Hydronephrose
von altgriechisch: ὕδωρ ("hýdōr") - Wasser und νεφρός ("nephros") - Niere
Synonyme: Wassersackniere, Harnstauungsniere
Englisch: hydronephrosis
Definition
Als Hydronephrose bezeichnet man eine pathologische Erweiterung des Nierenbeckens (Pyelektasie) und der Nierenkelche durch eine Harnabflussstörung im Bereich der ableitenden Harnwege. Die extreme Ausprägung mit aufgeblähtem Nierenbecken und stark verschmälertem Nierenparenchym wird auch als Wassersackniere bezeichnet.
siehe auch: obstruktive Nephropathie
Ätiologie
Ätiologisch unterscheidet man
- kongenitale (primäre) Formen in Folge von Stenosen des Ureters, vor allem des Ureterabganges und des Ureterostiums oder der Urethra sowie
- erworbene (sekundäre) Zustandsbilder.
Bei der sekundären Hydronephrose besteht eine Abflussstörung im Bereich
- des Ureters durch:
- konkrementbedingte Okklusion bei Urolithiasis
- kompressionsbedingte Stenosen in Folge
- Ureterkarzinom
- Erkrankungen der weiblichen Genitalorgane:
- Ovar: Ovarialkarzinom, externe Endometriose, Abszess
- Tube: Extrauteringravidität, Tubenkarzinom
- Retroperitonealfibrose
- der Harnblase im Rahmen:
- eines Harnblasentumors oder
- Harnblasensteinen
- der Urethra bei Prostatahyperplasie oder -karzinom.
siehe auch: obstruktive Uropathie
Klinik
Das klinische Bild der Hydronephrose äußert sich in ursachenbedingten Miktionsstörungen (Oligurie, Anurie, Überlaufblase) und geht bei lang andauernder Stauung durch refluxbedingte Druckatrophie des Nierenparenchyms in eine Niereninsuffizienz über.
Bei sekundärer Hydronephrose bestehen zusätzlich die Symptome der jeweiligen Grunderkrankung.
Diagnostik
Der Nachweis und die Beurteilung des Umfanges der Erweiterung erfolgt sonographisch. Kongenitale Hydronephrosen sind durch die pränatale Ultraschalldiagnostik nachweisbar.
Zur Ursachenabklärung sind verdachtsabhängige bildgebende Verfahren heranzuziehen:
- Sonographie (Abdomen, Harnwege, Blase, weibliche Genitalorgane)
- CT
- Ureteroskopie
- Zystoskopie.
Die Nierenfunktionsstörung kann durch entsprechende Labordiagnostik (Nierenwerte) beurteilt werden.
CT-Fallbeispiel
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Klassifikation
Die Hydronephrose wird sonographisch bzw. radiologisch in vier Grade eingeteilt:
- Grad I: Erweiterung des Nierenbeckens, keine Erweiterung der Nierenkelche
- Grad II: Erweiterung des Nierenbeckens, leichter Erweiterung der Kelchhälse und der Nierenkelche
- Grad III: Deutliche Erweiterung des Nierenbeckens, der Kelchhälse und der Nierenkelche mit teilweiser Zurückdrängung des Nierenparenchyms
- Grad IV: Vollständige Zurückdrängung des Nierenparenchyms durch das erweiterte Nierenbecken
Therapie
Die Therapie der Hydronephrose erfolgt durch endoskopische oder operative Beseitigung des Abflusshindernisses bzw. Rekanalisation der Harnwege:
- Entfernung von Harnleitersteinen
- Schienung mittels Stentimplantation (Ureterkatheter)
- intraperitoneale Verlagerung des Ureters oder
- Anlage eines Urostomas
Bildquelle
- Bildquelle DICOM-Viewer: Datensatz freundlicherweise zur Verfügung gestellt durch die Klinik für diagnostische und interventionelle Radiologie, St. Vinzenz Hospital Köln