Zusatzweiterbildung Spezielle Orthopädische Chirurgie
Definition
Die Zusatzweiterbildung Spezielle Orthopädische Chirurgie erweitert die Facharztkompetenz in der Orthopädie und Unfallchirurgie. Sie beinhaltet die Diagnostik und Therapie komplexer Fehlbildungen und Deformitäten des Stütz- und Bewegungsapparates. Ziel ist die eigenständige operative und konservative Behandlung orthopädischer Krankheitsbilder nach aktuellen wissenschaftlichen Standards.
Hintergrund
Die orthopädische Chirurgie hat sich in den vergangenen Jahrzehnten stark weiterentwickelt. Fortschritte in der Endoprothetik, Arthroskopie, Tumororthopädie sowie der rekonstruktiven und minimalinvasiven Chirurgie ermöglichen heute hochspezialisierte Eingriffe mit hohem funktionellem Anspruch.
Die Zusatzweiterbildung stellt sicher, dass Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie über die erforderliche Expertise verfügen, um komplexe orthopädisch-chirurgische Eingriffe einschließlich plastisch-rekonstruktiver Verfahren selbstständig zu planen, durchzuführen und nachzubereiten.
Weiterbildung
Die Zusatzweiterbildung Spezielle Orthopädische Chirurgie ist in der (Muster-)Weiterbildungsordnung (MWBO) von 2020 der Bundesärztekammer verankert.
Weiterbildungsablauf
Voraussetzung zum Erwerb der Zusatzbezeichnung ist die Facharztanerkennung im Fachgebiet der Orthopädie und Unfallchirurgie.
Zusätzlich erforderlich sind:
- 24–36 Monate strukturierte Weiterbildung in spezieller orthopädischer Chirurgie an einer anerkannten Weiterbildungsstätte unter Anleitung einer befugten Person (Weiterbildungszeit ist abhängig von der Landesärztekammer)
- Davon können bis zu 12 Monate bereits während der Facharztweiterbildung für spezielle orthopädische Chirurgie abgeleistet und angerechnet werden (abhängig von der Landesärztekammer)
- Dokumentation von Mindestfallzahlen für komplexe operative Eingriffe (z.B. Becken- und Hüftoperationen, Tumorresektionen, Korrekturosteotomien, Wirbelsäuleneingriffe)
Weiterbildungsinhalt
Im Rahmen der Zusatzweiterbildung werden vertiefte Kenntnisse, Erfahrungen und Fertigkeiten vermittelt in:
- Diagnostik und Therapie komplexer orthopädischer Krankheitsbilder
- Indikationsstellung und Durchführung operativer Eingriffe höherer Schwierigkeitsgrade (z. B. an Wirbelsäule, Schulter, Ellenbogen, Becken, Hüftgelenk, Kniegelenk, Sprunggelenk, Fuß)
- Operative Behandlung angeborener und erworbener Deformitäten der Extremitäten und Wirbelsäule
- Korrekturosteotomien, Rekonstruktionen bei Fehlstellungen
- Endoprothetische Versorgung großer Gelenke (primäre Implantation, Wechseloperation, Revisionsendoprothetik)
- Chirurgie des Fußes und Sprunggelenks (Arthrodesen, Sehnenoperationen, Korrekturen komplexer Deformitäten)
- Operative Therapie von Knochen- und Weichteiltumoren des Bewegungsapparates
- Plastisch-rekonstruktive Eingriffe (Weichteildeckungen, Lappenplastiken, mikrochirurgische Techniken, Amputationen)
- Behandlung von Infektionen, Pseudarthrosen und Implantatkomplikationen
- Operative und konservative Behandlung degenerativer, rheumatischer und traumatischer Gelenkerkrankungen
- Arthroskopische Eingriffe an Schulter, Knie, Sprunggelenk und Hand
- Perioperative Betreuung, postoperative Überwachung, Rehabilitation und langfristige Nachsorge komplexer orthopädischer Patienten
Literatur
- BÄK: Zusatzweiterbildung „Spezielle Orthopädische Chirurgie“ – Logbuch und Richtlinien, Bundesärztekammer, abgerufen am 28. Oktober 2025
- (Muster-)Weiterbildungsordnung 2018 (Fassung 2020), Bundesärztekammer, abgerufen am 28. Oktober 2025
- Grifka, J.: Orthopädie Unfallchirurgie, 10. Aufl., Springer, 2021
- Kohn et al.: Spezielle orthopädische Chirurgie, 1. Aufl., Urban & Fischer / Elsevier, 2016