Uterustorsion (Katze)
Synonym: Torsio uteri ante partum
Definition
Vorkommen
Uterustorsionen können bereits ab dem 2. Trimester der Gravidität auftreten. Am häufigsten treten sie jedoch im präpartalen oder partalen Stadium auf.
Graduierung
Die Uterustorsion kann sowohl hinsichtlich der Klinik und der Prognose, als auch anhand des Zeitpunkts (zu dem die Uterustorsion eintritt) bzw. dem Grad der Achsendrehung unterteilt werden.
Abhängig vom Grad der Verdrehung können unterschiedliche Symptome entstehen:
- Drehung < 90°: Kann sich unter günstiger Körperhaltung von alleine beheben.
- Drehung zwischen 90 und 180°: Anfänglich kommt es zu leichten Schmerzsymptomen (oft undefinierbare abdominale Reizung).
- Drehung > 180°: Führt rasch zum Tod der Feten und ist mit hochgradiger Symptomatik, Schock und Gefahr einer Uterusruptur verbunden.
In den meisten Fällen kommt es zu einer Verdrehung des gesamten Uterus, selten sind nur einige Segmente oder nur ein Uterushorn torquiert.
Ätiologie
Die genauen Auslöser einer Uterustorsion sind bislang (2022) noch nicht endgültig geklärt. Vermutet wird eine Kombination aus mehreren Faktoren:
- ungünstige Bewegungen des Muttertiers (z.B. Drehung von der Bauch- in Rückenlage)
- fetale Motilität
- stark gefüllte Darmabschnitte
Pathogenese
Der Uterus ist im graviden Zustand ca. 90 bis 100 mm lang und 3 bis 4 mm breit. Das Hohlorgan ist beidseits mit einer ausgedehnten Bauchfellplatte (Mesometrium bzw. Ligamntum latum uteri) locker fixiert und liegt dem Darmkonvolut auf. Die Ligamenta lata uteri stehen dabei unter geringer Spannung und besitzen bei der Katze kaum Fetteinlagerungen, weshalb der Uterus eine gewisse Beweglichkeit behält.
Mit fortschreitender Gravidität dehnen sich die Ligamenta lata uteri, wobei der Uterus nicht stärker fixiert wird. Auf diese Weise verbleibt auch der hochgravide Uterus noch leicht pendelnd in der Bauchhöhle und kann sich trotz Größen- und Gewichtszunahme seiner Umgebung anpassen. Durch ungünstige Bedingungen (z.B. rasche Bewegung des Muttertiers, eventuell in Verbindung mit fetaler Motilität) kann es zum Umschlagen des Uterus nach links oder rechts kommen. Die Drehstelle befindet sich bei einer totalen Torsion immer im Bereich des Corpus uteri und bezieht so teilweise die Zervix mit ein. In manchen Fällen kommt es nicht nur zu einer Drehung um 180°, sondern auch zu einer Verdrehung um 360° und mehr (bis zu 540°).
In die Torsion einbezogen sind auch die uterinen Gefäße (Arteria und Vena uterina) mitsamt ihren zahlreichen Verzweigungen. Durch die Torquierung kommt es zur Hämostase mit nachfolgender Ischämie, weshalb die Durchblutung der Uteruswand sowie der plazentare Kreislauf gestört wird.
Klinik
Die Ausprägung der klinischen Symptome korreliert stark mit dem Grad der Torsion.
Ein torquierter Uterus ist schmerzhaft. Der Grad der Schmerzen hängt vom Grad der Verdrehung ab, sodass geringe Drehungen häufig nur mit unspezifischen Symptomen einhergehen, während Drehungen um 180° und mehr zu akuten Schmerzen führen. Charakteristische Anzeichen sind verstärktes Wälzen, Kopfwendung zum Abdomen, gekrümmte Liegehaltung und ein aufgezogener Bauch. Mit fortgeschrittener Erkrankung werden die Tiere somnolent, die Schleimhäute sind blass-bläulich, es besteht eine Tachykardie und eine oberflächliche und stoßweise Atmung.
Differenzialdiagnosen
Als Differenzialdiagnosen sind auszuschließen:
- gastrointestinale Krankheiten (z.B. Magentumor, Invaginationen)
- Aszites
- Uterusruptur
- Uterustumor
- Extrauteringravidität
- Leber- und/oder Milzruptur
Diagnose
Die Verdachtsdiagnose ergibt sich durch die typische Klinik und durch die gründliche Anamnese.
Bei der klinischen Untersuchung fallen neben einer veränderten Atmung und Pulsqualität auch eine stark gespannte Backdecke - in Verbindung mit einem Palpationsschmerz - auf. Die Körpertemperatur kann entweder unverändert oder verringert (hypotherm) sein. Die Diagnose wird letztendlich durch Ultraschallkontrolle (erste Hinweise) und dann mittels einer Probelaparatomie gesichert.
Therapie
Nachdem die Diagnose bestätigt ist, muss entschieden werden, ob die Feten gerettet werden können oder ob eine Hysterektomie oder Ovariohysterektomie durchzuführen ist. In seltenen Fällen kann die Torsion zurückgedreht und die Vitalität der Feten sowie des Uterus erhalten werden.
Literatur
- Günzel-Apel A, Bostedt H (Hrsg.). 2016. Reproduktionsmedizin und Neonatologie von Hund und Katze. Mit 250 Abbildungen und 150 Tabellen. Stuttgart: Schattauer GmbH. ISBN: 978-3-7945-2249-1
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