Tag:Haussäugetier]]
[[Tag:Haussäugetier]]
[[Tag:Nemantode]]
[[Tag:Nematoden]]
[[Tag:Trichuriasis]]
[[Tag:Trichuriasis]]
[[Tag:Trichuriose]]
[[Tag:Trichuriose]]

Aktuelle Version vom 7. Juni 2021, 15:23 Uhr

von griechisch: thrix - Haar und ura - Schwanz
Synonym: Peitschenwürmer

Definition

Als Trichuris bzw. Peitschenwürmer bezeichnet man eine Gattung der Nematoden (Fadenwürmer). Sie sind Verursacher zahlreicher Parasitosen beim Haussäugetier sowie beim Menschen.

Taxonomie

Erreger

Peitschenwürmer parasitieren im Dickdarm von Säugetieren und Menschen. Mittlerweile sind zahlreiche Arten bekannt, z.B.:

Trichuris-Arten sind 3 bis 8 cm lange Nematoden mit einer typischen, peitschenähnlichen Gestalt. Ihr Vorderkörper ist lang und dünn (ca. 2/3 der Gesamtlänge), ihr Hinderende dick aufgetrieben. Die Männchen besitzen ein Spiculum mit bedornter Spiculumscheide. Das Hinterende ist oft eingerollt. Die Eier sind charakteristisch zitronenförmig, braun gefärbt und anhand ihrer zwei Polpfröpfe leicht erkennbar. Die Größe variiert je nach Art: Trichuris vulpis ist 47 bis 71 x 27 bis 34 µm groß.

Entwicklung

Trichuris-Arten folgen einem monoxenen Entwicklungszyklus. Die Entwicklung wird exemplarisch am Beispiel von Trichuris vulpis beschrieben.

Trichuris vulpis lebt vorwiegend im Caecum und seltener auch im Colon des Hundes und anderer Canidae. Bei starkem Befall parasitiert der Wurm im gesamten Dickdarm. Trichuris-Weibchen produzieren etliche Eier, die unsegmentiert mit dem Kot an die Außenwelt abgegeben werden. Im Ei entwickelt sich bei günstigen Bedingungen (genügend Feuchtigkeit und Temperaturen von 20 °C) in etwa 6 Wochen die infektionsfähige Erstlarve (L1). Bei tieferen Temperaturen sind die Eier oft erst nach Monaten ansteckungsfähig.

Nachdem ein Wirt die Infektionsstadien peroral aufgenommen hat, verlassen die L1 im Duodenum und Jejunum die Eihülle. Im weiteren Verlauf der Entwicklung, die über vier Häutungsvorgänge geht, verbringen die Juvenilstadien eine mehrwöchige histotrope Phase in der Schleimhaut des Verdauungstraktes - zunächst im Dünndarm und anschließend im Caecum oder Colon. Etwa 6 Wochen später besiedeln die Adultstadien das Darmlumen, verankern sich anschließend mit dem dünnen Vorderende in der Schleimhaut und schließen so den Regelkreis.

Die Präpatenz beträgt zwischen 9 bis 13 Wochen und die Lebensdauer der Parasiten im Wirt wird mit ca. 16 Monaten angegeben.

Vorkommen

Peitschenwürmer sind weltweit verbreitet, jedoch endemisch in den Tropen und Subtropen (z.B. Türkei) und nach dem Madenwurm der zweithäufigste Dickdarmparasit in tropischen und subtropischen Ländern.

Da Trichuris-Eier für ihre Entwicklung einen hohen Feuchtigkeitsgehalt in der Umgebung benötigen, kommen sie v.a. in feuchten und schattigen Ausläufen mit Naturboden vor, wie z.B. Tränkeplätzen und andere Feuchtstellen auf Weiden.

Epidemiologie

Ein patenter Befall mit Trichuris vulpis kommt bei über 9 Wochen alten Hunden vor, wobei die Prävalenz je nach Haltungsart und Region variabel ist: von gering bis erheblich (in der Südschweiz waren 29 % von 371 Hunden Ausscheider von Trichuris-Eiern).

In der heute üblichen Intensivhaltung von Schweinen in Stallungen ist ein Trichuris-Befall relativ selten.

Erkrankung

Da Peitschenwürmer mit ihrem dünnen Vorderende in der Darmschleimhaut verankert sind, bilden sie tunnelartige Gänge in der Epithelschicht sowie dicht darunter. Unter dem Einfluss von Sekreten der Peitschenwürmer wird das Epithel in ein Synzytium umgewandelt. Ein stärkerer Befall führt zu einer subakuten, katarrhalischen Entzündung, wohingegen eine massive Infektion zu hämorrhagischen Entzündungen des Caecums und zum Teil auch des Colons führt.

Ein starker Befall bei Hunden führt zu Anorexie, Entwicklungsstörungen, Abmagerung, Anämie sowie Durchfall infolge katarrhalischer oder hämorrhagischer Dickdarmentzündungen.

Zoonose

Trichuris trichiura des Menschen und Trichuris suis des Schweines sind sehr ähnliche, jedoch deutlich voneinander unterscheidbare Arten. Experimentell werden diese Arten zwar wechselseitig übertragen, doch liegen Nachweise für natürliche Infektionen von Trichuris suis beim Menschen nicht vor. Im Gegensatz dazu konnten sporadisch Infektionen des Menschen mit Trichuris vulpis beschrieben werden.

Literatur

  • Eckert, Johannes, Friedhoff, Karl Theodor, Zahner, Horst, Deplazes, Peter. Lehrbuch der Parasitologie für die Tiermedizin. 2., vollständig überarbeitete Auflage. Enke-Verlag, 2008.